Tanzfestival in Bonn Square-Dancer machen Tempo

Duisdorf · Den längsten Anstecker zu haben, mag ein schwaches Argument sein. Für die rund 200 Squaredancer und ihre Gäste, die zum Capital Dance der Bonner Square Dance Group ihren Weg in die Schmitthalle gefunden hatten, taugte es, um einzuschätzen, mit wem man es zu tun hatte.

 Bei sonnigem Wetter tanzen die Paare auch schon mal im Freien vor der Schmitthalle.

Bei sonnigem Wetter tanzen die Paare auch schon mal im Freien vor der Schmitthalle.

Foto: Arab

Einen der „Badge“ genannten Anstecker erhalten die Tänzer für jede Teilnahme, im 41. Jahr der Veranstaltung maßen die weißen Schildreihen bei den ältesten Hasen beinahe die halbe Körpergröße.

Jedes Jahr ist der Capital Dance das Großevent der Bonner Square Dancer. Sportler aus ganz Deutschland – und manchmal auch der ganzen Welt – zeigen dann, was sie in ihren Heimatvereinen gelernt haben. Seit 1990 ist der Samstag vor Muttertag für Andy Nolden fürs Tanzen reserviert, 26 weiße Badges beweisen das. „Zum Capital Dance lädt unser Verein jeweils einen Caller von außerhalb ein. Das ist jedes Mal eine besondere Herausforderung“, so Nolden.

Der Caller, das war dieses Jahr der Schwede Anders Blom. Was wie von Geisterhand geführt aussieht, geschieht in Wahrheit auf Kommando des Callers, der die im Quadrat aufgestellten Tanzpaare durch Zuruf in verschiedene Positionen zitiert. Zurückgreifen kann er auf 64 Figuren – spontan und ohne Vorkenntnis der Teilnehmer, welche Figur als Nächstes kommt. Nolden erklärt, warum das eine besondere Herausforderung ist: „Im Verein trainieren wir die einzelnen Schrittfolgen.

Welche dann tatsächlich getanzt werden, sucht sich der Caller aus“. Die Musikauswahl zum Tanz ist breit gefächert. Techno, Klassik oder Pop stehen genauso zur Verfügung wie Klassik – oder Rock, der in in diesem Jahr im Mittelpunkt stand.

160 Schläge pro Minute

Beginnend bei mäßigen 126 Schlägen pro Minute, erhöhte Blom das Tempo über den Nachmittag auf einen Rhythmus von 160 Schlägen. Dennoch sei es nicht die Geschwindigkeit, die einen Squaredancer zu einem guten Squaredancer mache, sondern seine Spontaneität, wie Blom erklärt: „Ein Tanz dauert elf Minuten.

Zwei Tänze brauche ich, um mich auf die Tänzer einzustellen und zu erfahren, wie aufgeschlossen die Tänzer sind“.

Zu den Spontansten der Bonner Tänzer gehört auch Erika Almstedt. Im Alter von 75 Jahren hatte die heute 88-Jährige mit dem Tanzen begonnen – bereits nach einem halben Jahr saßen alle 64 Schritte.

Almstedts Arzt hatte ihr Square Dance sozusagen als Reha-Maßnahme verordnet, „wahrscheinlich, weil mein Arzt selbst überzeugter Square-Dancer ist“, erzählt sie schmunzelnd. Sie ist die älteste Tänzerin des Vereins, „das kann man von ihrer Leistung allerdings nicht ableiten“, lobt Präsident Frank-André Mahler.

Um auch Gehörgeschädigten die Teilnahme zu ermöglichen, hatten die Veranstalter in diesem Jahr auf neueste Technologien gesetzt. Mahler erklärt: „Mittels Funkverbindung übertragen wir die Ansagen des Callers auf die Hörgeräte der Teilnehmer, die sich – wie mit einem Funkgerät – an unsere Anlage koppeln können“.

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