Wie groß kann die Überraschung sein?

Zur Berichten und Leserbriefen über die Datenspionage des US-Geheimdienstes NSA

 Demonstranten in Paris gegen die Datenspionage des amerikanischen Geheimdienstes NSA.

Demonstranten in Paris gegen die Datenspionage des amerikanischen Geheimdienstes NSA.

Foto: afp

Felix Schülde resümiert in seinem Leserbrief völlig zutreffend "Wir sollten den USA dankbar sein, dass sie uns die Hauptarbeit abnehmen." Wenn auch nur ein hinterhältiger Terroranschlag, bei dem unschuldige Menschen ums Leben kommen, durch die umfassende Datenüberwachung verhindert werden kann, ist sie damit meiner Meinung nach schon gerechtfertigt. Waren es nicht oft "unbescholtene" Bürger, die durch engmaschige Überwachung als Verbrecher enttarnt wurden?

Mich stört es nicht, wenn meine Daten erfasst werden. Ich habe nichts zu verbergen und glaube kaum, dass Geheimdienste sich für meine Onlinebestellungen und privaten E-Mail-Verkehr interessieren. Die Zeiten haben sich geändert: Das Internet hat neue Wege der Kriminalität eröffnet, die entsprechend überwacht werden müssen. Die Aufregung der Datenschützer dagegen empfinde ich als Angriff auf unser aller Sicherheit.

Birte Kümpel, Wachtberg

Natürlich hat die Bundeskanzlerin Merkel von diesen Abhöraktionen gewusst. Die Nachrichtendienste der Bundesrepublik Deutschland berichten regelmäßig dem Bundeskanzleramt als dem Nachrichtenkoordinator der Bundesregierung über nachrichtendienstliche Maßnahmen in der Welt. So inkompetent können selbst unsere Nachrichtendienste nicht sein, dass sie die Aktivitäten der USA nicht bemerkt haben.

Bei dem kürzlichen Besuch des US-Präsidenten Obama in Deutschland wurden für Wahlkampfzwecke der Frau Merkel viele Wohlfühlbilder gemacht. Währenddessen wurde seitens der Amerikaner genüsslich weiterspioniert. Als Antworten auf diese Machenschaften der USA wäre zumindest ein Stop des derzeit in Verhandlung befindlichen Freihandelsabkommens mit den USA angezeigt. Besser noch wäre es, dem couragierten Whistleblower Ed Snowden in Deutschland Asyl zu gewähren. Dass die Bundeskanzlerin dies alles nicht macht, zeigt: Angela Merkel ist die Kanzlerin der Amerikaner!

Winfried Brinkmeier, Bonn

"Lauschangriffe" hat es offenbar immer gegeben; die täglichen Fernsehserien leben davon. Nun wird die Welt von über geheime US-amerikanische Programme zur Überwachung der weltweiten Internetkommunikation "PRISM" und "Boundless Informant" sowie das britische Programm "Tempora" informiert.

Unsere Geheimdienste geben vor, nicht einmal die Namen gekannt zu haben. Alles regt sich auf: die einen, weil es offenkundig geworden ist, und die anderen, weil sie abgehört werden. Kann uns dies wirklich überraschen? Wahrscheinlich haben wir bisher nur einen kleinen Teil der Wahrheit erfahren. Wahrscheinlich gibt es im UN-Gebäude in New York noch immer mehr "Wanzen" als Fliegen auf einem Misthaufen.

Kann es uns wirklich überraschen, dass EU-Behörden und die EU-Botschaft bei den Vereinten Nationen abgehört werden? 1998 schreckte Europa erstmals auf, als das sogenannte "ECHELON"-System, ein globales Abhörsystem des US-Geheimdienstes National Security Agency (NSA) und seiner Verbündeten Kanada, Großbritannien, Neuseeland und Australien offiziell bekannt wurde. Nun stellt sich der amerikanische Präsident Obama vor das Brandenburger Tor und verkündet Ausflüchte und Ausreden. Jeder mag davon so viel glauben, wie er will.

Bedenklich stimmt nur, dass hochrangige politische Vertreter dieses Gefasel von "Verhältnismäßigkeit" übernehmen. Wer definiert eigentlich "Verhältnismäßigkeit"? Amerikanischen Geheimdiensten ist es verboten, die Telefongespräche amerikanischer Staatsbürger abzuhören. Gleiches gilt auch in Großbritannien. Indem nun der britische Geheimdienst Amerikaner und der amerikanische Geheimdienst britische Telefongespräche abhört, wird dieses Verbot umgangen. Wenn das nicht praktisch ist.

Interessant ist allein die Frage, warum die USA die ganze Welt ausspionieren wollen, warum sie bewaffnete Drohnen einsetzen. Weil sie es können und dabei ungestraft bleiben! Und nur ein Narr wird glauben, dass derartige Projekte jemals eingestellt werden.

Michael Voßloh, Meckenheim

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