Lernen für das Leben

Das erste Bürgerbegehren in Bonn rettete das Schulzentrum Hardtberg

1998 standen die Totengräber schon Schaufel bei Fuß. Doch der Aufruhr, den der damalige Regierungspräsident Franz-Josef Antwerpes als "Tralala" bezeichnete, das er so noch nie erlebt habe, rettete das Schulzentrum Hardtberg mit Real- und Hauptschule und Gymnasium vor dem Aus: Eine Bürgerinitiative zum Erhalt des Schulzentrums hatte mit dem ersten Bürgerbegehren in der Bonner Stadtgeschichte und der Einleitung eines Bürgerentscheids Erfolg. Die dritte Gesamtschule entsteht jetzt in Tannenbusch, und bis heute gibt es im kleinsten Bonner Stadtbezirk neben zwei Gymnasien zwei Realschulen und eine Hauptschule, deren Angebot durch die Königin-Juliana-Schule für Geistigbehinderte und sechs Grundschulen ergänzt wird.

"Es ist nicht genug zu wissen, man muss es auch anwenden; es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun." Der Spruch Johann Wolfgang von Goethes ist im Hardtberg-Gymnasium ( 77 73 30) Programm - er leitet das Schulprogramm ein. Seit 30 Jahren werden Schülerinnen und Schüler im deutsch-französischen bilingualen Zweig in Erdkunde, Politik und Geschichte auf Französisch unterrichtet. Freunde des französischen Theaters kommen bei den Theaterabenden auf ihre Kosten, zu denen die bilingualen Schüler regelmäßig einladen. Partnerschaften mit Schulen in Frankreich ergänzen das Angebot. Doch auch die anderen Sprachen kommen nicht zu kurz: die Schülerinnen und Schüler können zwischen Englisch, Französisch, Latein und Spanisch wählen.

"Fit fürs Leben" will die benachbarte Realschule Hardtberg ( 77 73 50) im Schulzentrum ihre Schüler machen. Um das soziale Lernen der Kinder und Jugendlichen zu fördern, hat sie sich eine Hausordnung gegeben. "Neuankömmlinge" besiegeln ihre Kooperation mit der Unterzeichnung eines Schulvertrages, der wohl in Bonn in dieser Form einmalig ist. Zur besonderen Förderung der Persönlichkeitsentwicklung der Schüler gehört auch das "Soziale Training", eine Arbeitsgemeinschaft in den Klassen 8 und 9, mit der den Schüler die Möglichkeit geboten wird, sich aufs Berufsleben vorzubereiten.

Die Realschule Medinghoven ( 77 73 00) möchte, dass ihre Schüler ihre Laufbahn nicht nur mit einem guten Abschlusszeugnis beenden, sondern auch mit der Erkenntnis, dass nur derjenige Forderungen an die Gesellschaft stellen kann, der sich zuvor selbst auch den Herausforderungen gestellt hat. Die Realschule bietet ein breite Unterrichtspalette in modernen Fachräumen.

Wie nah ihre Schule am wirklichen Leben dran ist, beweisen die Schüler und Schülerinnen des Helmholtz-Gymnasiums ( 77 72 50) bei jeder Kommunal-, Bundestags- oder Landtagswahl in Bonn. Dann liefern an heißen Wahlabenden die Statistik- und Computer-Profis der Oberstufe den Politikern mit ihren Hochrechnungen ziemlich verlässliche Voraussagen über Sieg oder Niederlage. Entsprechend zählen die neuen Medien auch zu einem der Schulschwerpunkte. Über die Schulgrenzen hinaus führen die Kooperationen bei den Kunst- und Musik-Leistungskursen mit anderen Schulen in Bonn. Im bilingualen deutsch-englischen Zweig werden die Schüler in speziellen Fächern in Englisch unterrichtet. Wer andere Sprachen bevorzugt, kann zwischen Latein, Französisch, Italienisch und Spanisch wählen.

International denkt und arbeitet auch die August-Macke-Hauptschule ( 77 73 40), die sich mit vielen Kontakten und Aktivitäten den Beinamen "Europaschule" erworben hat. Nicht nur der Titel des Schulprogramms - "Schule in Bewegung" - zeichnet ein lebendiges Bild von der Hauptschule mit dem Beinamen des berühmten Bonner Malers. Auch die Vielzahl der außerschulischen Kooperationspartner und wechselnde Ganzjahresprojekte zeigen, dass das Bild der Schule sich stetig wandelt. Fest dazu gehört aber der integrative Unterricht, in dem behinderte und nicht behinderte Schüler gemeinsam unterrichtet werden.

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