Alltag trifft auf Krawalle Pizzabote sucht seinen Weg durch die "Welcome to Hell"-Demo

Hamburg · Ein Anwohner möchte durch die "Welcome to Hell" Demo zu Edeka, ein Pizzabote fährt auf seinem Arbeitsweg direkt durch durch die schwarz vermummte Menge: In Hamburg prallen Alltag und Ausnahmezustand wegen des G20-Gipfels aufeinander.

Wasserwerfer, ein Räumpanzer und eine Wand von Polizisten versperren hunderten vermummten Demonstranten den Weg. Flaschen, Böller und Steine fliegen durch die Luft. Verkehrsschilder werden aus ihren Verankerungen gerissen und Schaufensterscheiben eingeschmissen. Die Bilder und Schlagzeilen aus Hamburg zeigen eine Stadt im Außnahmezustand. Am Abend vor dem G20-Gipfel herrschte nach dem Abbruch der Autonomen-Demo "Welcome to Hell" stundenlang die Gewalt in den Straßen der Hansestadt.

Dennoch muss der Alltag für viele Anwohner Hamburgs weitergehen. Zahlreiche Tweets und Bilder zeigen das skurrile Zusammentreffen von Alltag und Krawalle.

Große Resonanz erhielt etwa Andre Kramer auf seinen Facebook-Post. "Ich bin so wütend, ich habe zum Einkaufen gehen ein Schild gemacht", schreibt er zu einem Foto, auf dem er inmitten mehrerer schwer bewaffneter Polizisten steht. Auf dem Schild, das er in der Hand hält, steht: "Ich bin Anwohner und gehe nur kurz zu Edeka, Danke". Der Post ist jedoch nicht ganz zu ernst zu nehmen, Andre Kramer ist ein Hamburger Comedian. Ob Kramer seinen Weg zum Supermarkt gefunden hat, lässt der Comedian offen.

Edeka ließ mit einer Antwort nicht lange warten und veröffentlichte auf Facebook folgende Reaktion, die am Freitagnachmittag bereits mehr als 3500 Mal geteilt wurde:

Der Pizzabote Benjamin geriet derweil auf einer seiner Fahrten direkt in die Gruppe der rund 12.000 Demonstranten der "Welcome to Hell" Demo. Ein Tweet von Koney123 machte schnell die Runde: Er zeigt den Pizzaboten, wie er sich kühn seinen Weg durch die schwarz vermummte Menge der Demonstranten sucht.

Das Hamburger Online-Magazin Fink erreichte den 28-jährigen Pizzaboten der US-amerikanischen Kette "Dominos". Er erzählte, dass er sich gerade auf dem Rückweg von einer Lieferung befand. Als er sich der Demonstration näherte, habe ein Polizist zu ihm gemeint, er würde mit dem Roller schon durchkommen. Ganz ungefährlich sei das jedoch nicht gewesen, es seien Steine geflogen, erzählt Benjamin. Unversehrt kamen der Pizzabote und sein Roller wieder in der Dominos-Filiale an.

In vielen Hamburger Geschäften musste der Alltag wegen der Demonstrationen eine Pause einlegen. So auch beim Piano-Haus Tübinger, das damit jedoch humorvoll umgeht. Twitter-User amüsieren sich über die großen Wände, die das Piano-Haus als Schutz vor Vandalismus vor die Schaufensterscheiben gestellt hat. Auf den Wänden steht "Immer schön Piano!" und wünscht den Demonstranten friedliche Proteste.

Zum Auftakt des G20-Gipfels in Hamburg ist die Lage am Morgen erneut eskaliert. Die Hamburger Polizei forderte angesichts der massiven Ausschreitungen weitere Kräfte aus anderen Bundesländern an. Hintergrund seien die "vielen Straftaten, die parallel passieren", erklärte ein Polizeisprecher. An verschiedenen Stellen der Stadt gingen Autos in Flammen auf.

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