Uniklinik feiert ihren neuen Fahrradständer

So manche Gesundheitsreform wird in Deutschland mit weniger Sorgfalt gemacht worden sein: 27 Monate waren nötig, bis der neue Fahrradständer vor der Radiologischen Uniklinik auf dem Venusberg fertig war.

Uniklinik feiert ihren neuen Fahrradständer
Foto: Franz Fischer

Bonn. (piw) So manche Gesundheitsreform wird in Deutschland mit weniger Sorgfalt gemacht worden sein: 27 Monate waren nötig, bis der neue Fahrradständer vor der Radiologischen Uniklinik auf dem Venusberg fertig war (drei Monate länger, als Eiffelturm oder Posttower brauchten).

Nicht nur mehrere Ortsbegehungen seitens der höchsten Uniklinik-Verwaltungsetage waren dazu nötig, sondern auch Statikkontrollen, Verkehrsanalysen, Farbauswahl ... - allein die Auflistung der Planungsphasen ergibt zwei DIN-A4-Seiten. Kein Wunder, dass die Bonner Strahlenmediziner das gute Ende ihres Kampfes mit der Uni-Bürokratie zünftig feiern wollten: Am Freitag luden sie zur festlichen Fahrradständer-"Einweihung".

Dick verglast, mit Stahlgerüst und eigener Regenrinne steht das kleine Gebäude jetzt fest gemauert in der Erden, als trüge es auch problemlos die gedruckte Gesamtausgabe aller Bauvorschriften dieser Republik. Vielleicht wäre Radiologie-Direktor Professor Hans Schild ja auch mit einer simplen Spirale zum Festketten der Drahtesel zufrieden gewesen?

Einerlei: Mehrere Dutzend Besucher lockte das kleine Sommerfest mit eigens engagierter Blaskapelle. Das Ensemble "Deeke Musik" aus Oberdollendorf unter Leitung von Jürgen Winzen spielte unter anderem "Ja, mir san mi'm Radl da", und Rüdiger Wolff vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) berichtete als Festredner über zweiradpolitische Missstände in Bonn - etwa die sechs Fahrradständer des ADFC an der Breite Straße, von denen drei jetzt zugunsten eines Parkplatzes (!) demontiert werden sollen.

Dann schritten die Klinikseelsorger zur ökumenischen Zweirad-Segnung: Pfarrer Andreas Bieneck verlas den "Reise-Psalm" 121 ("Hilfe kommt mir vom Herrn, er lässt deinen Fuß nicht wanken"); sein katholischer Kollege Pfarrer Walter Koll besprengte Räder, Radler und Rad-Haus mit Weihwasser.

Das rote Band durfte Andrea Biecker durchschneiden: Sie war die letzte von vielen Klinikmitarbeitern, denen in den 27 Monaten des Wartens das Fahrrad geklaut wurde. Zum Schluss bat Schild die Gäste zu Freibier und "Frei-Radler" - mit einer versöhnlichen Bilanz über den Fahrradständer von der so höchst aufwendigen Geburt: "Wir sind froh, dass wir ihn haben." piw

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