Laster-Anschlag Vier israelische Soldaten sterben in Jerusalem

Jerusalem · Israelische Soldaten sind bei einem Ausflug in Jerusalem unterwegs. Als sie an einem Aussichtspunkt aus dem Bus steigen, rast ein Attentäter mit einem Lastwagen in die Gruppe. Die Folgen sind verheerend.

 Der palästinensische Lastwagenfahrer war an einer Bushalte in eine Gruppe israelische Soldaten gefahren.

Der palästinensische Lastwagenfahrer war an einer Bushalte in eine Gruppe israelische Soldaten gefahren.

Foto: Ahmad Gharabli

Ein Palästinenser ist am Sonntag in Jerusalem mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge gerast und hat vier israelische Soldaten getötet.

13 weitere Menschen wurden verletzt, darunter mehrere schwer, wie örtliche Rettungskräfte mitteilten. Es handele sich bei den Toten um drei junge Frauen und einen Mann. Der Attentäter wurde erschossen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einem "grausamen und tragischen Terroranschlag".

Der Lastwagenfahrer sei in dem Stadtteil Armon Hanaziv in eine Gruppe von Soldaten gefahren, die aus einem Autobus gestiegen war, teilte eine Polizeisprecherin mit. Die Gruppe machte gerade einen Ausflug. Augenzeugen berichteten, der Palästinenser sei danach noch mehrmals vor- und zurückgefahren, um möglichst viele Opfer mit dem schweren Lastwagen zu erfassen.

"Wir kennen die Identität des Attentäters und nach allen Anzeichen handelt es sich um einen Anhänger der (Terrormiliz) Islamischer Staat", sagte Regierungschef Netanjahu bei einem Besuch am Ort des Anschlags. Israels Armee habe einen Belagerungsring um das arabische Viertel Dschabel Mukaber gelegt, aus dem der Attentäter stamme. Nach Medienberichten wurden mehrere Angehörige des Täters festgenommen.

Netanjahu sieht mögliche Parallelen zwischen dem Lastwagen-Anschlag und ähnlichen Attacken in Europa. "Wir wissen, dass es hier eine Serie von Anschlägen gibt, und es kann durchaus sein, dass eine Verbindung zwischen ihnen besteht, erst Frankreich und Berlin, und jetzt Jerusalem", sagte Netanjahu. Man werde eine Reihe von Schritten unternehmen, "um sicherzustellen, dass solche Vorfälle sich nicht wiederholen", sagte Netanjahu.

Ein Mitarbeiter des Rettungsdienstes Zaka sagte, den Sanitätern habe sich am Ort des Anschlags ein schrecklicher Anblick geboten. Einige der Opfer, darunter auch Tote, waren unter dem Lastwagen eingeklemmt. Sie mussten mit einem Kran befreit werden. Der Zaka-Mitarbeiter sagte dem israelischen Fernsehen, es handele sich um "den schlimmsten Anschlag mit einem Fahrzeug, den wir in der letzten Zeit in Jerusalem gesehen haben".

Der UN-Nahostgesandte Nickolay Mladenov verurteilte den tödlichen Anschlag. "Es ist verwerflich, dass einige solche Taten verherrlichen, die die Möglichkeit einer friedlichen Zukunft für Palästinenser und Israelis untergraben", sagte Mladenov nach Angaben seines Büros. "Es ist nichts Heldenhaftes an solchen Aktionen."

Palästinenser im Gazastreifen hatten den Anschlag gefeiert und auf der Straße Süßigkeiten verteilt. Auch die radikal-islamische Palästinenserorganisation Hamas begrüßte die Attacke.

Armon Hanaziv liegt in dem 1967 von Israel eroberten Teil Jerusalems. Die Palästinenser beanspruchen das Gebiet als Teil einer künftigen Hauptstadt für sich. Israel sieht jedoch ganz Jerusalem als seine "ewige, unteilbare Hauptstadt". In dem Stadtteil war es seit Beginn der neuen Gewaltwelle im Herbst 2015 immer wieder zu Anschlägen gekommen.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas warnte den künftigen US-Präsidenten Donald Trump am Freitagabend davor, die US-Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen. Eine solche Entscheidung würde den Friedensprozess im Nahen Osten in eine "Sackgasse" manövrieren, sagte Abbas in Bethlehem. Eine Veränderung des Status von Jerusalem sei für die palästinensische Regierung eine rote Linie. Abbas sagte außerdem: "Wir lehnen Gewalt ab und verurteilen Terrorismus, unabhängig davon, wer dahinter steht, und wir werden nicht akzeptieren, diesen Weg zu gehen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Unzumutbar
Kommentar zur Frauenquote in NRW Unzumutbar