Protestanten in Bonn Blick zurück nach 80 Jahren

Bonn · Die Goldkonfirmanden treffen sich in der Lutherkirchengemeinde. Früher waren die Konfessionen stärker gegeneinander abgegrenzt.

 Die Goldkonfirmanden mit Pfarrerin Ulrike Veermann (3.v.r.) vor dem Portal der Lutherkirche. Am Sonntag folgte ein Festgottesdienst.

Die Goldkonfirmanden mit Pfarrerin Ulrike Veermann (3.v.r.) vor dem Portal der Lutherkirche. Am Sonntag folgte ein Festgottesdienst.

Foto: Stefan Hermes

Für Eva Bernhardt-Hopp war die Einladung zur Goldkonfirmation eine Überraschung. „Ich wusste nicht, dass es so etwas gibt“, sagte die Frau, die vor 50 Jahren in Passau konfirmiert worden ist. „Um so mehr habe ich mich gefreut.“ Am Samstag saß sie in der Runde von zwölf Goldkonfirmanden der Evangelischen Luthergemeinde, die sich im Gemeindesaal an der Kurfürstenstraße mit Pfarrerin Ulrike Veermann bei Kaffee und Kuchen trafen.

In einer Vorstellungsrunde berichteten die Teilnehmer über ihre Konfirmation vor 50, 65 oder sogar 80 Jahren. Kaum jemand, der sich nicht daran erinnerte, wie mühsam es war, die damals noch verlangten Prüfungsfragen zu bestehen. Heute sei das alles etwas unkomplizierter, so die Pfarrerin.

„Ich habe mich nie geschämt, Christ zu sein“, sagte die 94-jährige Lieselotte Eichler, die als älteste in der Runde bereits 1938 in Frankfurt konfirmiert wurde. Sie erinnerte sich daran, dass damals Mädchen und Jungen getrennt konfirmiert wurden. So konnte sie auf der Empore ihrer Kirche zusehen und lernen, wie die Konfirmation bei den Jungen ablief, die sie eine Woche später erlebte. „Ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht, denn es ist eine Kraft Gottes.“ Der Spruch des Pfarrers hat sie ihr Leben lang begleitet.

Veermann ließ die Gruppe wissen, dass sie, obwohl Pfarrerin, nie konfirmiert wurde. Sie war als Kind in Mettmann zur Kommunion gegangen und durch das Verhalten ihres Pfarrers, der sie im Beichtstuhl maßregelte, derart in ihrem Glauben an die Katholische Kirche verletzt, dass sie austrat und zum evangelischen Glauben wechselte.

Die Runde erinnerte sich, wie stark sich früher die beiden Konfessionen abgegrenzt hatten. Veermann erzählte, dass die Katholiken in Poppelsdorf am Karfreitag provokativ draußen Wäsche aufgehängt hatten. Martin Grauduszus, der 1968 in der Lutherkirche konfirmiert wurde, berichtete, wie sehr ihm der Glaube immer wieder durch die Krisen seines Lebens geholfen habe. Andreas Frommhold, der mit ihm und seinem Bruder Christian ebenfalls schon damals der Lutherkirchengemeinde angehörte, erinnerte sich zwar an die sonntäglichen Kirchgänge. Aber der Höhepunkt aber „war das Büdchen an der Kirche“.

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