Wahlen in Frankreich Kommentar: Gefährliche Strategie

Paris · Auch wenn der Front National bei der zweiten Runde der Wahlen an diesem Sonntag in keiner der 13 französischen Regionen siegen sollte - auf eine Weise hat er trotzdem jetzt schon gewonnen. Er konnte seine lokale Macht ausbauen und sich im ersten Durchgang als stärkste Kraft positionieren.

In manchen Regionen lag er mit einem Abstand von 15 Prozentpunkten vor den anderen. Indem die Rechtsextremen den gesamten Wahlkampf bestimmten, trieben sie die bürgerlichen Parteien vor sich her.

Wenn nun trotzdem die Umfragen voraussagen, dass die Parteichefin Marine Le Pen und ihre Nichte Marion Maréchal-Le Pen in ihren jeweiligen Regionen verlieren, dann liegt das vor allem an der "republikanischen Front", die die Sozialisten aufbauen, indem sie dort die eigenen Kandidaten zurückziehen und zur Wahl des konservativen Bewerbers aufrufen. Dieser Schritt zeugt von Mut, da die Sozialisten eigene Machtoptionen opfern und sich selbst schwächen, während die Konservativen dazu nicht bereit sind.

Zugleich ist diese Strategie gefährlich. Hinter der Stärke des Front National stehen Wähler, die sich übergangen fühlen. Sie werden umso mehr mobilisiert, wenn sich ihr Eindruck verstärkt, nur noch von einer miteinander kungelnden Elite regiert zu werden. Neben der offenen Ablehnung von Ausländern und Muslimen stellt eine der Säulen des Front National auch der Protest gegen das politische System dar. Solange die etablierten Parteien keine überzeugenden Programme und Kandidaten präsentieren, bleiben die Wahlbeteiligung gering und die extreme Rechte stark.

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