Manfred Lütz: KURZ GEFRAGT

Frank Rintelmann sprach über psychische Erkrankungen mit dem Chefarzt des Alexianer Krankenhauses Köln, Manfred Lütz.

 Manfred Lütz

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Laut AOK fallen Arbeitnehmer wegen psychischer Erkrankungen im Job häufiger aus. Beobachten Sie diesen Trend auch?

Manfred Lütz: Da entsteht ein falscher Eindruck: Die Fachwelt ist sich einig, dass schwere psychische Erkrankungen keineswegs zugenommen haben, und das ist auch mein Eindruck. Allerdings werden bisweilen Befindlichkeitsstörungen schon zu Krankheiten hochgejazzt.

Vielen Menschen wird eine psychische Erkrankung nur eingeredet?

Lütz: Die AOK-Studie spricht offenbar von Lebenskrisen, die viele Menschen erleben. Das ist korrekt, aber das ist auch banal. Jeder kann sich ausrechnen, wie häufig Trennungen oder Todesfälle von Angehörigen statistisch vorkommen, und darauf reagieren Menschen mit Trauer, manchmal sogar mit Verzweiflung, aber das sind keine Krankheiten, da hilft keine Therapie. Es kann zu Missverständnissen führen, wenn eine Krankenkasse Lebenskrisen so thematisiert. Da denken alle, das seien Krankheiten. Gestört ist eher, wer nicht trauern kann.

Wie sieht es mit psychischen Belastungen am Arbeitsplatz aus?

Lütz: Die muss man ernst nehmen, denn wir verbringen einen großen Teil unserer Lebenszeit bei der Arbeit. Aber dass Arbeit belastend ist und nicht immer Spaß macht, ist auch normal. Deswegen wird sie ja bezahlt.

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