Rhein-Sieg-Gymnasium Hermann Wenning - Der Lauf raus aus dem Drogensumpf

SANKT AUGUSTIN · Gebannt folgen die Schüler den Worten von Hermann Wenning. Gelegentlich bindet er sie mit ein und gibt Beispiele zum Thema Sucht. "Könnt ihr euch vorstellen auch nur einen Tag ohne Handy und Internet auszukommen?", so der ehemalige Drogenabhängige. Ein Raunen geht durch die Runde, die meisten Schüler verneinen es und diskutieren rege. Der Lautstärkepegel erhöht sich gewaltig. Dann ergreift Hermann Wenning wieder das Wort - ruhig erzählt er über seine langjährige Abhängigkeit.

 Die Schüler hören gespannt zu: Der ehemalige Drogenabhängige Herman Wenning liest im Rhein-Sieg-Gymnasium aus seinem Buch "Lauf zurück ins Leben" vor.

Die Schüler hören gespannt zu: Der ehemalige Drogenabhängige Herman Wenning liest im Rhein-Sieg-Gymnasium aus seinem Buch "Lauf zurück ins Leben" vor.

Foto: Holger Arndt

Der Läufer Hermann Wenning liest Schülern im Zuge der Gesundheitswoche am Rhein-Sieg-Gymnasium (RSG) einige Kapitel seines Buches "Lauf zurück ins Leben" vor. In dem 2010 publizierten Werk schildert er seinen Weg in den Drogensumpf, seine Aussichtslosigkeit und den Kampf zurück ins drogenfreie Leben.

Die Lesung beginnt er mit den Anfängen seiner Sucht. Mit 13 Jahren fing er an, Alkohol zu trinken. "Ich fühlte mich schlecht und hatte kein Selbstbewusstsein", sagte Hermann Wenning. Er dachte, er könnte sich die Probleme einfach "wegtrinken". Die mittlere Reife packte Hermann Wenning noch so gerade, doch die Handelsschule schaffte er nicht mehr. Seine Eltern fingen ihn auf und er wurde zum Landwirt ausgebildet.

Mit 31 Jahren suchte er sich einen Nebenjob als Aushilfskellner. Dort kam er das erste Mal in Kontakt mit Ecstasy. Nach etwa vier Wochen war er süchtig, er brauchte die aufputschende Droge jeden Tag. Sein Leben verschlechterte sich rapide. Seine Freundin verließ ihn, er wurde arbeitslos. Auch geriet er ins kriminelle Milieu.

Die Polizei entdeckte eines Tages Diebesgut in seinem Auto, daraufhin verhaftete sie Hermann Wenning. Der 1964 in Legden (Münsterland) geborene Wenning versank weiter im Sumpf. Erst saß er im Knast in Münster, nach einiger Zeit kam er auf Bewährung raus. Die Drogentherapie brach er nach 13 Tagen ab, er zog weiter nach Hamburg. Dort begann der Teufelskreis erneut.

"Der 9. September im Jahr 1999 war mein Glückstag", so Hermann Wenning. Es war der Tag seiner letzten Verhaftung. Wieder Knast. Ein Brief von einem seiner Brüder mit einem Zeitungsausschnitt aus seiner erfolgreichen Zeit als Sportler veränderte einiges. Es motivierte ihn, wieder zu laufen, den einstündigen Hofgang nutzte er fürs Training. Ein Strafvollzugsbeamter half ihm, wieder offiziell an einem Wettkampf teilzunehmen. Durch den Sport fand er zurück in die Spur. Nach seiner Haftzeit absolvierte er erfolgreich eine Drogentherapie. Seitdem ist Hermann Wenning clean.

Die Veranstaltung diente der Suchtprävention. Der zwölfjährige Yanik Baumgarten aus der 7 a des RSG sagte zu der Lesung: "Interessant fand ich es, auch Einblicke in die Gefühlswelt eines früheren Drogenabhängigen bekommen zu haben."

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