Symposium des Bonner Ärzte-Vereins "Wir sind dem Gemeinwohl verpflichtet"

BONN · Es gab nur ein Thema gestern beim 1. Lunch-Symposium des Bonner Ärzte-Vereins - und das hatte es ihn sich: "Die ärztlichen Notfallpraxen in Bonn - aktuelle Situation und Perspektiven".

Und schnell wurde klar: Die Ärzte aller Fachrichtungen machen mobil und wollen im Schulterschluss mit Bonns Politikern dafür kämpfen, "ihr" Notdienstkonzept zu erhalten und die von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) beschlossene Zerschlagung der drei Bonner Notdienstpraxen nicht so einfach hinzunehmen. Dafür opferten die Ärzte gerne ihre Mittagspause.

Das taten auch die Vertreter der Bonner Kreisstellen von Ärztekammer und Kassenärztlicher Vereinigung sowie die Vertreter von Bonns CDU, SPD und Grünen, die der Einladung der Mediziner gefolgt waren, um ihre Unterstützung zuzusagen im Kampf um den Erhalt einer funktionierenden Notdienstversorgung der Menschen in Bonn und auch Teilen der Region. Denn alle drei Notdienstpraxen auf Bonner Stadtgebiet werden auch von Kranken aus dem angrenzenden Rhein-Sieg-Kreis genutzt, wenn dort Praxen fehlen oder zu weit entfernt sind.

Nach Begrüßung durch den Vorsitzenden des Bonner Ärzte-Vereins, Johannes Kruppenbacher, moderierte dessen Vize Stephan Kern das Symposium und ließ als erste die Vorsitzenden der Notdienstpraxenvereine Beuel, Bad Godesberg, Hardtberg und Innenstadt zu Wort kommen. Und die drei Mediziner Peter Richter, Fred Prünte und Franz Roegele ließen keinen Zweifel daran, dass die von der KVNO beschlossene Zentralisierung und Reduzierung auf nur noch eine zentrale Notdienstpraxis für Bonn für Patienten längere Wege und Wartezeiten und für die Ärzte höhere Kosten verursacht. "Jetzt fallen wir keinem zur Last und stellen die Patientenversorgung sicher", erklärte Richter.

Sein Kollege Prünte stellte den Wunsch der Ärzte vor: "Die drei Praxen sollen noch zwei Jahre neben der zentralen Praxis bestehen bleiben, damit die Patienten nicht in die Krankenhausambulanzen gehen, was dort zu einer Überlastung führen würde. Dann sehen wir, wie's läuft." Der Beifall war ihm sicher, als er sagte: "Wir lehnen die Zentralisierung ab, wir wollen nicht jeden Bleistift bei der KVNO beantragen müssen. Sein Kollege Roegele fragte: "Warum soll man hier was ändern, was gut funktioniert, nur weil es im Land Gegenden gibt, wo das nicht so ist." Bonns Ärzte werfen der KVNO Geheimpolitik vor und kritisieren, dass nie eine Bedarfsanalyse gemacht worden sei.

Dann traten Reinhard Limbach (CDU) in Vertretung für den dienstlich verhinderten CDU-OB-Kandidaten Ashok Sridharan, SPD-OB-Kandidat Peter Ruhenstroth-Bauer und Detmar Jobst, gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen und selbst Arzt, vor die versammelte Ärzteschaft und sagten ihre Unterstützung zu. Moderator Kern kündigte an, an dem Thema mit einem Runden Tisch dranzubleiben. Sein Fazit der Veranstaltung: "Wir alle sind dem Gemeinwohl verpflichtet."

Notdienstversorgung

Um die vorgeschriebene Notdienstversorgung der Patienten außerhalb der Sprechstundenzeiten sicherzustellen, gründeten die Bonner Ärzte vor Jahren Vereine, die in Beuel, Bad Godesberg und Hardtberg in Selbstverwaltung Notdienstpraxen betreiben. Diese drei Praxen sind an das Krankenhaus St. Josef, das Waldkrankenhaus und das Malteserkrankenhaus angegliedert und nicht zu verwechseln mit den Notfallambulanzen der Spitäler. Die Mediziner finanzieren diese Praxen als Mitglieder ihres jeweiligen Vereins mit ihren Beiträgen selbst. Kürzlich haben auch die Innenstadt-Ärzte einen Verein gegründet, und ihre Notdienstpraxis soll laut dem Vorsitzenden Bernward von Löwenich dem Votum der Mitglieder zufolge ans St. Petrus-Krankenhaus angegliedert werden. Die könnte demnächst die einzige Notdienstpraxis für Bonn und Teile der Region sein.

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