Ballonfestival in der Bonner Rheinaue Wohin es geht, entscheidet der Wind

Bonn · Wer mit dem Heißluftballon fahren will, braucht Geduld. Ob und wann gestartet werden kann, hängt vom Wetter ab, von der Thermik und vom Wind. Den Ballon auf- und abzubauen ist ein langwieriger Vorgang.

 Wer Geduld hat, wird beim Ballonfahren mit tollen Aussichten belohnt

Wer Geduld hat, wird beim Ballonfahren mit tollen Aussichten belohnt

Foto: Johanna Heinz

Und während der Fahrt müssen Pilot und Passagiere sich einfach treiben lassen, denn wohin die Reise geht, entscheidet allein der Wind. Wer sich auf diesen Abenteuer einlassen möchte, hat an diesem Wochenende in der Bonner Rheinaue dazu Gelegenheit. Zum fünften Mal findet dort das Ballonfestival Bonn statt.

Neben den Fahrten mit insgesamt 25 Ballonen erwartet die Besucher auch am Boden ein vielfältiges Programm. Es sind vor allem heftige Windböen, die an jenem Abend in der Rheinaue die Geduld der acht Passagiere und des Piloten strapazieren. Das Abenteuer Ballonfahrt beginnt also erst einmal mit Abwarten.

Regina Koch (53) kennt das. Vor über drei Jahren hat sie die Fahrt geschenkt bekommen, fünf Anläufe mussten seitdem wegen zu schlechter Bedingungen abgesagt oder abgebrochen werden. "Das ist dann schon enttäuschend", sagt sie. Ballon-Pilot Hans-Joachim Häuser von Skytours Ballooning weiß um das Problem: "Im Schnitt kann nur jede fünfte Fahrt starten."

Doch an diesem Abend haben wir Glück. Mit 45 Minuten Verspätung kann der Aufbau beginnen. Dazu muss der 35 Meter hohe Ballon erst einmal ausgerollt, am Korb befestigt und mit Hilfe eines Gebläses mit Luft gefüllt werden. Die Ballonseide bäumt sich auf wie ein bockiges Tier. Alle Hände werden gebraucht, um sie im Zaum zu halten.

Als wir hineingeklettert sind, wird der Korb, der noch am Boden befestigt ist, hin und her geschleudert und droht samt Passagieren umzukippen. Doch dann stoßen die Brenner riesige Gasflammen in das 7000 Kubikmeter große Zelt über uns, wir heben ab, steigen immer höher und schweben gemächlich gen Süden - so fühlt es sich zumindest an, doch mit rund 60 Stundenkilometern ist der Ballon verhältnismäßig schnell, verrät Häuser.

Auf einer Höhe von 750 Metern sieht Bad Godesberg aus wie eine Modelleisenbahn-Landschaft. Wie von Pilot Häuser, der schon rund 2600 Ballonfahrten hinter sich hat, vorhergesehen, treibt der Nord-West-Wind den Ballon am Rhein entlang Richtung Koblenz. Steuern kann der Pilot nur, in dem er den Ballon durch mehr oder weniger heiße Luft ab- und aufsteigen lässt und so die unterschiedlichen Windrichtungen und -geschwindigkeiten in den verschiedenen Luftschichten ausnutzt

Nach gut einer Stunde hat der Wind den Ballon über Baumwipfel und Schafweiden bis nach Sinzig-Löhndorf getragen. Häuser setzt ihn sanft auf einer Wiese im Tal ab. Nur zwei Minuten später ist das Verfolger-Fahrzeug da. Dafür dauert es mehr als eine halbe Stunde, bis die Luft entwichen und der Ballon wieder verstaut ist. "Das Warten hat sich auf jeden Fall gelohnt", resümiert Regina Koch auf der Autofahrt zurück nach Bonn.

Wer selbst Ballonfahren möchte, kann das von heute bis Sonntag beim Ballonfestival in der Bonner Rheinaue. Am Samstagabend gegen 23 Uhr werden beim Ballonglühen die Luftfahrzeuge außerdem zum Leuchten gebracht. Tagsüber gibt es am Boden Starts von Modellballonen und eine begehbare Ballonhülle zu sehen. Hans-Joachim Häuser vom Veranstalter Skytours Ballooning hofft, dass auch dann das Wetter mitspielt.

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