Formel 1 Alonso-Abschied mit Rückkehr-Option - Comeback von Kubica

Abu Dhabi · Wundersames Comeback von Kubica perfekt. Abschied von Alonso mit der Option auf eine Rückkehr. "Die Tür ist nicht zu", sagt der Spanier. 37 Jahre alt. 33 ist Kubica. Und er kehrt zurück. Nach acht Jahren - und einem Unfall, der ihn damals fast die rechte Hand gekostet hätte.

Fernando Alonso schließt schon vor dem Abschied ein Wiedersehen nicht aus, Kumpel Robert Kubica freut sich bereits auf eines der wundersamsten Comebacks in der Motorsport-Königsklasse.

Acht Jahre nachdem ein Rallye-Unfall den Polen fast die rechte Hand gekostet hätte, wird Kubica mit 33 Jahren seine Rennrückkehr feiern. "Hollywood in bestmöglicher Manier", kommentierte die Formel 1 auf ihrer Homepage.

"Es ist großartig. Er war immer einer der talentiertesten Fahrer, gegen die ich antreten durfte", sagte Fünffach-Weltmeister Lewis Hamilton. Der 31-Jährige von Mercedes freute sich bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Alonso auch diebisch darüber, dass er durch den Einstieg des 33 Jahre alten Kubica bei Williams nicht zum zweitältesten Piloten im Feld hinter Kimi Räikkönen (39) aufsteigt. Denn der ist bis zum Saisonfinale noch Alonso mit 37 Jahren.

Dass es ein Fahrer mit über 30 noch mal zurückschafft in die Formel 1, erst recht, wenn die Teams eigentlich auf deutliche Verjüngungskuren setzen, ist bemerkenswert. Kubica ist aber auch nicht irgendwer. 2006 löste er mitten in der Saison den ehemaligen Weltmeister Jacques Villeneuve ab, 2007 überstand er einen erschreckenden Unfall in Montréal praktisch unverletzt, ein Jahr später feierte er beim Großen Preis von Kanada den ersten Sieg.

Bis heute sein einziger. Der Rallye-Crash in Italien, bei dem er sich schwere Verletzungen am rechten Unterarm und an der rechten Hand zugezogen hatten, stoppten erstmal seine Karriere. Der Wechsel des Lotus-Piloten zu Ferrari wäre damals wohl nicht mehr fern gewesen.

"Es war eine Reise voller Herausforderungen, es zurück in die Startaufstellung der Formel 1 zu schaffen. Aber was fast unmöglich schien, fängt an, sich echt anzufühlen", sagte Kubica. Die rechte Hand konnte damals von einem siebenköpfigen Ärzteteam bei einer Sieben-Stunden-OP gerettet werden, sie ist aber sehr stark eingeschränkt. Damit einen Formel-1-Wagen zu steuern, ist ebenfalls bemerkenswert.

Im Jahr des Kubica-Einstiegs war Alonso schon auf dem Weg zu seinem zweiten Titel. 2005 hatte er die Ära von Michael Schumacher beendet, jenem Rekordweltmeister, dessen Siege und Triumphe der Spanier einst als Bub selbst verfolgt hatte. Deswegen, meinte er, sei Schumacher aus emotionaler Sicht auch sein schwerster Gegner gewesen.

Schumacher traf meist die richtigen Karriere-Entscheidungen, Alonso nicht. Nach dem Hoch mit zwei Titeln mit Renault wechselte er zu McLaren, nur für ein Jahr, der Stallkrieg mit dem damaligen Debütanten Hamilton hatte nur Verlierer. Mit einem Augenzwinkern antwortete er auf die Frage nach seiner schönsten Erinnerung nach 18 Jahren Formel 1: "Die Saison mit Lewis 2007."

Alonso hat seinen Frieden mit Hamilton gemacht, umgekehrt gilt das genauso. "Wir hatten gute und auch schlechte Zeiten. Er hat schon Unglaubliches erreicht, bevor ich da war", sagte Hamilton. Er und der Sport würden Alonso vermissen.

Denn Alonsos Karriere ist genauso Hollywood-Reif wie Kubicas Rückkehr. Er stellte sich in der Spionageaffäre 2007 gegen sein eigenes Team und war der Nutznießer des unglaublichen Unfallskandals von Singapur 2008. Er sorgte mit seinen Sprüchen im lahmen McLaren für Erheiterung bei den Fans, seine Klappstuhl-Aktionen von Brasilien sind längst legendär.

Öffentliches Nörgeln über die gesamte Formel 1, vor allem aber über den eigenen Rennwagen seit seinem Wechsel von Ferrari zu McLaren zur Saison 2014 gehörten seitdem auch zu Alonsos Markenzeichen - mit großem Unterhaltungswert. "Der Motor fühlt sich gut an. Viel langsamer als vorher. Großartig", funkte Alonso beim Heimrennen in Spanien in der vergangenen Saison. "Selbst wenn ihr mir ein Raumschiff gebt, werden wir nur Elfter", meinte er in diesem Jahr in Ungarn.

Beim Rennen in Abu Dhabi am Sonntag beendet er seine Karriere in der Motorsport-Königsklasse. So richtig in Final-Stimmung sei er noch nicht, erzählte Alonso an dem Ort, der auch für einen seiner schwersten Momente steht. Auf dem Yas Marina Circuit verzockte er 2010 im Ferrari seinen satten 15-Punkte-Vorsprung und musste Sebastian Vettel im Red Bull den Titel überlassen.

Zu 313 Grand Prix war Alonso inklusive seines Debüts am 4. März 2001 für den damaligen Minardi-Rennstall in Melbourne angemeldet. 1899 Punkte holte Alonso in der Zeit, 97 Mal fuhr er aufs Podium, 22 Mal sicherte er sich die Pole Position. 2010, 2012 und 2013 wurde er Vizeweltmeister. Seit seinem Wechsel zur Saison 2015 von Ferrari zurück zu McLaren schaffte er aber nicht mal mehr einen einstelligen WM-Rang am Ende der Meisterschaften.

Aber wer weiß, ein Comeback schloss Alonso schon vor seinem Adios nicht aus. "Die Tür ist nicht zu", betonte er am Donnerstag bei der Pressekonferenz zum Großen Preis von Abu Dhabi, auch wenn es im Moment schwer sei, über eine Rückkehr nachzudenken: "Vielleicht sitze ich nächstes Jahr im April oder Mai verzweifelt auf dem Sofa."

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