Konzert in Holzweiler Zwei Gitarren beim Fandango

HOLZWEILER · Wer beim Gitarrenspiel zuvor nur an Astor Piazollas Tango Nuevo dachte, wurde beim Gitarrenkonzert beim Grafschafter Kunstverein in der Holzweiler Villa Bellestate überrascht: Die zahlreichen Zuhörer erlebten mit dem Duo Orfeo die klangliche Vielfalt und die technischen Möglichkeiten des Instruments.

 Klassiker der Gitarrenmusik spielt das Duo Orfeo.

Klassiker der Gitarrenmusik spielt das Duo Orfeo.

Foto: Martin Gausmann

Neben Eigenkompositionen brachten die Gitarristen Christian Wernicke und Christian Kütemeier vorwiegend Klassiker in der Bearbeitung für Gitarre zur Aufführung.

Den Auftakt gestalteten die beiden Stipendiaten des Deutschen Musikrates und der Landesstiftung Villa Musica mit Johann Kaspar Mertz, einem der ersten Komponisten, der die Gitarre im 19. Jahrhundert hoffähig machte. Bei seinen Stücken haben beide Gitarren unterschiedliche Funktionen: Die erste Gitarre ist eine Terz höher gestimmt und trägt die Melodie der Oberstimme vor, die zweite übernimmt deren Begleitung und Grundierung. Bei den Klagegesängen "Am Grabe des Geliebten" und "Unruhe" wurde die Wehmut und das leidenschaftliche Aufbegehren und in der "Barcarole" das verspielte Ineinander der Gitarren spürbar.

Joseph Haydns "Piano Sonata Nr. 20" trat in der Folge mit ihrem gezupft wirkenden Klang noch schöner durch die Gitarren hervor. Auf dem utopisch-satirischen Roman "Gullivers Reisen" von Jonathan Swift fußt Georg Philipp Telemanns für Cembalo komponierte "Gulliver Suite". Fünf Szenen hat der Komponist dem literarischen Werk entnommen und in programmatischer Weise für zwei Violinen vertont.

So werden beispielsweise die geistesabwesenden Laputier des dritten Satzes, die sich eigentlich mit Musik und Mathematik beschäftigen sollten, mit Klatschen geschlagen, um sie beim Einschlafen zu hindern. Die kurze Einführung von Wernicke und Kütemeier in die anderen Themen aus Gullivers Reisen machte die pointierte Inszenierung durch die beiden Gitarren überdeutlich und löste beim Publikum große Heiterkeit aus.

Eine spontane, rasante Improvisation des Duos Orfeo, bei der ganz das Experiment im Vordergrund stand, führte in die Moderne und bereitete den Weg für eine Eigenkomposition: In der "Fandango-Phase" überholte schier eine Stimme die andere und die Technik des "Aneinandervorbei-Musizierens" erinnerte an das Fangenspielen von Kindern. Der "Fandango" gefiel mit einfallsreichen und rhythmisch wie melodisch häufig wie improvisiert wirkenden Variationen.

Das Duo Orfeo verstand es, den unbändigen Zauber des spanischen Volkstanzes hörbar werden zu lassen. Es vermittelte den Reiz der puren Freude am Rhythmus, an treffsichere Meisterschaft und am kapriziösen Einfall.

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