Kommentar Krieg in Gaza - Ohne Rezept

Die internationalen Bemühungen, im Gazastreifen einen Waffenstillstand zu erreichen, leiden an der mangelnden Autorität der Vermittler. Die Umbrüche in der arabischen Welt haben alte Allianzen zwischen den Staaten zerstört, neue Koalitionen haben sich wegen widerstreitender Interessen noch nicht gebildet.

US-Außenminister John Kerry erlebt gerade, wie auch die Vereinigten Staaten im Nahen Osten ihren Kredit verspielt haben. Neun Monate hat er sich redlich bemüht, einen Friedensvertrag zwischen Israelis und Palästinensern zustande zu bringen. Aber guter Wille ist nicht ausreichend, um Politik zu machen. Dass die Hardliner in der israelischen Regierung durchsetzen konnten, den Siedlungsbau während der Verhandlungen fortzusetzen, hat wesentlich zum Scheitern von Kerrys Vermittlung beigetragen.

Für die laufenden Waffenstillstandsbemühungen gilt: Viele Köche verderben den Brei. Ägyptens Staatspräsident Abdel Fatah al-Sisi kann mit Israel, ist aber für die Hamas nicht akzeptabel, weil er deren Vernichtung will. Die letzten verbliebenen Hamas-Unterstützer Türkei und Katar haben keinen Draht zu Israel. Die Europäer gelten in Israel ähnlich wie Kerry bestenfalls als naiv. Wachsende europäische Forderungen, Siedlerprodukte aus den Läden zu verbannen, schüren Misstrauen gegen Europa.

So gibt es keinen Koch, der das Rezept für einen Waffenstillstand kennt. Heraus kommt ein Brei, der nicht nur ungenießbar, sondern tödlich ist - vor allem für die Palästinenser in Gaza.

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