Kontaktkreis Flüchtlinge Ehrenamtliche Flüchtlingshilfe Unkel zieht Bilanz

UNKEL · Mit einer Hand voll Engagierter fing es 2015 an, inzwischen unterstützen etwa 150 Menschen die rund 280 Flüchtlinge in Unkel. Bei allen Erfolgen gibt es auch Sorgen: Wohnungssuche und Berufsplanung sind sehr schwierig.

 Selfie mit Freunden: Viele Mitglieder des Kontaktkreises folgten der Einladung der Gemeinde.

Selfie mit Freunden: Viele Mitglieder des Kontaktkreises folgten der Einladung der Gemeinde.

Foto: Frank Homann

„Was hier von den Aktiven des Kontaktkreises Flüchtlinge in der Verbandsgemeinde Unkel in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren geleistet worden ist und immer noch geleistet wird, ist einfach großartig!“, lobte Verbandsgemeindebürgermeister Karsten Fehr. Die Anwesenden im Sitzungssaal des Verwaltungsgebäudes hörten es wohl, und sie werden es weitergegeben haben. Denn etwa 60 Ehrenamtliche waren zum Dankeschön-Brunch gekommen, insgesamt aber sind rund 150 Helfer im Einsatz, um knapp 280 Flüchtlinge bei der Integration zu unterstützen. Koordiniert wird die Hilfe von Detlev Cosler, Aynur Ergin, Frank Lorenz, Sibylle Meyer, Klaus Riekenbrauk, Andreas Nagel und Anja Riehm.

Multikulturell wie der Kontaktkreis Flüchtlinge war auch das Büfett: Gefüllte Weinblätter und Bulgur-Salat, Falafel und mit Frischkäse und Pistazien gefüllte Katayefs, Baklava und die arabische Süßspeise Muhalabia waren zusammengetragen worden – von Flüchtlingen, wie Sibylle Meyer berichtete. „Viele von ihnen arbeiten auch bei uns etwa als Übersetzer mit, um anderen Asylbewerbern die Integration zu erleichtern.“

Helferkreis erleichterte die dezentrale Unterbringung

Die Ehrenamtlichen des Kontaktkreises unterstützen bei der Intensivbetreuung von Familien, bei Sprachkursen und Fahrten oder beim Willkommenscafé. Zurück geht die Initiative auf die beiden Kirchen, die im Januar 2015 zu einem Treffen eingeladen hatten, um Helfer für die Betreuung der steigenden Zahl der Asylbewerber in den vier Kommunen zu finden, erinnerte Fehr. Hand in Hand mit der Verwaltung stellten sich die inzwischen 150 Aktiven den Herausforderungen. Dank der gemeinsamen Bemühungen habe man die Asylbewerber dezentral unterbringen und somit bessere Voraussetzungen für eine Integration schaffen können.

Die Gründung des Kontaktkreises angesichts der damaligen Flüchtlingssituation sei zum richtigen Zeitpunkt erfolgt, so Pfarrer Andreas Arend. Er freue sich, Teil dieser Aktion zu sein. Jeder sei im Kontaktkreis willkommen, die Kirchen stellten nur ihre Infrastruktur zur Verfügung. Arend dankte allen, die helfen, Menschen zu integrieren, die ihre einzige Chance darin gesehen haben, ihre Heimat zu verlassen und nur mit den Kleidern am Leib nach Deutschland zu kommen. Sein evangelischer Kollege Michael Busch: „Diese Fülle an Engagement spricht für unsere Orte.“

Lange Wartezeiten für Sprachkurse

All dieses Lob kann jedoch über gravierende Probleme nicht hinwegtäuschen. „Die Wartezeiten bis zur Teilnahme an einem Sprachkursus betragen oft sechs Monate“, berichtete Sibylle Meyer. Eine weitere große Aufgabe neben der schwierigen Familienzusammenführung sei die Wohnungssuche. Wenn Leistungen vom Jobcenter erbracht werden, müssen sich die Geflüchteten einen eigene Unterkunft suchen. Preiswerte Wohnungen seien auf dem Markt aber äußerst heiß umkämpft, so Meyer. Ein Problem sei auch die Berufs- und Zukunftsplanung. „Die meisten wollen auf eigenen Füßen stehen, erhalten jedoch keine Arbeitserlaubnis oder bekommen Beschäftigungen zugewiesen, für die sie angesichts ihrer zu Hause erworbenen, hier aber nicht anerkannten Ausbildung überqualifiziert sind.“

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