Loblieder auf die Liebe Neues Album von Lana Del Rey

Sie ist die erfolgreichste Sirene des Pop: Lana Del Reys neues Album „Lust For Life“ zeigt, dass die Sängerin sich weiterentwickeln will.

 Wie gemalt: Lana Del Rey in Carhaix in Frankreich, aufgenommen im Juli 2016. FOTO: DPA

Wie gemalt: Lana Del Rey in Carhaix in Frankreich, aufgenommen im Juli 2016. FOTO: DPA

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Lana Del Rey lässt dem Hörer keine Chance. Der erste Song des neuen Albums heißt „Love“. Er erzählt von jungen Menschen, die sich verlieben und deren Psyche ins Taumeln gerät, sei es vor Glück, sei es, weil sie den Blues haben. Egal. Worauf es ankommt, erklärt der Refrain des Liedes. „To be young and in love“, singt Del Rey mit einer Stimme, die mit cooler Intensität die Liebe feiert: „To be young and in love (ah, ah) / To be young and in love (ah, ah).“ Der hypnotisierenden Wirkung des Songs kann sich niemand entziehen, der das mit der Liebe gerade erlebt, es noch vor oder aber bereits hinter sich hat.

Die US-Amerikanerin, die gerade 32 geworden ist, hat sich als erfolgreichste Sirene des Pop etabliert. Mit Sirenen ist es eigentlich ganz einfach, wissen wir seit Odysseus. Man verfällt ihnen – oder eben nicht. Lana Del Rey kriegt sie fast alle, gegen ihren morbiden Charme und ihre schläfrige Laszivität sind nur ganz wenige immun.

Ihre Songs, hat sie einmal festgestellt, seien wie „Super-8-Filme für die Ohren“. Kameramann könnte der Filmemacher David Lynch sein. Die Stücke spielen mit dem Surrealen, dem Traumhaften und Albtraumhaften. Es geht in den Texten um Obsessionen, Abhängigkeiten, Sex und Gewalt. Auch Heroin ist ein Thema.

Auf ihrem Album „Honeymoon“ aus dem Jahr 2015 eröffnete sie dem Hörer ein cineastisches Universum. Im Titelstück spiegeln der Sprechgesang Del Reys und die subtil eingesetzten Streicher eine schillernde Beziehung. Sie ist keine Frau wie alle anderen („It's not fashionable to love me“), er ein Mann mit zweifelhafter Vergangenheit: „We both know the history of violence that surrounds you.“ Gesang und Streicher transportieren sehnsuchtsvolle, gleichzeitig dämonisch anmutende Töne. Richtig hell wird es nie in der Welt der in Kalifornien lebenden Künstlerin: Sie hat California Noir erfunden.

„Lust For Life“ signalisiert eine neue Richtung. Fürs Cover hat Lana Del Rey das Lächeln geübt. Ihr geht es besser als früher, hat sie in einem Interview festgestellt. Das drückt sich in „Lust For Life“, einer Kollaboration mit The Weeknd, folgendermaßen aus: „Take off, take off, take off all your clothes“, bittet das lyrische Ich sein Gegenüber. Doch bleibt sich die Künstlerin, deren Sound ebenso retro wie futuristisch anmutet, treu. Bittersüße Sinnlichkeit und samtige Schwermut sind essenzieller Bestandteil ihrer DNA. Optimismus gibt es bei ihr nur in kleinen Dosen. Dafür aber das Erstaunen über eine Welt, die aus den Fugen zu geraten scheint. Das drückt sie in Songs wie „God Bless America – And All The Beautiful Women In It“ aus. Stilistisch hat Del Rey ihrer Palette neue Töne hinzugefügt. Zu den Mitarbeitern gehören zum Beispiel die US-Rapper A$AP Rocky und Playboi Carti; sie veredeln die Stücke „Summer Bummer“ und „Groupie Love“.

Die Ballade „Tomorrow Never Came“, noch eine Hommage an die Liebe, hat Del Rey mit John Lennons Sohn Sean aufgenommen. Mit der Fleetwood-Mac-Sängerin Stevie Nicks hat sie sich für „Beautiful People Beautiful Problems“ zusammengetan. Natürlich hält nicht jeder der 16 Songs auf „Lust For Life“, was das Einstiegsstück „Love“ verspricht. Dem Lana-Del-Rey-Klangkosmos kann man aber nicht wirklich entfliehen. Es ist wie in dem Song „Hotel California“ der Eagles: „You can check out any time you like, / but you can never leave!“

Lana Del Rey: Lust For Life. Universal.

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