Behörden in Bonn Bei der Polizei läuft Windows XP weiter

BONN · Ich habe mich auf den neuesten Stand gebracht: Jetzt fluche ich an meinem Heimcomputer nicht mehr über Windows XP, sondern über Windows 8 - aber immerhin nicht mehr wegen der Arbeitsgeschwindigkeit des Betriebssystems. Es gab aber noch einen anderen Grund für den Wechsel: Ende März stellt Microsoft die Unterstützung für XP ein, dann gibt es keine Sicherheitsupdates mehr.

Experte Christof Sokolowski berät in Sachen Umstieg von Windows XP.

Experte Christof Sokolowski berät in Sachen Umstieg von Windows XP.

Foto: Knopp

Christof Sokolowski von den "Computerprofis" an der Oxfordstraße rät zum Umstieg: "Wer im Internet surft, sollte auf ein aktuelles System umsteigen." Es gebe nur wenig Gründe, bei XP zu bleiben, etwa wenn man Software nutze, die von neueren Systemen nicht akzeptiert werde, also nicht "aufwärtskompatibel" sei - zum Beispiel bestimmte Steuerprogramme für Modelleisenbahnen. Und vor Windows 8 müsse man auch keine Scheu haben, zudem gebe es Alternativen. "Es muss ja nicht Microsoft sein."

Die angekündigte Support-Einstellung beschäftige die Leute, sagte Sokolowski. "In den letzten zwei Wochen hat man einen deutlichen Anstieg bemerkt." Viele wollten sich zum Umstieg beraten lassen, quer durch alle Altersgruppen, allerdings mehrheitlich älteres Publikum. "Wenn man vergleicht, wie viele PCs es in Bonn gibt, ist das nur ein kleiner Bruchteil. Aber die Leute kommen." Auch einige Kleinunternehmen, "die sich keine eigene IT-Abteilung leisten können", habe man schon beraten,

Aber wie ist das bei den größeren Unternehmen und Institutionen? Dort reagierte man auf die Frage zunächst mit Verwunderung. Und schnell stellte sich heraus: Die XP-Frage ist schnell gestellt, aber nicht so leicht zu beantworten.

Bei der Stadt hat man laut Elke Palm vom Presseamt schon vor drei Jahren mit der Umstellung auf Windows 7 begonnen. Man sei jetzt mit allen Arbeitsplätzen, die Windows XP hatten, durch. Das bezieht auch die Bonner Feuerwehr als städtisches "Amt" mit ein.

Gleiches gilt für die zentralen Bereiche der Bonner Universität: In Verwaltung, Rechenzentrum, Bibliotheken und ähnlichen Abteilungen arbeite man schon mit Windows 7, sagte Pressesprecher Andreas Archut. "In den Fakultäten und Instituten ist die Softwareversorgung nicht zentral geregelt und eine Aussage daher schlicht nicht möglich."

Die siebte Windows-Version ist vorherrschend, auch bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Man habe mal mit XP gearbeitet, weiß Benjamin Fischer von der Pressestelle, sei aber schon auf allen rund 2300 Rechnern auf Windows 7 umgestiegen - auch, weil der Support-Stopp bereits absehbar war.

Gleiche Antwort beim Bundesrechnungshof, wo die Anfrage erst einmal eine Reihe an Telefonaten nach sich zog. Auch bei der Agentur für Arbeit nutzt man XP nicht mehr, weitere Informationen wollte man dort aber aus IT-Sicherheitsgründen nicht geben. Auch bei den Stadtwerken Bonn äußerte man sich nicht.

Die überraschendste Antwort kam von der Bonner Polizei. Oder vielmehr von den zentralen polizeilichen Diensten in Duisburg, wohin der Bonner Pressesprecher Frank Piontek verwies, denn die Umstellung wird landesweit geregelt. Die Polizei in NRW arbeitet noch mit Windows XP und hat laut Sprecher Jan Schabacker noch einen Support-Vertrag mit Microsoft bis 2015. Bislang sei eine frühere Umstellung nicht nötig gewesen.

Windows XP

Das Betriebssystem von Microsoft ersetzte im Oktober 2001 Windows 2000. XP steht für "eXPerience", englisch für Erfahrung. Es sollte stabiler auf dem Heimcomputer laufen als die Vorgänger und bot erstmals die Möglichkeit, Software, die für ältere Versionen geschrieben wurde, automatisch ebenfalls nutzen zu können.

XP war das erste Windows-Betriebssystem mit integrierter Firewall gegen Hackerangriffe und mit Produktaktivierung, die Urheberrechtsverletzungen verhindern sollte. Auf dieses Betriebssystem folgte Windows Vista, das von vielen Usern wegen umständlicher Bedienung abgelehnt wurde. Windows 7 orientierte sich wieder mehr an XP.

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