Busfahrer will angeblich Stinkenden rauswerfen

Mitfahrende Meckenheimerin beschwert sich über den Vorfall, der auch die Polizei beschäftigt hat - Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) stellt Mitarbeiter zur Rede

Meckenheim. Sommer, Hitze, Schweißausbrüche. Diese Kombination ist menschlich, und menschlich ist es wohl auch, dass mancher mal ein wenig strenger riecht als sonst. Doch ist das ein Grund, einen Fahrgast aus dem Bus zu werfen?

Einen solchen Fall erlebte jetzt Johanna Berger (Name von der Redaktion geändert), und er empörte sie so, dass sie ihn dem General-Anzeiger schilderte. "Unerhört" sei das Verhalten des Busfahrers gewesen, schimpft die Meckenheimerin, die nach eigenen Angaben seit elf Jahren regelmäßig den öffentlichen Nahverkehr nutzt, "aber so etwas habe ich noch nie erlebt".

Sie schildert den Vorfall, der den Fahrgästen einen Zwangsstopp von einer guten halben Stunde bescherte und mit dem sich schließlich die Polizei befasste, so: Ein Bus der Regionalverkehr Köln GmbH (RVK), Linie 855, auf der Strecke zwischen Meckenheim und Bad Godesberg.

Während des Stopps an einer Haltestelle geht der Fahrer auf einen der Fahrgäste - einen Dunkelhäutigen - zu, beschuldigt ihn, für "Gestank" im Fahrzeug verantwortlich zu sein und fordert ihn auf auszusteigen. Der Angesprochene weist die Beschuldigung zurück. Er weigert sich, den Bus zu verlassen.

Sie habe das Handeln des Busfahrers als willkürlich empfunden, denn keiner der anderen Fahrgäste hätte, so Johanna Berger, den schlechten Geruch, der in der Luft lag, dem beschuldigten Mann zugeordnet. "Das hätte auch genausogut ein Pärchen gewesen sein können, das ausstieg, als ich eingestiegen bin", sagt sie.

Auch die Beschuldigung des Busfahrers im Laufe des Wortwechsels, der Fastgast habe Frauen im Bus belästigt, habe niemand nachvollziehen können.

Doch die Situation spitzt sich zu. Als der angeblich stinkende Fahrgast nicht aussteigen will, da er pünktlich zur Arbeit müsse, ruft der RVK-Fahrer die Polizei. Zwei Beamte treffen am wartenden Bus ein.

Von diesem Zeitpunkt an bestätigt die Polizei den Vorfall, der von den Kollegen vor Ort aufgenommen worden ist, so eine Sprecherin im Polizeipräsidium. Aus Sicht der Beamten sei der Geruch im Bus nicht einer bestimmten Person zuzuordnen gewesen. Man habe geraten, bei der RVK einen Ersatzfahrer zu ordern, damit die anderen Fahrgäste die Fahrt fortsetzen können, so der Polizeibericht. Das habe der Busfahrer abgelehnt.

Der Fahrgast habe die Personalien des Fahrers verlangt, um Anzeige zu erstatten, wozu ihm die Polizeibeamten nach den Zeugenaussagen geraten hätten. Bisher liege aber keine Anzeige vor, so die Sprecherin. Anschließend seien alle, auch der angegriffene Fahrgast, wieder eingestiegen, der Bus habe die Fahrt fortgesetzt.

Allerdings hat sich der Busfahrer nach Darstellung von Johanna Berger weiter sehr aggressiv verhalten und sich erst nach ihrer Drohung, wenn er nicht vernünftig fahre, rufe sie die Polizei, beruhigt.

"Es wäre mir neu, dass man Fahrgäste so einfach aus dem Bus werfen kann", sagt Johanna Berger. "Außerdem muss man doch gerade, wenn es heiß ist, damit rechnen, dass mal jemand nach Schweiß riecht." Tatsächlich gibt es in den Beförderungsbedingungen der RVK keine Ausschlussklausel für "stark riechende Fahrgäste". Das bestätigte Sabine Fusshöller, Pressesprecherin des Unternehmens. "Natürlich geht das nicht", sagte sie auf Anfrage zu dem Verhalten des Busfahrers.

Von einer Art "Hausrecht" Gebrauch machen dürfe ein Fahrer nur im Fall betrunkener oder berauschter Fahrgäste, oder etwa bei solchen, die den Bus beschmutzen oder beschädigen, gewalttätig werden oder eine Gefahr für die Mitfahrenden darstellen.

Das Verhalten des betreffenden Fahrers sei der Unternehmensleitung durch die Beschwerde bekannt. Man habe ihn um seine schriftliche Stellungnahme gebeten und auch ein Personalgespräch mit ihm geführt. Er habe beteuert, dass sein Verhalten keinen rassistischen Hintergrund gehabt habe.

Im Fahrzeug habe es so unangenehm gerochen, "dass ihm übel wurde. Dann war er natürlich nicht mehr fahrtüchtig", so Fusshöller. Anzuhalten sei dann das Richtige gewesen. Der als zuverlässig bekannte, seit Jahren für die RVK arbeitende Fahrer, habe sich von dem Fahrgast angegriffen gefühlt, weil der ihn als "Rassist" bezeichnet habe.

"Wir wollen nichts schönreden, so etwas kommt vor", sagte die Sprecherin der RVK, deren Busse im gesamten linksrheinischen und in großen Teilen des rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreises unterwegs sind. Regelmäßig würden die Fahrer geschult.

Im Übrigen gehe man Beschwerden von Fahrgästen immer nach - sofern sie nicht anonym bleiben und einige wichtige Angaben machen, so Fusshöller. "Wir brauchen wenigstens Uhrzeit und Buslinie, um dem nachgehen zu können." Man müsse noch nicht einmal schreiben: Ein Anruf bei der Hotline (01 80) 4 13 13 13 genüge.

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