Bilderbuchskizzen reisen nach Tokio

Rund 700 Exponate aus den Sammlungen des Troisdorfer Bilderbuchmuseums gehen auf Japan-Tournee - Spezielle Klimakiste soll Originalillustrationen von Janosch, Lionni und Heine schützen

  Abholbereit:  Maria Linsmann und Gabriele Schröder (links) schnüren das Japan-Paket: Originale des Zeichners Janosch kommen in die temperierte Kiste.

Abholbereit: Maria Linsmann und Gabriele Schröder (links) schnüren das Japan-Paket: Originale des Zeichners Janosch kommen in die temperierte Kiste.

Foto: Otto

Troisdorf. Große Kisten und Kartons, Seidenpapier und Styropor bestimmen dieser Tage auf Burg Wissem das Bild. Hinzu kommen Illustrationen, Bücher und weitere Exponate, die darauf warten, sicher verpackt zu werden. Denn Ende des Monats gehen die rund 700 guten Stücke des Bilderbuchmuseums auf Reisen.

Japan ist ihr Ziel. Genauer gesagt, das Itsbashi Art Museum in Tokio. Ab dem 26. November stehen die Objekte aus Troisdorf dort zur Schau. Doch die japanische Hauptstadt ist lediglich die erste Station ihrer großen "Japan-Tournee". Bis Ende 2006 sind die Bilder und Bücher noch in zwei weiteren wichtigen japanischen Museen zu sehen.

Mit eher gemischten Gefühlen blickt Maria Linsmann dem bislang größten Projekt in der Geschichte des Bilderbuchmuseums entgegen. Einerseits freut die Museumsleiterin sich, dass ihr Haus auch im fernen, außereuropäischen Ausland Beachtung findet: "So wird Troisdorf in die große weite Welt hinaus getragen." Andererseits bedauert sie, dass sie und ihre Mitarbeiter so lange auf die "Highlights" ihrer Sammlung verzichten müssen: "Die Japaner haben mit sicherem Griff unsere besten Stücke ausgesucht."

Neben Janosch-Originalen und einer Auswahl von Werken aus der Rotkäppchen-Sammlung werden Originalillustrationen zum Beispiel von Leo Lionni, Helme Heine und Nikolaus Heidelbach ins Land der aufgehenden Sonne reisen.

Der "Kulturguttransfer" von Troisdorf nach Tokio steht im Zeichen des Deutschen Jahres in Japan, das am 12. November beginnt. Eine japanische Kuratorin des International Board on Books for Young People (IBBY) - ein internationales Kuratorium für das Jugendbuch - war im Vorfeld der Planungen an Maria Linsmann herangetreten.

"In Japan ist das Interesse an Bilderbuchillustrationen besonders groß", sagte die Museumsleiterin. Während das Troisdorfer Bilderbuchmuseum europaweit einzigartig sei, gebe es allein in Japan 28 vergleichbare Häuser. "Janosch ist dort ebenso bekannt wie die Märchen der Gebrüder Grimm oder Leo Lionni."

Rund 60 000 Euro werde die Japan-Tournee der Troisdorfer Exponate kosten, schätzt Maria Linsmann. Den Großteil finanziert die zweitgrößte japanische Tageszeitung "The Asahi Shimbun", welche in einer Tagesauflage von zwölf Millionen Exemplaren erscheint. Vertreter der Zeitung und einige Kuratoren waren seit Herbst 2004 mehrfach zu Besuch auf Burg Wissem, um eine Auswahl zu treffen.

"Wir steuern mehr symbolisch 2 000 Euro bei", so Linsmann. Von deutscher Seite werde das Projekt zudem von der Ostasiatischen Gesellschaft in Köln und dem Deutsch Japanischen Institut in Berlin unterstützt.

Während Bücher, einige Bilder und Exponate in normale Kartons und Kisten wandern, haben Linsmann und ihr Team für die Originale eine klimatisierte Kiste geordert. "Nur so können wir sicher sein, dass sie keinen Schaden nehmen", erklärt Bernhard Schmitz, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bilderbuchmuseums.

Leer wiegt die Kiste bereits 55 Kilogramm. Die ungerahmten Originale lassen ihr Gewicht auf 80 bis 90 Kilogramm ansteigen. Während ihre Exponate bereits Anfang August in Japan eintreffen werden, müssen Maria Linsmann und Bernhard Schmitz ihr Reisefieber noch ein wenig aushalten: "Wir reisen erst zur Ausstellungseröffnung im November nach Japan."

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