Magdalena Schmoll hat Erstaunliches herausgefunden Lässige Hirten und ägyptische Tempel
BEUEL · Die Frau aus Küdinghoven ist Mitherausgeberin des Buchs "Weihnachtskrippen". Die klassische Weihnachtsgeschichte kennen die meisten: Weil Kaiser Augustus eine Volkszählung durchführen lässt und sich deswegen jede Familie in den Heimatort des Familienvaters begeben soll, macht sich auch Josef mit seiner hochschwangeren Verlobten Maria auf den Weg nach Bethlehem.
Dort finden sie keine Herberge, woraufhin Maria in einem Stall ihren Sohn Jesus zur Welt bringt. Hirten, angeführt von Engeln, pilgern zur Geburtsstätte, wo auch die Heiligen Drei Könige Jesus Christus mit Weihrauch, Gold und Myrrhe ehren. In den Krippengeschichten, die Magdalena Schmoll aufgetan hat, sehen die Darstellungen an manch einer Stelle ganz anders aus.
Da sitzt ein Hirte lässig auf einem Dachbalken und beobachtet das Geschehen, während eine Hirtin draußen über die Schafe wacht. Einer der Heiligen Drei Könige trägt eine Pelzmütze und einen dicken Mantel, obwohl er aus dem sommerlichen Morgenland stammt. Und im Hintergrund einer anderen Krippe sind ägyptische Tempel und Malereien zu erkennen.
"Ich hätte nicht gedacht, dass die Geschichten so abenteuerlich sind", erklärt Schmoll, die für das Buch "Weihnachtskrippen in 63 Bonner Kirchen und Kapellen" auf Entdeckungsreise ging. Schmoll wurde 1932 geboren und studierte Philologie sowie Theologie. Sie arbeitete als Dozentin an der Volkshochschule Bonn und im Pfarrbüro der Sankt-Gallus-Kirche in Küdinghoven.
Sie führte Gespräche mit den Kirchen und Pfarreien, wälzte Bücher und Dokumente und telefonierte mit Herstellern und Künstlern aus ganz Deutschland. "Es kamen Schätze zum Vorschein, mit denen ich nie gerechnet hätte", sagt die 82-Jährige rückblickend, die verheiratet ist, drei Kinder hat und mit ihrem Mann Karl Heinz in Küdinghoven lebt. "Das Schönste ist, dass einige Besitzer Dinge über ihre Krippe erfahren haben, die sie vorher nicht wussten."
In akribischer Kleinarbeit hat Schmoll Informationen zu insgesamt 14 Krippen aus Beuel zusammengetragen. Monatelang kreisten Fragen in ihrem Kopf wie "Sind die Figuren aus Gips oder Holz?", "Wo kommen sie her, wie wurden sie hergestellt?", "Welche Geschichten verbergen sich dahinter und welche Intentionen hatten die Künstler bei der Gestaltung der Figuren?" Zu jeder Frage fand die Krippenexpertin am Ende eine Antwort.
Auf eine Entdeckung ist Magdalena Schmoll besonders stolz. "Eines Tages rief ich bei der Holzschnitzerei Klucker in Bayern an, deren Jesusfigur in der Kirche Sankt Josef steht", erzählt Schmoll. "Mich hat gewundert, dass das Heu in der Krippe an allen vier Ecken zusammengebunden ist. Frau Klucker stand gerade in der Küche, als wir telefonierten und hätte beinahe den Suppenlöffel fallen lassen." Sie habe gesagt, dass sie die Krippe seit über 60 Jahren so abbilden und noch nie habe jemand nach dem Grund gefragt.
"Ich war die Erste, die erfuhr, dass die Strohenden für die vier Windrichtungen stehen, in die Jesus Botschaft getragen werden soll." Durch ihre Recherche erfuhr die Hobbydetektivin Details, die bislang unentdeckt blieben. Alleine hätte sie die Geschichten hinter den Weihnachtskrippen jedoch nicht herausgefunden, meint Schmoll.
Nur durch die Unterstützung und Hilfe der Pfarrer, Mitarbeiter und Bewohner sei sie den Geheimnissen auf die Spur gekommen. Auf die Frage nach ihrer Lieblingskrippe kommt Beuels Krippenexpertin ins Grübeln: "Eine unglaublich schwierige Wahl, denn wunderschön sind sie alle." Einige Favoriten, die in den kommenden Wochen im General-Anzeiger vorgestellt werden, hat sie dann doch: Die Krippen der Kirchen Sankt Gallus in Küdinghoven und Sankt Maria Königin in Vilich-Müldorf sowie der Kapelle im Sankt Josef Hospital in Beuel.
Info
In dem Buch "Weihnachtskrippen in 63 Bonner Kirchen und Kapellen" stellen Magdalena Schmoll, Christel Diesler, Regina Schürholt und Walter Boscheinen Krippen in Bonn, Bad Godesberg und Beuel vor. In den kommenden Wochen wird der GA einige besondere Krippen in Beuel vorstellen.
