Fast die Hälfte landet im Müll

BONN · Welthungerhilfe Berlin: Jugendliche planen Aktionen gegen Lebensmittelverschwendung. Artikel einer Schülerin des Helmholtz-Gymnasiums, Klasse 10.

 Ihre gemeinsame Erklärung zum nachhaltigen Leben haben die Teilnehmer zum Abschluss des Projektes der Welthungerhilfe-Akademie in Berlin auf einem Plakat formuliert. Repro: GA

Ihre gemeinsame Erklärung zum nachhaltigen Leben haben die Teilnehmer zum Abschluss des Projektes der Welthungerhilfe-Akademie in Berlin auf einem Plakat formuliert. Repro: GA

Was hat Hunger in Indien mit dem Klimawandel zu tun? Oder damit, dass wir rund die Hälfte unserer Lebensmittel wegwerfen? Mit diesen Fragen haben wir uns während der Welthungerhilfe-Akademie in Berlin beschäftigt. Zusammen mit 25 Jugendlichen aus Irland, Italien, Tschechien und Deutschland habe ich diskutiert, viel gelernt und Pläne geschmiedet.

Als Jüngste unter den Teilnehmern von 15 bis 18 Jahren, war mir ganz schön mulmig zumute. Schließlich sollte es drei Tage lang um komplexe Themen rund um den Hunger in der Welt gehen - und alles auf Englisch. Dass Hunger viele verschiedene, aber miteinander verwobene Gründe hat, erfuhren wir gleich am ersten Tag.

Saroj Dash aus Bangladesch erzählte uns über die Auswirkungen des Klimawandels in seinem Land. Zum Beispiel, dass die saisonalen Regenfälle immer heftiger werden, den fruchtbaren Boden fortspülen und Familien damit ihre Ernten verlieren. Durch den Klimawandel verändern sich die Jahreszeiten so extrem, dass mal der Acker überschwemmt wird oder vertrocknet. Am nächsten Tag haben wir erfahren, was wir tun können.

Der 29-jährige Raphael Fellmer aus Berlin kauft nicht im Supermarkt ein, sondern holt sich aus deren Müllcontainern das, was weggeworfen wird. Dort landet alles, was nicht makellos aussieht oder über dem Haltbarkeitsdatum liegt. Fast die Hälfte aller produzierten Lebensmittel wird heute weggeschmissen. Dann planten wir Aktionen für unsere Schulen. Wie so etwas aussehen kann, erzählte Janna Lieser von "Viva con Agua".

Diese Initiative vor allem junger Leute unterstützt Wasserprojekte der Welthungerhilfe. Sie organisieren Konzerte oder Sportevents und sammeln auf Festivals Pfandbecher als Spende. Das Geld fließt zum Beispiel in ein Projekt in Afrika, wo in unterirdischen Becken Wasser gelagert wird, damit es nicht verdunstet. Mit Lastwagen wird es regelmäßig zu Schulen gefahren, damit sich die Kinder die Hände waschen können.

Das ist wichtig, denn fehlende Hygiene kann tödliche Krankheiten auslösen. Im Workshop "Youth Leadership" haben wir gelernt, Leute anzusprechen und andere zu motivieren. Zum Abschluss formulierten wir eine gemeinsame Erklärung zum nachhaltigen Leben. Beispielsweise wollen wir andere dafür sensibilisieren, bewusster einzukaufen, möglichst regional und nur so viel, wie man wirklich braucht.

Denn alle Lebensmittel, die bei uns im Laden landen, müssen produziert werden. Für ein Kilo Brot werden etwa 1 000 Liter Frischwasser benötigt, für ein Kilo Rindfleisch sogar 15 000 Liter und selbst eine Tasse Kaffee verbraucht 140 Liter Wasser bei der Herstellung ihrer Bohnen. Vieles wird in Ländern produziert, in denen Wassermangel herrscht.

Unser Fazit: Wir werden nicht wegschauen, wir haben die Chance, etwas zu verändern - wir sind eng vernetzt, können schnell informieren und mobilisieren.

Die Jugendakademie ist ein Projekt der Alliance 2015 Bildungsinitiative "Food Right Now" und wird von der EU unterstützt.

Helmholtz-Gymnasium, Klasse 10

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