Die Reichen werden immer reicher Oxfam kritisiert die zunehmende soziale Spaltung

Davos · Die 62 reichsten Personen der Erde würden mittlerweile soviel Vermögen besitzen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung - über 1 500 Milliarden Euro. Das erklärte die Entwicklungsorganisation Oxfam anlässlich des Weltwirtschaftsforums von Davos, das am kommenden Mittwoch beginnt. Der Managergipfel wird finanziert von den größten Unternehmen des Globus.

 Extravaganter Goldschmuck für einige wenige Superreiche in China: Rund 70 Millionen Superreiche besitzen demnach mehr als die übrigen rund sieben Milliarden Menschen auf der Erde.

Extravaganter Goldschmuck für einige wenige Superreiche in China: Rund 70 Millionen Superreiche besitzen demnach mehr als die übrigen rund sieben Milliarden Menschen auf der Erde.

Foto: EPA

Mit ihrer neuen Studie mit dem englischen Titel "Wealth Reports" kritisiert die Entwicklungsorganisation den zunehmenden Abstand der Vermögen zwischen Armen und Reichen. Dabei verschärfe sich die soziale Polarisierung weiter. In den vergangenen Jahren hätten die Vermögen der wohlhabensten Menschen um etwa 40 Prozent zugelegt, während der Besitz der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung um eine ähnliche Größenordnung zurückging, schreibt Oxfam.

Die Organisation stützt sich unter anderem auf Zahlen der Schweizer Bank Credit Suisse. In deren jüngstem Weltvermögensbericht heißt es, dass rund 70 Millionen Superreiche (ein Prozent der Weltbevölkerung) demnach mehr als die übrigen rund sieben Milliarden Menschen auf der Erde besitzen.

Unternehmen, die das Weltwirtschaftsforum (WEF) tragen, wirft Oxfam außerdem vor, sich planmäßig in Steueroasen anzusiedeln. Das sind Staaten wie die Schweiz, Luxemburg und die Cayman Inseln, die Ausländern niedrige Steuersätze gewähren oder den Heimatländern der Steuerpflichtigen zu wenige Informationen über versteckte Konten geben. Dadurch würden diese anderen Staaten und damit auch deren Bevölkerung Geld vorenthalten, das beispielsweise für Gesundheits- und Bildungspolitik nicht zur Verfügung stehe. Die steuervermeidenden Unternehmen würden so die globale Armut verschärfen, lautet das Argument.

"Wir haben 200 Konzerne untersucht, darunter die strategischen Partner des WEF. Neun von zehn dieser Firmen haben Niederlassungen in mindestens einer Steueroase", heißt es in der Studie. Welche Firmen man meint, sagt Oxfam allerdings nicht. Dass sie Steuern vermeiden wollen, könne die Organisation "im Einzelfall nicht beweisen, weshalb wir die Namen nicht veröffentlichen", sagte Steffen Küßner, der Sprecher von Oxfam Deutschland. Zu den strategischen Partner des WEF gehören unter anderem Audi, Facebook und Volkswagen.

Die Organisatoren des WEF wollten sich zu der Studie nicht äußern. Klaus Schwab, der Chef des Forums, bemüht sich jedoch, die zunehmende soziale Ungleichheit im Rahmen der Veranstaltung zu thematisieren und die Unternehmen zum Umdenken zu bewegen. Zum WEF 2015 lud er Oxfam-Geschäftsführerin Winnie Byanyima ein, den Co-Vorsitz der Veranstaltung zu übernehmen. Auch in diesem Jahr ist Byanyima wieder in Davos und nimmt an den Diskussionen im Kongresszentrum teil.

Zum 46. WEF kommen ab Mittwoch wieder rund 2 500 Spitzenmanager, Lobbyisten, Ökonomen, Regierungschefs und Vertretern der Zivilgesellschaft. Aus Deutschland reisen unter anderem Bundespräsident Joachim Gauck, Finanzminister Wolfgang Schäuble und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel an. Das offizielle Thema ist die "vierte industrielle Revolution". Tatsächlich werden die Fluchtbewegungen nach Europa eine mindestens ebenso wichtige Rolle spielen. Die neue polnische Ministerpräsidentin Beata Szydlo und ihr Außenminister Withold Waszczykowski werden ihre Position verteidigen, keine Flüchtlinge aufnehmen zu wollen.

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