Radikale Regierungsgegner sprechen von mindestens 60 Toten

Kiew · Nach Angaben radikaler Regierungsgegner sind bei den schweren Zusammenstößen in Kiew am Donnerstag mindestens 60 Menschen getötet worden.

Die Demonstranten seien gezielt erschossen worden, sagte der Abgeordnete Swjatoslaw Chanenko von der rechtspopulistischen Partei Swoboda (Freiheit). Die meisten Opfer gebe es auf der Institutsstraße zwischen Unabhängigkeitsplatz und dem Regierungsviertel.

Demonstranten und Regierung geben sich gegenseitig die Schuld für die Eskalation der Gewalt. Im Parlament kamen am Nachmittag etwa 200 Abgeordnete zusammen, überwiegend aus den Reihen der Opposition.

Die Sicherheitskräfte erhielten nach Angaben von Innenminister Vitali Sachartschenko Schusswaffen für den "Anti-Terror-Einsatz". Die Waffen dürften in Übereinstimmung mit dem Gesetz mit scharfer Munition eingesetzt werden, sagte Sachartschenko laut Mitteilung. Der Minister forderte die Regierungsgegner auf, ihre Waffen niederzulegen und zu friedlichem Protest zurückzukehren. Die Oppositionsführer müssten sich von "radikalen Handlungen" distanzieren.

Allein am Donnerstag seien drei Mitglieder von Polizei und Innentruppen erschossen und mehr als 50 verletzt worden, hatte das Ministerium zuvor mitgeteilt.

Am Mittwoch hatte bereits das ukrainische Militär mitgeteilt, es sei befugt, sich dem angekündigten landesweiten "Anti-Terror-Einsatz" des Geheimdiensts SBU gegen radikale Regierungsgegner anzuschließen. Soldaten hätten unter anderem das Recht, Schusswaffen einzusetzen und Personen festzunehmen, teilte das Verteidigungsministerium in Kiew. Beobachter sprachen davon, damit werde im Prinzip ein Ausnahmezustand im Land ermöglicht.

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