Flüchtlingsunterkunft in Wachtberg Alte Schule ist bezugsfertig

WACHTBERG · Was die Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis für außergewöhnliche Anstrengungen schultern müssen, um weiterhin den in vergleichsweise großer Zahl eintreffenden Flüchtlingen eine erste Bleibe zu bieten, war in den letzten Wochen exemplarisch in Wachtberg zu erleben.

 Die Alte Schule in Berkum ist für Flüchtlinge hergerichtet. Architekt Alfred Schneider steht vor den beiden Sanitärcontainern, die angesichts der Flüchtlingskrise nur schwer zu bekommen waren.

Die Alte Schule in Berkum ist für Flüchtlinge hergerichtet. Architekt Alfred Schneider steht vor den beiden Sanitärcontainern, die angesichts der Flüchtlingskrise nur schwer zu bekommen waren.

Foto: Fotograf/Vogel/Axel Vogel

In Kooperation mit der Gemeinde haben innerhalb von noch nicht einmal drei Wochen ausschließlich ortsansässige Handwerksfirmen unter der Leitung von Architekt Alfred Schneider die Alte Schule in Berkum als Flüchtlingsunterkunft hergerichtet. Vor allem weil die Betriebe und der Architekt jede Menge Überstunden geschoben haben, war das Werk kurz vor Weihnachten vollbracht: Schneider konnte der Gemeindeverwaltung mitteilen, dass die Schule jetzt bezugsfertig ist.

Wie überall in der Region ist inzwischen auch in Wachtberg der Wohnraum nicht nur knapp, sondern absolute Mangelware. Wie berichtet, hatte Bürgermeisterin Renate Offergeld anlässlich einer Bürgerinformation im Rathaus mitgeteilt, dass 377 Asylbewerber im Drachenfelser Ländchen leben.

Und es werden noch mehr: Daher muss die Gemeinde jetzt kurzfristig Platz für die Unterbringung weiterer Menschen in Not schaffen. Da Neubauten in der kurzen Zeit nicht zu realisieren sind und Wohncontainer auf dem Markt angesichts der Flüchtlingskrise ein rares und teures Gut sind, musste sich die Gemeinde im Bestand umschauen. Die Wahl fiel auf die Alte Schule, in der bislang die Turm Galerie ihren Sitz hatte und die seit dem 1. Dezember wieder der Gemeinde Wachtberg zur Verfügung steht.

Der Kontakt zu Architekt Schneider wurde bereits im Oktober gesucht, da wegen der Nutzungsänderung des 350 Quadratmeter großen Gebäudes ein Bauantrag gestellt werden musste, in dem natürlich auch Brandschutzauflagen und Rettungswege bedacht sein wollten

Am 1. Dezember war es dann so weit, erinnert sich Architekt Schneider: "Es gab die ersten Gespräche mit der Gemeinde und den Handwerkern im Gebäude." Neben Schneider standen auch die Handwerker sofort Gewehr bei Fuß: Neben Dennis Blaich, Fachmann für alles rund um die Elektrik, waren das auch Raphael Daumas und sein Partner Grzegorz Abdowicz, Inhaber eines Bauunternehmens aus Villip. Zudem Landschaftsbauer Wilbert Goertz, Heizungsexperte Bernd Alisch, Schreiner Siegfried Hüllen, Raumausstatter Stefan Stratmann sowie Dachdecker Axel Schäfer. "Umso besonderer wird ihr Engagement, als alle ohnehin viel zu tun haben und die Umbauarbeiten in der Alten Schule zusätzlich in ihre Tagesplanung aufnahmen", erklärte Alfred Schneider.

So beispielsweise auch Elektriker Dennis Blaich, der bereits drei Tage nach den ersten Gesprächen, also am 4. Dezember, in der Alten Schule anrückte, "um eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Installationen zu machen". Anschließend musste Blaich praktisch die gesamte Elektrik erneuern, weil Bauunternehmer Daumas mit OSB-Platten die ehemalige Schule in einzelne Wohnbereiche unterteilt hatte. Das machte es nun erforderlich, das jeder Wohnbereich auch seine eigenen Steckdosen bekam, etwa für Lampen und Handyladekabel, erklärte Blaich.

"In ganz Deutschland gab es praktisch keine mehr"

Angesichts der Kurzfristigkeit des Auftrages lobte Architekt Schneider die reibungslose Zusammenarbeit: "Es waren immer ganz schnelle Entscheidungswege." Aber auch das Glück half mit, und zwar bei der Beschaffung von zwei Sanitärcontainern. "In ganz Deutschland gab es praktisch keine mehr", so Schneider. Trotzdem schaffte er es noch, zwei auf Mietbasis zu bekommen: "Und sogar zu einem fairen Preis", wie er sagt.

Auch aus Sicht der Gemeinde Wachtberg haben alle Beteiligten bei dem Projekt vorbildlich zusammengearbeitet. Beigeordneter Jörg Ostermann sagt: "Wir sind sehr dankbar, dass die Wachtberger Unternehmen uns so kurzfristig zur Verfügung standen." Ostermann verwies aber auch darauf, dass dieses kurzfristige Hand in Hand bislang bei vielen Maßnahmen funktioniert habe, bei denen die Gemeinde Wohnungen oder andere Unterkünfte für Flüchtlinge hergerichtet habe. Zu den Kosten für den Umbau der Alten Schule konnte der Beigeordnete noch nichts Abschließendes sagen, "da noch nicht alle Rechnungen eingegangen waren", so Ostermann.

Einziehen werden in die Alte Schule nach Angaben des Beigeordneten zunächst 50 Menschen, voraussichtlich aber erst nach Neujahr. Die Gemeinde hofft, damit zumindest bis Mitte Februar genug Unterbringungsmöglichkeiten für neu eintreffende Flüchtlinge zu haben. Auf jeden Fall werden die Menschen, die in die Alte Schule einziehen, "ein sehr ordentliches Haus vorfinden", wie Architekt Schneider betont.

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