Boykott von Pützchens Markt angedroht

Geplante Verlegung der Karussells beim Weihnachtsmarkt schweißt Kirmesleute zusammen - Schausteller lehnen Vorschläge Starckes ab - "Wir sind keine Kasperköpfe"

  Nervenkitzel:  Eine Looping-Achterbahn und andere große Fahrgeschäfte machen für viele erst den Reiz von Pützchens Markt aus.

Nervenkitzel: Eine Looping-Achterbahn und andere große Fahrgeschäfte machen für viele erst den Reiz von Pützchens Markt aus.

Foto: GA-Archiv

Bonn. Die Bonner Schausteller haben genug von den Diskussionen über den Weihnachtsmarkt, die Bezirksvorsteher Karl-Wilhelm Starcke (CDU) in Gang gesetzt hat. Besonders die Idee, Karussells vom Münsterplatz zu verbannen, stößt auf Ablehnung. Auch wenn die Kirmesleute sonst nicht immer "echte Fründe" sind, in diesem Punkt stehen sie zusammen wie nie und drohen sogar mit dem Boykott von Pützchens Markt.

Selbst Achterbahn-"König" Rudolf Barth zeigt sich solidarisch. "Da kommen plötzlich neue Leute und wollen alles auf den Kopf stellen. Wenn die nicht mit dem Mist aufhören, komme ich mit meinem 5-er Looping im September nicht nach Pützchen und melde meinen Betrieb sogar aus Bonn ab", droht er. Und fügt an: "Das ziehe ich durch. Ich betreibe mein Geschäft eh nur noch aus Hobby."

Barth gehört zu denen, die vor 30 Jahren den Weihnachtsmarkt ins Leben riefen, um die City zu beleben und für Schausteller-Einnahmen im Winter zu sorgen. "Wenn jetzt die Kinderfahrgeschäfte vom Weihnachtsmarkt weg sollen, nimmt man meinen Kollegen das Brot."

Ohnehin wolle er nur der Stadt zuliebe mit seinem 5-er Looping zu Pützchens Markt kommen. "Geld verdiene ich woanders. Ich brauche Pützchen nicht, das bringt nur Arbeit und Kosten", sagte Barth. Bereits im vorigen Jahr gab es keine Achterbahn auf Pützchens Markt, anstelle dessen eine Wildwasserbahn. Auch zwei Schausteller, die beim Gespräch mit Starcke dabei waren, sehen die Entwicklung mit Sorge. "Die Fahrgeschäfte zu verbannen, ist existenzgefährdend", meint August Kipp. "Der Weihnachtsmarkt macht 40 Prozent meines Umsatzes aus."

Robert Markmann stößt ins gleiche Horn: "Wir sind doch keine Kasperköpfe, die das zum Spaß machen. Wir leben davon." Von der Reaktion der Schausteller irritiert ist Starcke. "Ich will keinen wegekeln", sagte er dem GA. Für seinen Geschmack solle nur das Karussell vor dem Münster weg: "Ich bin optimistisch, dass wir eine vernünftige Lösung finden und einvernehmlich zu mehr Attraktivität kommen."

Dass man nicht alles ändern könne und schon gar nicht die Anordnung der Imbissbuden, machte Markmann deutlich. "Die Buden stehen an ihren jetzigen Plätzen, weil es da Wasseranschlüsse gibt und man da Kühlwagen hinstellen kann. Das mussten wir dem Mann in dem Gespräch erst mal erklären." Laut Kipp sei man zwar bereit, die Weihnachtsmarkt-Bühne zum Bottlerplatz zu verlegen und Buden weihnachtlicher zu gestalten. "Aber alles andere ist für uns eine Existenzfrage."

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