Zara-Patriarch Ortega Vom Laufburschen zum Milliardär

Madrid · Der Unternehmer Amancio Ortega pflegt den unscheinbaren Auftritt eines spanischen Rentners. Dabei ist er mit seinen Zara-Shops zum zweitreichsten Mann der Welt aufgestiegen.

 Erfolgreicher Unternehmer mit unscheinbarem Auftreten: der spanische Modemilliardär Amancio Ortega.

Erfolgreicher Unternehmer mit unscheinbarem Auftreten: der spanische Modemilliardär Amancio Ortega.

Foto: dpa

Unscheinbar kommt er daher: ein schlichtes Hemd oder Poloshirt über seinem runden Bauch, Strickjacke oder Jackett darüber, meist ohne Krawatte. Ein freundlicher Herr, der nicht weiter auffallen würde im Heer der spanischen Rentner. Der spanische Modemilliardär Amancio Ortega, inzwischen mit seinen Zara-Shops zum zweitreichsten Mann der Welt und zum reichsten Unternehmer Europas aufgestiegen, liebt Diskretion. Er zieht es vor, auf der Straße nicht erkannt zu werden, und meidet öffentliche Auftritte.

Vielleicht half dem 79-jährigen Spanier diese Bescheidenheit beim Aufstieg zum unangefochtenen Modezar dieser Welt. Ein Mann, der sich von ganz unten mit harter Arbeit und Disziplin nach oben kämpfte: Der Sohn eines Eisenbahners begann seine Karriere ohne Schulabschluss mit 13 Jahren als Laufbursche in einem Hemdengeschäft. 1963 eröffnete er seinen ersten eigenen Laden, in dem er Bademäntel verkaufte. 1975 folgte dann der erste Zara-Shop, dessen Mode die Welt eroberte.

Heute unterhält Ortegas Inditex-Konzern knapp 7000 Geschäfte in 88 Ländern. Und die Expansion geht weiter: Fast täglich wird irgendwo – immer in den besten Einkaufslagen – eine neue Boutique der Inditex-Marken Zara, Pull&Bear, Massimo Dutti, Bershka oder Stradivarius eröffnet. Verkauf und Gewinn wachsen zweistellig. Für das Geschäftsjahr 2015 wird ein Nettogewinn von mehr als zwei Milliarden Euro erwartet.

„Ohne Wachstum stirbt ein Unternehmen“, predigt der größte Textilhändler der Welt, der sich 2011 als Konzernchef zurückzog. Aber Ortega achtet noch immer darauf, dass jede Woche neue Kollektionen in die Geschäfte rollen. „Das Streben nach ständiger Erneuerung und Überwindung ist die treibende Kraft“, sagt er. Das schlimmste Übel eines Unternehmers sei die Selbstgefälligkeit. Inditex gilt als gesündestes Großunternehmen Spaniens – fast ohne Schulden. Und es ist einer der größten Arbeitgeber Spaniens. Weltweit werden 150 000 Menschen beschäftigt.

Mit einem Börsenwert von rund 90 Milliarden Euro ist der spanische Moderiese, der seine Zentrale in der nordwestspanischen Kleinstadt Arteixo hat, der kapitalstärkste Konzern des Landes. Davon profitiert vor allem Ortega selbst, der 60 Prozent der Aktien besitzt und mit den Dividenden seiner Konzernaktien jedes Jahr eine Milliarde Euro einstreicht. Seine Gewinne investiert Ortega in Luxusimmobilien, die er in den Hauptstädten der ganzen Welt erwirbt und dann vermietet. Ortegas Geschäfte laufen so gut, dass er im Milliardärsranking des Wirtschaftsmagazins „Forbes“ vom vierten auf den zweiten Rang vorgerückt ist; mit einem geschätzten Vermögen von 68 Milliarden Dollar (etwa 62 Milliarden Euro) – nur Microsoft-Gründer Bill Gates hat laut „Forbes“ noch mehr Geld.

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