Gespräch am Wochenende Eva-Maria Salm stellt erstmals beim Herseler Herbst aus

Bornheim · Ziemlich beige, ziemlich unauffällig: Fast scheint es, als habe das Einfamilienhaus in der Heisterbacher Straße in Hersel alle Farbe verschluckt. Doch der erste Eindruck täuscht. Denn im Innern schmücken riesige, bunte Bilder die Wände.

 Vielseitig: Eva-Maria Salm malt nicht nur Ölbilder, sondern fertigt mit der Kettensäge auch Stühle aus Eichenholz.

Vielseitig: Eva-Maria Salm malt nicht nur Ölbilder, sondern fertigt mit der Kettensäge auch Stühle aus Eichenholz.

Foto: Wolfgang Henry

In einer Ecke liegen Farbtuben und warten darauf, auf der Leinwand leuchten zu dürfen. Aus dem Garten ertönt ein lautes Knattern. Die Künstlerin Eva-Maria Salm formt mit einer Kettensäge Stühle aus Eichenholz. Am Sonntag, 15. September, beteiligt sich die 49-Jährige erstmals mit einer Hausvernissage an der Gewerbeschau Herseler Herbst. Mit ihr sprach Sonja Weber.

Sie sind freischaffende Künstlerin. Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?
Eva-Maria Salm: Weil es kein Beruf, sondern eine Berufung ist. Ich habe immer schon gerne gemalt, mit verschiedenen Materialien experimentiert, schon als Schülerin Zeichenunterricht gegeben. Mit etwa 16 Jahren habe ich mir mit Straßenmalerei etwas Geld dazu verdient. An guten Tagen hatte ich abends bis zu 350 Mark im Portemonnaie. Eines Tages ist der Maler und Grafiker Gerhard Neumann auf mich aufmerksam geworden. Bei ihm habe ich dann Unterricht genommen und irgendwann damit begonnen, meine Bilder in Galerien auszustellen. Zwar bin ich ausgebildete Kommunikationsdesignerin, aber für mich stand immer fest, dass ich Künstlerin werden wollte.

Wie sieht Ihr Arbeitstag als Künstlerin aus?
Salm: Ich würde sagen, ich arbeite mit lässiger Disziplin. Oft fange ich um 7 Uhr an und höre um 22 Uhr auf. Dabei arbeite ich nicht nur an einem Werk, sondern parallel an verschiedenen Projekten. Derzeit bin ich mit Stühlen aus Eichenholz beschäftigt, die ich mit einer Carving-Säge - einer speziellen Kettensäge - bearbeite. Männliche und weibliche reliefartige Skulpturen, deren Köpfe New Yorker Gebäuden nachempfunden sind, bilden die Rückenlehne - eine spannende Sache. Außerdem sind Auftragsarbeiten fertigzustellen oder Ausstellungen vorzubereiten.

Neben Ihrer künstlerischen Tätigkeit arbeiten Sie seit 2002 als Lehrerin für Kunst und Technik am Collegium Josephinum in Bonn. Wie begeistern Sie Ihre Schüler für die Kunst?
Salm: Mir ist es wichtig, dass das Fach Kunst nicht als "unwichtig" abgetan wird. Das ist leider auch manchmal in den Köpfen vieler Schüler verankert. Ich versuche möglichst wenige Vorgaben zu machen, damit die Schüler Fantasie entwickeln. Es macht den Jungs auch Spaß mit verschiedenen Materialen und Werkzeugen zu arbeiten.

Fällt es Ihnen als Künstlerin schwer, die Werke Ihrer Schüler zu benoten?
Salm: Das ist in der Tat manchmal ein Problem und am liebsten würde ich in diesem Fach gar keine Noten geben. Aber da ich es muss, habe ich mir einen Weg überlegt, mit dem die Kinder und ich gut leben können: Ist die gestellte Aufgabe erledigt, bespreche ich mit den Schülern das Ergebnis, schaue, inwiefern die Vorgaben eingehalten wurden und frage auch, wie sie selbst ihr Werk bewerten würden. Meist haben die Schüler da eine sehr realistische Einschätzung.

Lehrerin und Künstlerin - das sind zwei verschiedene Welten. Wie erleben Sie dieses Kontrastprogramm?
Salm: Die Künstlerszene ist eine Scheinwelt, sie ist nicht real. Mal wird man in den Himmel gelobt, und nach einer erfolgreichen Ausstellung glaubt man, man wäre Picasso. Dann wieder finden die Leute deine Bilder doof. Es ist ein ständiges Auf und Ab, damit muss man umgehen können. Deshalb ist es so wichtig für mich, auch als Lehrerin zu arbeiten, das erdet mich immer wieder.

Erst kürzlich hatten Sie eine Ausstellung in New York. Auch in London, Berlin und Köln haben Galerien Ihre Bilder gezeigt. Warum suchen Sie sich keinen festen Galeristen?
Salm: Ich habe einfach keine Lust, mich festzulegen. Meist haben die Galeristen eine feste Klientel. Man muss also einen bestimmten Geschmack bedienen und ist damit als Künstler weniger frei. Das ist nichts für mich. Außerdem macht es mir Spaß, mich um Ausstellungen zu bewerben. Ich bevorzuge das persönliche Gespräch mit den Galeristen.

Sie malen Ihre großformatigen Ölbilder mit den Händen. Warum?
Salm: Darauf habe ich gar keine eindeutige Antwort. Ich habe schon immer mit den Händen gemalt und bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass das außergewöhnlich ist. Das Malen ist auf diese Weise unmittelbarer, ich habe ein besseres Gefühl, kann feinere Linien zeichnen.

Seit fünf Jahren leben Sie in Hersel. Wie fühlt es sich an, aus New York wieder in den kleinen Rheinort zurückzukehren?
Salm: Großartig. Die Menschen sind hier so offen, hilfsbereit und tolerant. Noch nicht mal über die Kettensägenarbeit haben sich die Nachbarn beschwert. Man lebt hier nach dem Motto: Leben und leben lassen. Das ist sehr angenehm.

Dieses Jahr beteiligen Sie sich am 15. September zum ersten Mal am Herseler Herbst. Wie kam es dazu?
Salm: Ich bin irgendwann mit der Initiatorin des Herseler Herbstes, Yvonne Bovelet, ins Gespräch gekommen. Dabei entstand die Idee, dass ich mich mit einer Ausstellung am Herbstfest beteiligen könnte. Ich war überrascht, mit wie viel Engagement der Herseler Herbst vorbereitet wird und freue mich, dem Fest mit meiner Ausstellung eine neue Facette hinzuzufügen.

Die Hausvernissage "New York" findet am Sonntag, 15. September, von 14 bis 20 Uhr innerhalb des Herseler Herbstes in der Heisterbacher Straße 32 in Hersel statt.

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