Metzger legt sein Messer aus der Hand

Fleischer Peter Kolf in Niederholtorf hat Geschäft geschlossen, weil er es nicht mehr wirtschaftlich betreiben kann - Kein Nachfolger

Metzger legt sein Messer aus der Hand
Foto: Max Malsch

Beuel-Niederholtorf. "Auf einmal war er weg. Wir sind alle traurig darüber. Und die tägliche Versorgung hat sich jetzt noch einmal verringert." Das sagt Elisabeth Schmid, Vorsitzende des Bürgervereins Holtorf-Ungarten. Der Metzger in Niederholtorf ist geschlossen. Für immer.

Wegen zu hoher Auflagen mussten das Ehepaar Peter und Christa Kolf seinen kleinen Laden an der Löwenburgstraße aufgeben. "Es hat sich nicht mehr gelohnt", sagt Kolf. Knapp 80 000 Euro hätten sie in Fliesenarbeiten und neue Maschinen investieren müssen. Für den kleinen Cateringservice, den sie nebenbei noch führten, hätte eine Gastronomieküche angeschafft werden müssen. Diese Summe wollten die Kolfs nicht mehr aufbringen.

Einen Nachfolger für das Geschäft haben sie nicht, und die Fleischerinnung ist auch nicht interessiert, das Geschäft zu übernehmen. Und seit die Öffnungszeiten freigeben wurden, habe der Durchgangsverkehr nicht mehr an der Hauptverkehrsstraße gehalten, um noch schnell was einzukaufen, sagt Kolf. Da kam das eine zum anderen. "Die Discounter verkaufen ihre Waren billiger als ich einkaufen kann. Das Geschäft war wirtschaftlich nicht mehr tragbar", so der Metzger.

Einige Anwohner sind traurig. "Einfach Schade. Vor allem die älteren Leute konnten sich versorgen", sagt Hildegard Braun, eine Nachbarin. Neben frischem Fleisch führte der Laden auch einige Grundnahrungsmittel wie Milch, Kaffeepulver, Kartoffeln und Gemüse. Christa Kolf kochte jeden Tag für den Kindergarten das Mittagessen. Manche bestellten sich da eine Portion mit.

Jetzt gibt es in Niederholtorf nur noch einen Kiosk, eine Bäckerei und einen Getränkehandel, dazu einen Schuhmacher und eine Wirtschaft. Die Anwohner sind auf andere Läden im Stadtgebiet angewiesen. Viele fahren mit dem Bus nach Beuel oder Stieldorf. Aber: "Wie soll man denn den Wocheneinkauf im Bus transportieren?", fragt Marie-Luise Schmitz. Sie arrangiert sich nun mit ihrer Tochter Hildegard.

Die beiden sprechen sich ab, wenn einer von ihnen mit dem Auto zum Einkaufen fährt. Gleichzeitig bringen sie Nachbarn und Freunden auch mal was mit. Dass sich in dem Dorf nochmal ein Metzger niederlässt, glauben sie kaum. Auch ein kleiner Gemüsehändler hatte seinen Stand schon nach sechs Wochen wieder geschlossen. Trotzdem wünschen sie sich eine Alternative, wenn man mal was braucht. Oder wo man frische Lebensmittel kaufen kann.

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