Wirtschaftsforscher Konsumlaune in Deutschland ist bestens

FRANKFURT · Das Wirtschaftswachstum verlangsamt sich, das Klima insgesamt eingetrübt. Grund sind wirtschaftliche Risiken und politische Krisen. Doch die Konsumlaune ist immer noch bestens.

 Gutes Konsumklima: Während die Stimmung in der Wirtschaft allgemein gedämpft ist, lassen sich die Verbraucher nicht beirren.

Gutes Konsumklima: Während die Stimmung in der Wirtschaft allgemein gedämpft ist, lassen sich die Verbraucher nicht beirren.

Foto: dpa

Den Chef der Europäischen Zentralbank bringt so leicht nichts aus der Ruhe. In der Tat ist ruhiges Handeln und besonnene Ansprache nach außen eine der notwendigen Kernkompetenzen von Mario Draghi. „Wir reden nicht über einen Abschwung, sondern über weniger Schwung“, sagte Draghi nach der Ratssitzung am Donnerstag – und lächelte dabei.

Vor allem in der sonst verwöhnten Exportbranche hierzulande ist zuletzt Gegenwind aufgekommen. Die Stimmung in der deutschen Exportwirtschaft hat einen merklichen Dämpfer erhalten. So sind laut Ifo-Institut die Exporterwartungen der Industrie im Oktober gegenüber dem Vormonat deutlich gefallen. Demzufolge löst unter anderem der mögliche „harte“ Brexit Unsicherheit unter den Exporteuren aus. Doch auch andernorts könnte die Nachfrage zurückgehen nach Waren „Made in Germany“. In China zum Beispiel. Denn dort hat sich in den vergangenen Monaten das Wachstumstempo auf 6,5 Prozent leicht abgeschwächt. Beobachter befürchten, dass sich diese Tendenz in den kommenden Monaten noch verstärken könnte durch die Strafzölle zwischen den USA und China.

Die Wirtschaftsforscher aus München stellen eine trübere Stimmung in vielen zentralen Bereichen fest: Im Maschinenbau und der Metallindustrie ebenso wie in der Nahrungsmittelindustrie. Von Autoexporten ganz zu schweigen – auch hier rechnen die Hersteller allenfalls mit stagnierenden Verkäufen ihrer Autos ins Ausland. Auch der wichtigste Stimmungsindikator, der Ifo-Geschäftsklimaindex, war am Mittwoch überraschend stark gefallen. Das bringen die Wirtschaftsforscher in Verbindung mit den zahlreichen Risiken, die Unternehmen vorsichtiger agieren lassen, indem sie etwa Investitionen zurückfahren. Zu den vorher bereits vorhandenen Risiken übrigens ist in den letzten Tagen und Wochen noch der Haushaltsstreit zwischen Rom und Brüssel als Belastungsfaktor hinzugekommen.

Talfahrt amdeutschen Aktienmarkt

Diese trüberen Aussichten sind auch einer der entscheidenden Gründe dafür, dass die Talfahrt am deutschen Aktienmarkt auch in dieser Woche weiter gegangen ist: Um rund vier Prozent ist der Dax auch in dieser Woche in den Keller gerauscht. Grund für den Rückzug von Investoren sind auch die Geschäftszahlen der Unternehmen. Die weisen zum Teil ebenfalls auf einen Rückgang ihrer Geschäfte und schlechtere Aussichten für die kommenden Monate hin.

Ein Lichtblick in der Gemengelage immerhin: Die Konsumforscher der GfK in München haben den Verbrauchern eine unverändert heitere Stimmung attestiert. Hohe Beschäftigung und die Erwartung, dass die Konjunktur hierzulande auf einem soliden Wachstumskurs bleibt, sind Gründe dafür. So scheinen die Konsumenten weiter bereit zu sein, Geld auszugeben. Allerdings – das darf man an dieser Stelle auch hinzufügen – könnte das auch mit dem ersten Mann an der Spitze der EZB zusammen hängen. Denn Sparen bleibt angesichts von Nullzinsen unattraktiv.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort