Gemeinsam gegen Einsamkeit

Elke H. pflegte ihren kranken Mann über viele Jahre. Karla und Gustav M. haben Angst vor steigenden Nebenkosten.

 Einen gemeinsamen Tag am Rhein genießen diese Seniorinnen. Viele Rentner ziehen sich nach dem Verlust des geliebten Partners aus der Gesellschaft zurück. Dabei ist der Kontakt zu anderen Menschen wichtig, um nicht unter Einsamkeit zu leiden.

Einen gemeinsamen Tag am Rhein genießen diese Seniorinnen. Viele Rentner ziehen sich nach dem Verlust des geliebten Partners aus der Gesellschaft zurück. Dabei ist der Kontakt zu anderen Menschen wichtig, um nicht unter Einsamkeit zu leiden.

Foto: dpa

Angst vor der Kälte im Winter, die Sorge, kein Geld für Miete und Nebenkosten zu haben. Die Einsamkeit an dunklen Abenden und die Verzweiflung, mit der Rente nur das Nötigste bezahlen zu können: Dieser Alptraum heißt Altersarmut und hat viele Gesichter. Es sind Menschen in Bonn und der Region, unsere Nachbarn, denen am Ende eines harten Lebens oft kaum Geld zum Leben bleibt.

Die Mitarbeiter der Aktion Weihnachtslicht haben in den vergangenen Wochen und Monaten Menschen besucht, die ihnen Geschichten über ihre persönlichen Schicksale, über finanzielle Not und schwere Krankheiten erzählt haben. Einer von ihnen war Werner B. Der Bonner hat sein Leben lang gearbeitet, heute ist er arm. "Ich muss sehr sparsam mit meiner kleinen Rente umgehen. Am Ende des Monats ist der Kühlschrank oftmals leer", berichtet der 78-Jährige voller Scham.

Neuer Lebensmut durch Kontakt zu anderen Senioren

Elke H. aus Rheinbach war lange traurig und einsam. Ihr Mann ist schon vor mehr als 20 Jahren an einer schweren Krankheit verstorben. Die 82-Jährige hatte ihn zuvor lange Jahre liebevoll gepflegt. Sie konnte den Verlust kaum verarbeiten, und erst, als sie Kontakt zur Seniorengruppe ihrer Kirchengemeinde aufnahm, fasste sie wieder Lebensmut.

"Ich lebe von Grundsicherung im Alter, da muss ich schon sehr genau auf meine Ausgaben schauen. Aber ich bin genügsam und freue mich, wenn ich mit meinen Freundinnen erzählen und lachen kann", sagt die Seniorin. "Dank der wunderbaren Hilfe der Aktion Weihnachtslicht konnte ich mir einen neuen Herd kaufen. Sagen Sie allen großzügigen Spendern meinen tiefsten Dank. Sie alle sind mein persönliches Weihnachtslicht", betont Elke H.

Aus Angst vor steigenden Nebenkosten beheizt Karla M. aus Troisdorf nur ein Zimmer in ihrer Wohnung. "Was soll denn werden, wenn ich die Heizkosten nicht mehr bezahlen kann?", fragt die Rentnerin. Das Geld war immer knapp bei der Familie. "Aber wir haben uns dennoch ein schönes Leben gemacht, bis mein Mann seinen schweren Unfall hatte", berichtet die 74-Jährige. Gustav M. arbeitete als Gerüstbauer und verunglückte eines Tages auf der Baustelle. Er war so schwer verletzt, dass er seinen Beruf nicht mehr ausüben konnte.

Ehepaar wünscht sich neue Brillen

"Aber ich habe mich nie hängenlassen und die Familie mit Aushilfsjobs über Wasser gehalten", sagt der 76-Jährige. Heute leben beide von einer kleinen Rente. Vom Weihnachtslicht wünschten sie sich neue Brillen. "Unsere sind bald zehn Jahre alt. Durch die können wir doch gar nicht mehr richtig sehen", sagt Karla M.

"Wir sind ganz überwältigt von der Großzügigkeit der Menschen hier bei uns. Sagen sie allen Spenden ein herzliches Dankeschön", sagen die Senioren.

Sie gerät immer wieder ins Stocken, wenn sie ihre Lebensgeschichte erzählt. "Wir hatten doch so viele und große Träume. Wir wollten ein Haus bauen und dort mit unseren Kindern glücklich leben", sagt Anna P. aus Bonn. Gemeinsam mit ihrem Mann Horst hat sie hart gearbeitet, um sich eine sichere Existenz aufzubauen. Sie als Verkäuferin, er als Maler.

Die ersten Jahre verliefen nach Wunsch, und bald bekam sie ein Kind. Doch dann änderte sich plötzlich alles. Horst verunglückte bei einem Autounfall und wurde ein Pflegefall. "Ich habe meine Arbeit aufgegeben, um ihn zu pflegen", sagt die Seniorin. Heute ist sie Witwe und lebt von ihrer kleinen Rente. "Da kann ich keine großen Sprünge machen. Deshalb habe ich mich riesig über die Spende vom Weihnachtslicht gefreut. Jetzt kann ich mir eine neue Matratze kaufen", sagt Anna P.

Ein feuchter Fleck an der Wand über der Tür, eine teils improvisierte Küche mit defektem Elektroherd. Und die Couch, auf der sich der 16 Jahre alte Kater Ramses rekelt, hat auch bessere Tage gesehen. Ansonsten ist die Wohnung von Anna-Maria K. in Plittersdorf gut in Schuss.

Anna-Maria K. pflegte ihr behinderte Tochter

"Ich wäre gerne eine Weltenbummlerin gewesen. Als junge Frau hatte ich große Träume", sagt die 77-Jährige. Doch dazu kam es nicht. "Die Eltern wollten, dass ich erst einmal eine Ausbildung machen sollte, bevor ich reisen durfte", sagt sie. Irgendwann seien die Reisepläne dann verblasst. Sie arbeitete einige Jahre als Kinderpflegerin, dann war sie bei der Post tätig und schließlich Angestellte bei einer Versicherung. "Dann wurde ich schwanger und es gab Komplikationen", berichtet sie. Ihre Tochter kam mit einer Behinderung zur Welt. Anna-Maria K. musste ihre Arbeitsstelle kündigen, um ihre Tochter rund um die Uhr pflegen zu können. Zum Vater des Mädchens gab es keinen Kontakt, sie wollte es so.

Später heiratete sie dann einen anderen Mann, Heinz K., mit dem sie einen Sohn bekam. Heinz verstarb vor einigen Jahren. "Mein Sohn kommt meine Tochter und mich oft besuchen. Wir verstehen uns sehr gut", sagt die Seniorin.

Sie bekommt Grundsicherung im Alter. "Ich habe zwar nicht viel Geld zum Leben, aber damit komme ich klar", sagt die Bonnerin mit rheinischer Gelassenheit. Sie liest viel und geht gerne unter die Leute. Sich hängen lassen, das käme ihr nie in den Sinn. Über die Hilfe vom Weihnachtslicht war sie ganz gerührt: "Ich danke allen Spenden von ganzem Herzen." (kpo)

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