Karnevalskonzert Brite dirigiert Karnevalskonzert des Beethoven Orchesters

Bonn · Der Comedian und Dirigent Rainer Hersch entzückt sein Bonner Publikum mit britischem Humor à la Monty Python. OB Sridharan will ihn gleich fürs Beethovenjahr 2020 verpflichten.

 Dirigent Rainer Herschel lässt sich fotografieren: Szene aus dem Karnevalskonzert des Beethoven Orchesters.

Dirigent Rainer Herschel lässt sich fotografieren: Szene aus dem Karnevalskonzert des Beethoven Orchesters.

Foto: Felix von Hagen

Aufhören, wir wollen Karneval...“ Ein Besucher der Beethovenhalle machte seinem Ärger lauthals Luft, hatte er beim Karnevalskonzert des Beethovenorchesters anscheinend etwas anderes erwartet. Ganz Unrecht hatte der spaßbefreite Zeitgenosse freilich nicht. Denn was der britische Comedian Rainer Hersch da auf der Bühne zusammen mit dem fabelhaft aufspielenden BOB veranstaltete, war zwar weitgehend lustig, hatte mit Karneval trotz der expliziten Ankündigung aber recht wenig zu tun.

Es war vielmehr ein schrulliger Parforceritt quer durch die Klassik, den Hersch mit britischem Understatement und subversivem Brachialhumor à la Monty Python servierte. Das war im Endeffekt eher ein Comedyabend mit Orchester als ein Karnevalskonzert. Dabei kam Hersch auch seine langjährige Erfahrung als Stand-up-Comedian zu Gute, etwa als er den Spieß bei einem vor der Bühne auftauchenden Fotografen einfach rumdrehte, diesen fotografierte und allerlei Unsinn mit der Kamera trieb.

Nicht alle Nummern indes zündeten, manchmal griff Hersch ziemlich tief in die Trickkiste halbseidener Motivationsgurus, um auch aus einer nicht vorhandenen Pointe einen Lacher zu generieren, anderes hingegen war genial. Das SMS-Voting etwa, in welchen Stilen man Beethovens Ode an die Freude spielen solle, war originell und zeichnete sich durch perfektes Timing aus. Möglich wurde dies freilich nur, weil Hersch mit dem Beethoven Orchester ein spaßerprobtes Medium zur Verfügung stand, das quasi auf Zuruf die gewählten Nummern spielte – und zwar nicht nur irgendwie, sondern in gewohnter Qualität. Auch die mit Jonglierbällen „dirigierte“ Pizzicato-Polka von Johann Strauß gelang phänomenal. Hier zeigte sich wieder einmal, zu was ein vorzügliches und vor allem mit reichlicher Selbstironie gesegnetes Orchester das BOB ist. Und dass Hersch nicht nur ein musikalischer Hans Dampf in allen Gassen ist, sondern auch ein ziemlich passabler Dirigent, bewies er unter anderem mit dem Finale aus Ludwig van Beethovens erster Sinfonie.

Am Ende wurde es allerdings ein wenig kurios. Da kam das Prinzenpaar zusammen mit Bürgermeister Ashok Sridharan unter großen Getöse zum Orchester auf das Podium und der OB tat – offensichtlich sehr vom Konzert enthusiasmiert – kund, dass er soeben den ersten inhaltlichen (!) Pfeiler für Beethoven 2020 gefunden habe, womit er Hersch meinte und ihn einlud, zum Jubiläum wiederzukommen. Das indes lässt Schlimmes befürchten. Denn auch wenn Hersch die Beethovenhalle zum Toben brachte, intelligenten Spökes zu einem inhaltlichen Grundpfeiler für das Beethoven-Jubiläum zu erklären, wirkte es eher wie ein Ausdruck der eigenen Hilflosigkeit oder wie eine kulturpolitische Bankrotterklärung denn wie eine ernstzunehmende Vision.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
„Die Bedrohungslage ist hoch“
Bundesinnenministerin Nancy Faeser im Gespräch „Die Bedrohungslage ist hoch“
Aus dem Ressort