"Beueler Treff" Anlieger wollen den Donnerstagabend von Pützchens Markt retten

PÜTZCHEN · Wie viele Tage Jahrmarkt braucht das Brauchtum? Und welche Dauer vertragen die Pützchener Bürger? Um diese Fragen drehte sich am Mittwochabend beim zweiten Beueler Treff des General-Anzeigers eine kontroverse Diskussion.

Zur Tradition des Jahrmarktes gehört für viele Pützchener der Donnerstagabend mit seinen Straußenwirtschaften.

Zur Tradition des Jahrmarktes gehört für viele Pützchener der Donnerstagabend mit seinen Straußenwirtschaften.

Foto: Max Malsch

Die Stadtverwaltung hat für dieses Jahr eine Antwort gefunden. "Sie hat entschieden, dass Pützchens Markt fünf Tage dauert und der Donnerstagabend gestrichen wird, da entweder alle aufmachen dürfen oder keiner", fasste es GA-Redakteur und Moderator Holger Willcke zusammen.

Doch genau der Donnerstagabend mit seinen privaten Straußenwirtschaften im Hauseingang gehört für den CDU-Stadtverordneten Willi Härling mit zur Tradition der Großkirmes. "Seit 50 Jahren konnte man immer am Vorabend irgendwo ein Bier trinken", empörte sich der Pützchener. Und deshalb forderte er die rund 40 Gäste - halb ernst, halb scherzhaft - auf: "Lasst uns als Pützchener einen juristischen Anlass wie ein Dorffest oder Familienfest finden, damit wir den Abend retten."

Dem konnten sich alle anschließen, nicht jedoch den Überlegungen, Pützchens Markt künftig an zehn Tagen, also über zwei Wochenenden, stattfinden zu lassen. Pfarrerin Bettina Gummel gab "als Anliegerin und Mutter" zu bedenken, dass die Kinder der weiterführenden Schulen kaum Schlaf fänden. "Deshalb sollte man sich entscheiden und Wiesen finden wie beim Oktoberfest oder das Ortsflair lassen, aber dann in Maßen feiern", so Gummel.

Moderator Willcke erinnerte für eine Verlegung an alte Pläne, die freien Flächen des Wissenschaftsparkes zu nehmen. Ein Bürger meinte: "Der Markt ist im Ort entstanden, wenn wir ihn verlegen, ist er tot." Günter Dederichs vom Freundeskreis Pützchens Markt warnte: "Immer mehr Schausteller sagen jetzt schon ab, das hat die Öffentlichkeit nicht so mitbekommen." Noch spiele man mit der Fünf-Tage-Kirmes im unteren Drittel der Bundesliga, aber die Gefahr sei groß, in die zweite Liga abzurutschen.

Genau dort sieht eine Bürgerin Pützchen angelangt, was das Thema Verkehr angeht. "Wir sind von zwei Industriegebieten umzingelt, aber ich habe seit 40 Jahren den Eindruck, dass es für unseren Ort kein Verkehrskonzept gibt", so die Frau. Sie hoffe auf den Anschluss der Maarstraße an die Autobahn. "Zwar hat die Bezirksvertretung den Beschluss schon 1987 gefasst, aber ich bin nicht traurig, dass der Anschluss noch nicht realisiert worden ist", so Härling.

Jetzt gebe es ein neues Planfeststellungsverfahren, an dessen Ende eine Bürgerversammlung stehe, aber: "Vollanschluss ja, doch die Maarstraße wird dann abgebunden, und der provisorische Anschluss an der Siegburger Straße fällt weg." Das wird die Anlieger des Knippchens freuen. Den Gewerbetreibenden dürfte diese Version nicht schmecken.

Um sie ging es auch, als das Thema noch einmal auf den Wissenschaftspark kam. "Der Rohdiamant liegt immer noch ungeschliffen da", sagte Willcke. Das städtische Presseamt habe ihm mitgeteilt, dass die Stadt für die Zeit nach 2016 prüfe, ob sie kleinteiliges Gewerbe zulasse. Da allerdings begehrte Sabine Rickes vom Therapiezentrum Pützchen auf: "Wir können nicht rundherum von Gewerbe umgeben sein."

Dieses Statement brachte ihr Kritik ein. "Wir sind doch kein Luftkurort, das Gewerbe muss irgendwo hin, schließlich braucht die Stadt Bonn die Steuereinnahmen", sagte CDU-Bezirksverordneter Hans Seidl. Am Ende fanden die Positionen doch eine Schnittmenge: Wenn es so weit sei, solle es einen Schutzwall zum Therapiezentrum geben und zur Autobahn hin Kleingewerbe.

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