Gesamtschule in Oberpleis Der Konflikt spitzt sich zu

Oberpleis · Nach dem Beschluss des Schulausschusses über die weitere Fünfzügigkeit der Oberpleiser Gesamtschule mussten 19 Kinder abgelehnt werden. In einem Elternbrief erhebt Schulleiter Godehard Mai nun Vorwürfe gegen Stadt und Politik.

Zwischen Gesamtschulleiter Godehard Mai und der Stadt ist es zum offenen Konflikt gekommen. Mai schreibt in einem Brief, den die Eltern am Freitag erhielten und der dem General-Anzeiger vorliegt, an die Erziehungsberechtigten der 19 Kinder, die nach dem Beschluss des Schulausschusses über die weitere Fünfzügigkeit der Schule abgelehnt werden müssen: „Die Verantwortung für die Begrenzung der Aufnahmezahl liegt bei dem Schulausschuss der Stadt Königswinter und dem Schulträger.“

Der Schule täte es sehr leid, die Kinder ablehnen zu müssen. Sie sei jedoch gezwungen gewesen, eine Auswahl der abzulehnenden Schüler zu treffen. Diese habe sie nach den im Ablehnungsbescheid vorgegebenen Kriterien durchgeführt.

Wenn die Eltern Fragen hätten, warum die Aufnahmekapazität der Gesamtschule begrenzt wurde und damit Schüler abgelehnt werden mussten, so könnten ihnen Norbert Mahlberg als schulpolitischer Sprecher der Mehrheitsfraktion der Stadt Königswinter und Hans-Peter Giesen als Vertreter des Schulträgers sicherlich nähere Auskunft geben.

Die Mailadressen der beiden Genannten werden mitgeliefert. Die Verwaltung hat auf das Schreiben an die Eltern am Freitag reagiert. „Die von der Schulleitung der Gesamtschule Oberpleis versendeten Ablehnungsschreiben enthalten eine einseitige Schuldzuweisung“, heißt es in einer Mitteilung.

Es werde die Behauptung aufgestellt, dass die Entscheidung über die Aufnahme von Schülerinnen und Schülern allein beim Schulträger, also der Stadt, und dem Schulausschuss des Rates der Stadt lägen. „Diese Behauptung ist bereits mit Blick auf das Gesetz falsch. Nach Paragraf 46 Absatz 1 Schulgesetz NRW entscheidet die Schulleitung über die Aufnahme von Schülerinnen und Schülern in die jeweilige Schule“, so die Stadt.

Investitionsbedarf bei sechszügiger Beschulung

Die Gesamtschule in Oberpleis sehe eine fünfzügige Beschulung vor. Die Entscheidung darüber habe der Rat zu treffen, da eine Fünfzügigkeit in den vorhandenen Räumlichkeiten unterzubringen sei. Es stehe fest, dass bei einer sechszügigen Beschulung im kommenden Schuljahr in jedem Fall Investitionsbedarf für die Folgejahre bestehe. Dies ergebe sich aus dem Schulentwicklungsplan und dem vorhandenen Raumkonzept.

Dort werde die klare Aussage getroffen, dass eine Sechszügigkeit auf Dauer im Schulzentrum nicht darstellbar sei, ohne dass bauliche Erweiterungen vorgenommen werden. „Die Stadt Königswinter als Schulträger stellt demnach lediglich die Räume für eine Beschulung und erwartet, dass im Rahmen dieser Kapazitäten Plätze für alle Königswinterer Schüler zur Verfügung gestellt werden“, heißt es in der Mitteilung der Verwaltung.

„Uns liegen seitens der Schulleitungen noch keine Informationen über die abgelehnten und aufgenommenen Kinder vor“, teilte die für die Schulen zuständige Dezernentin Heike Jüngling am Freitag auf Anfrage mit.

Mahlberg: "Mai hat in seiner Rolle als Führungskraft versagt"

Dem General-Anzeiger teilte Mai am Nachmittag hingegen mit, dass vier Kinder aus Königswinter eine Absage erhalten haben. Die weiteren Ablehnungen betreffen Kinder aus Bad Honnef (6), Hennef (5), Buchholz (2), Sankt Augustin und Windhagen (je 1). „Wir mussten sogar Schüler, die einen Notenschnitt von 2,6 hatten, ablehnen“, sagte Mai. Als Kriterien seien in dieser Reihenfolge die Leistungsheterogenität, die Geschwisterkinder und das Losverfahren herangezogen worden. „Bei den Geschwisterkindern konnten einige Königswinterer Kinder punkten“, meinte Mai.

Norbert Mahlberg (CDU) zeigte sich verwundert über das Schreiben des Schulleiters. „Ich bin schon überrascht, dass er es sich als Führungskraft so einfach macht und den Eltern nicht die Gründe für unsere Entscheidung nennen kann, auch wenn er sie selber nicht teilt. Er hat sie ja zumindest gehört.“ In seiner Rolle als Führungskraft habe Mai seines Erachtens versagt. Wenn sich Eltern bei ihm melden, werde er ihnen die Begründung aber gerne liefern. Wichtig ist ihm dabei zu betonen: „Ich bedaure jedes Kind, das abgelehnt werden muss.“

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