Feuerwehrtag in Königswinter Im „Astronauten-Look“ auf dem Catwalk

KÖNIGSWINTER · Beim Löschzug Altstadt zeigen die Mitglieder die ganze Bandbreite der Leistungsfähigkeit, so mit der Demonstration einer Fettexplosion.

 Tag der Feuerwehr Koenigswinter

Tag der Feuerwehr Koenigswinter

Foto: Frank Homann

Landung der Mars-Menschen in Königswinter? Jedenfalls beflügelten einige Schutzanzüge beim Feuerwehrtag des Löschzuges Altstadt der Freiwilligen Feuerwehr unter dem Motto „Feuerwehr zum Anfassen und Mitmachen“ die Fantasie zu kosmischen Dimensionen. Der Marktplatz: ein Schauplatz für 15 Fahrzeuge vom Oldtimer der Oberkasseler Feuerwehr aus dem Jahre 1955 bis zum nagelneuen Einsatzleitwagen der Gastgeber, ein „Einsatzort“ für verschiedene Vorführungen, ein „Versuchslabor“ für Besucher, die selbst mal das „Handwerkszeug“ eines Feuerwehrmanns ausprobieren wollten, „Museum“ und nicht zuletzt ein Café unter den Bäumen.

Ein Höhepunkt: die Modenschau auf dem Catwalk, die ebenfalls die ganze Bandbreite feuerwehrtechnischer Hilfeleistungen demonstrierte. Längst ist die Feuerwehr nicht mehr „nur“ für das Löschen von Bränden da, sondern rückt auch zu Einsätzen wie nach Chemieunfällen aus. Und dafür ist ein spezieller Dress erforderlich.

Aber erst einmal wurde es schick auf dem Laufsteg: Denn als Models waren zunächst Dieter Schumacher aus der Ehrenabteilung in der einstigen Ausgehuniform genauso wie Alexander Bohle, einer der beiden stellvertretenden Löschzugführer, im moderneren Outfit der Feuerwehr zu bewundern. Richtig spannend wurde es aber, als Feuerwehrmänner in verschiedenen Schutzanzügen ins Rampenlicht traten. Und dies bei tropischen Temperaturen. „Das sind 40 Grad drunter“, meinte Löschzugführer Heiko Basten. Der dreiköpfige Angriffstrupp in Atemschutzausrüstung hat seine „Lebensversicherung“ vor der Tür - Axel Bienentreu mit der Atemschutzüberwachungstafel. Wer in den Einsatz geht, muss sein Namensschild dort anhängen und erhält es nach der Rückkehr zurück. So ist immer klar, wer sich im brennenden Gebäude befindet.

Watthose ist nützlich bei Starkregen

Robert Lorenz zeigte einen abenteuerlich aussehenden Überlebensanzug, der bei der Fahrt im Rettungsboot im Winter getragen wird. Und Ralf Hussmann trug den um eine Schwimmweste ergänzten Atemschutz, wie er bei einem Schiffsbrand erforderlich wird.

Gerade in den letzten Jahren ein „must Have“ der Feuerwehr: die Watthose, die bei Starkregen gute Dienste leistet und von Tobias Glehn getragen wurde. Gerry Krahe kam mit Motorsäge – unverzichtbares „Accessoires“ der FF nach Stürmen. Und die Einsätze, um Wanderer im Siebengebirge zu retten, wären ohne das Gurtgeschirr, das Christoph Klant und Dennis Ried zeigten, nicht möglich.

David Reitler präsentierte den leichten Chemiekalien-Schutzanzug und Ralph Pütz die völlig isolierte Variante. Und wie ein Astronaut, frisch vom Mars, legte Siegfried Eitel eine Punktlandung auf dem Catwalk hin. Der Silberanzug schützt vor Hitze und Flammen – in ihm demonstrierte der Hauptbrandmeister später auch ganz praktisch eine Fettexplosion. Aber: Diese Ausrüstung hat quasi einen „politischen Hintergrund“. Bei der Hubschrauber-Landung oder dem Abflug eines Staatsgastes auf dem Petersberg musste eine Einheit der Altstadt-Feuerwehr mit Strahlrohr in dieser Montur vor Ort sein, um bei einem Notfall eingreifen zu können.

Regelmäßige Lehrgänge

Für alle Einsatzfälle müssen die Feuerwehrleute Lehrgänge absolvieren. Der Atemschutzträger etwa hat sich jedes Jahr umfassenden Tests zu unterziehen. Erst dann gibt's den blauen Punkt auf den Helm. Überhaupt: Westen in unterschiedlichen Farben, die Vize-Löschzugführer Thomas Hamacher und Sohn Ben vorführten, signalisieren die Funktion im Einsatz.

Wie warm es in einem Anzug ist, konnten die Besucher an Stationen testen. Und Janik (4) platzierte auf dem Parcours mit einem Spreizer eine Wasserbombe unfallfrei auf einer Pylone. David (9) gelang das sogar mit einem rohen Ei. Die elf Jungs der Jugendfeuerwehr demonstrierten ebenso Übungen wie die 40 Aktiven. So wurde ein Schrott-Pkw zerlegt und „aus vollen Rohren“ mit Wasser gespritzt. Und Josef Pütz und Dieter Schumacher stellten alte Fotos aus – das Archiv wird 2017 wichtig, denn dann feiert die Altstadt-Wehr ihr 130-jähriges Bestehen.

Flüchtling engagiert sich

Noch nicht offizielles Mitglied des Löschzuges, weil seine Zukunft noch nicht klar ist, aber bei jeder Übungsstunde dabei: Ali Aljanabi. Der 25-jährige Iraker kam vor einem Jahr als Flüchtling nach Königswinter, und nun führte er mit Sam aus der Jugendgruppe den Wasserrucksack für Waldbrände vor. „Ali ist bei uns bestens integriert“, meinte Heiko Basten. Und es gab viel Beifall vom Publikum.

Der Umweltingenieur, der auch bereits seine Sprachprüfung absolvierte, war bereits in seiner Heimat bei einer Feuerwehr.

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