Baustopp und volle Wartezimmer Das sind die Folgen der Eiseskälte in NRW

Düsseldorf/Bonn · Baustopp auf den Straßen und überfüllte Wartezimmer beim Arzt: Die Kältewelle hat weitreichende Konsequenzen für NRW. Nur die Bauern freuen sich - solange es nicht kälter wird als minus 20 Grad.

Minus 12,5 Grad zu Beginn der Woche, minus 13 Grad am Dienstagmorgen: Die Temperaturen sinken in diesen Tagen immer weiter, am Mittwochmorgen werden bis zu minus 16 Grad in Teilen von Nordrhein-Westfalen erwartet. Auch in Bonn und der Region ist es bei Tiefstwerten von um die minus zehn Grad frostig kalt.

Die Kältewelle hat Nordrhein-Westfalen voll getroffen. Das bleibt nicht ohne Folgen, Arbeiten an Baustellen müssen gestoppt werden, in den Wartezimmern der Ärzte ist es aktuell besonders voll. Ein Überblick:

Obdachlose: Viele Kommunen in NRW stocken ihr Angebot an Notunterkünften auf. In Köln und Duisburg werden auch U-Bahnhöfe und Wartehallen von Bahnhöfen nachts für Obdachlose geöffnet. In Essen verteilten Ehrenamtler Decken und warme Getränke. In Bonn gibt es für Wohnungslose mehrere Anlaufstellen. Die Stadt appelliert an die Bürger, die Obdachlosen durch materielle Unterstützung in Form von Isomatten und Schlafsäcken zu unterstützen.

Bauarbeiten: Arbeiten, bei denen Asphalt oder Beton verwendet wird, müssen nach Angaben von Straßen.NRW derzeit ruhen. Asphalteinbau brauche Bodentemperaturen von mindestens plus fünf Grad. Beton könne bei Frost wegen seines Wassergehalts nicht gegossen werden.

Erkältungswelle: In den Wartezimmern der Ärzte in der Region „ist sehr viel los“, sagt ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Viele Patienten seien akut erkrankt und kämen wegen grippaler Infekte oder Erkältungen. Der Blutspendedienst West des Deutschen Roten Kreuzes meldet, dass die Blutkonserven aufgrund der Grippewelle knapp werden. Blut spenden dürfen nämlich nur gesunde Menschen.

Unfälle: Gefährlich wird es nicht nur auf zugefrorenen Straßen in höheren Lagen, auch Spaziergänger müssen aufpassen. Die Feuerwehr warnt davor, zugefrorene Seen, Teiche und Gewässer zu betreten. Trotz Frost und Minusgraden reichten die Temperaturen für eine ausreichend tragfähige Eisschicht bei weitem nicht aus, erklärte die Feuerwehr Bottrop. In Bonn und der Region sind schwere Unfälle bislang ausgeblieben. An der Löwenburg im Siebengebirge drohte allerdings ein Auto auf spiegelglatter Fahrbahn abzustürzen.

Landwirtschaft: Die Bauern in NRW freuen sich über die frostigen Temperaturen. „Kälte ist für den Boden sehr gut, weil er sich dann besser bearbeiten lässt“, erklärt Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer NRW. Das kalte Wasser in der Erde dehne sich aus und lockere so den Boden. Allerdings gebe es auch Probleme: „Wenn Pflanzen tagelang tiefgekühlt werden, dann gehen sie kaputt“, sagt Rüb. Das „Sterben“ der Winterweizen, die momentan auf den Feldern gedeihen, beginne aber erst bei Temperaturen bis minus 20 Grad.

Zoos: Den Tieren in den Zoos in NRW machen die Minusgrade nichts aus. Löwen, Elefanten, Zebras und Giraffen kennen Kälte auch aus ihrer Heimat und sind daran gewöhnt, wie Achim Winkler, Direktor des Duisburger Zoos, erklärt.

Draußen arbeiten: Straßenwärter und Bauarbeiter, die viel draußen sind, bekommen für harte Wintertage warme Unterkleidung. Der Landesbaubetrieb Straßen.NRW stellt seinen Leuten nach eigenen Angaben Stepphosen und Fleecejacken. Zudem seien viele Einsatzfahrzeuge mit Standheizungen ausgestattet.

Heizen: Die kalten Temperaturen lassen auch den Gasbedarf in die Höhe schnellen. Die Menschen drehen ihre Heizungen hoch. „Wir merken die aktuelle Kälteperiode insbesondere an der hohen Entnahme aus unseren Gasspeichern“, heißt es beim Energieversorger Uniper. An solch kalten Tagen trügen die Gasspeicher häufig zu mehr als 50 Prozent zur Deckung des Gasbedarfs in Deutschland bei. Die Speicher werden meist im Sommerhalbjahr befüllt und in der Heizperiode teilweise entleert.

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