Wiedersehen in Klinik Münsteraner Fünflinge feiern 5. Geburtstag

Münster · Fünflinge sind sehr, sehr selten. An der Uniklinik der Münster kamen 2013 welche zur Welt. Jetzt feierte das Mädchen-Quintett 5. Geburtstag - zur Freude des damaligen Geburtshelfers quietschlebendig und rundum gesund. Nur einer leidet - der Bruder.

 Die Fünflinge Evelyn (l-r), Justina, Josefina, Melissia und Maria feiern Ihren 5. Geburtstag in der Uniklinik und pusten ihre Kerzen aus.

Die Fünflinge Evelyn (l-r), Justina, Josefina, Melissia und Maria feiern Ihren 5. Geburtstag in der Uniklinik und pusten ihre Kerzen aus.

Foto: dpa

Michael lässt seinem Unmut freien Lauf: „Mit fünf Schwestern ist es manchmal blöd. Die machen nicht das, was ich will“, sagt der achtjährige Bruder von Fünflingen am Montag auf einer Geburtstagsfeier im Kindergarten der Uniklinik Münster. Seine fünf jüngeren Schwestern sind dort am 12. November 2013 innerhalb von wenigen Minuten zur Welt gekommen. Fünf Jahre später gab es zur Feier des Tages Schokokuchen und Geschenke für die quietschlebendigen Mädchen Maria, Melissia, Josefina, Justina und Evelyn. Welch schweren Stand Michael hat, wurde dabei schnell klar. Das für ihn gedachte Geschenk musste Mama Fedah Touma (31) aus den Händen seiner Schwestern retten, die es voreilig aufreißen wollten.

Fünflinge - die Wahrscheinlichkeit für so eine Geburt ist so selten, dass auch Zahlen diese Angabe kaum greifbar machen. Bei Schwangerschaften ohne künstliche Befruchtung liegt sie für Fünflinge bei 0,000002 Prozent. „Und bei dieser Geburt gab es ja über alle Bereiche einen glücklichen Verlauf“, sagt der Geburtshelfer von 2013, Prof. Walter Klockenbusch, heute. „Die Mutter hatte keine gesundheitlichen Probleme und was auch bei Mehrlingsgeburten selten ist: Die Frühchen hatten keine Fehlbildungen und bekamen in ihrer späteren Entwicklung keine neurologischen Probleme.“ Sonst lispelten die Kinder oft später oder entwickelten Spastiken, erklärt der Professor, der die Mädchen vor fünf Jahren per Kaiserschnitt zur Welt brachte.

Vater Makarios Touma (36) strahlt übers ganze Gesicht. Vor fünf Jahren war er noch arbeitslos und musste zusammen mit seiner Frau das Familienleben komplett auf neue Füße stellen. Seitdem leben sie in Gronau an der Grenze zu Holland in einer deutlich größeren Wohnung. Auch die fast 140 Quadratmeter sind eigentlich noch zu wenig. Aber der Syrer hat jetzt einen Job und freut sich über einen Arbeitgeber, der ihm für den Geburtstag seiner fünf Töchter selbstverständlich einen freien Tag spendiert.

„Die ersten beiden Jahren waren die schlimmsten“, erzählt Mutter Fedah Touma (31). Jetzt sei es etwas leichter geworden. Ab 8 Uhr sind die Fünflinge im Kindergarten - Zeit zum Durchschnaufen. „Ich habe wahnsinnigen Respekt vor meiner Frau. Die meiste Arbeit bleibt an ihr hängen“, sagte der Ehemann und schiebt nach: „Fünflinge und ein älterer Bruder, das ist wie das Managen einer Fabrik. Es muss alles funktionieren.“

Die Fünflinge kamen 2013 in der 30. Schwangerschaftswoche als mehreiige Kinder zur Welt. Zuvor erlebte die Familie bei jeder neuen Ultraschalluntersuchung die nächste Überraschung. Über die zuerst diagnostizierten Zwillinge freute sich Vater Makarios zwar, er wollte aber Vierlinge. Nachdem auch die bei der nächsten Untersuchung auf dem Bildschirm zu sehen waren, schickte er seine Frau allein zum nächsten Untersuchungstermin. Der Schreck über den unverhofft reichen Kindersegen war ihm nach eigener Schilderung in die Glieder gefahren. Und es kam, wie es kommen musste: Nicht Vierlinge, nein, seine Frau trug sogar Fünflinge im Bauch.

In der Uniklinik liefen die Planungen auf Hochtouren. Ein riesiges Team an Ärzten, Pflegern, Sozialarbeitern und ehrenamtlichen Helfern stand bereit. Vater und Bruder zogen in das Familienhaus der Uniklinik. Denn auch nach der Geburt mussten die Frühchen mit einem Geburtsgewicht zwischen 1040 und 1270 Gramm noch mehrere Wochen eng medizinisch betreut werden.

Für den Geburtshelfer der ersten Stunde war das Wiedersehen nicht das erste seit 2013. „Ich war vor einem Jahr zu Besuch in Gronau. Allerdings nicht bei Familie Touma. Bei einem Spaziergang in einem Park lief mir zufällig eine sehr große Familie über den Weg. Beim Anblick von gleich fünf gleichaltrigen Mädchen war mir sofort klar, wer das ist“, sagt Mediziner Klockenbusch über das Treffen. (dpa)

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