Kommentar Heuchler

London · Wenn es um das Thema Rüstungsgeschäfte geht, ist die Heuchelei oft nicht weit entfernt. Premier David Cameron kritisierte Frankreich für dessen Festhalten an einem Rüstungsdeal, nun wird bekannt, dass auch britische Waffen weiterhin nach Russland verkauft werden dürfen.

Sowohl die französische Position als auch das britische Vorgehen zeigen, dass die europäischen Staaten große Handelspartner der Konflikte und Kriege dieser Welt sind. Nur zugeben wollen sie das meist nicht und belügen damit sowohl die eigene Bevölkerung als auch jene Menschen, die unter autoritären Regimes leiden und sich Hilfe von der EU versprechen. Das ist nicht nur in der Ukraine der Fall, sondern auch in Syrien, Ägypten oder Saudi-Arabien, wo europäische Politiker Menschenrechte fordern, während Rüstungsdeals im Hinterzimmer abgeschlossen werden.

Jetzt ist das Ungeheuerliche passiert, ein Passagierflugzeug wurde abgeschossen und aus Europas Regierungsstuben hört man viele Worte, sieht jedoch kaum Taten. Die EU-Länder können sich nicht auf eine gemeinsame harte Linie gegen Russland einigen. Westminster weiß, wie eine Ausweitung der Sanktionen auf den Finanzbereich der Londoner City schaden würde. Die Metropole gilt als sicherer Hort russischer Oligarchen. Das ist nachlässig, viele der vermögenden Russen stehen in Putins Einflussbereich. Nationale Wirtschaftsinteressen überlagern wieder einmal friedensstiftende Maßnahmen. Was muss noch geschehen, damit Russlands Unangreifbarkeit endlich erschüttert wird?

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