Arm, alt, einsam

Klaus G. erlebt Schicksalsschläge und Krankheit. Helga S. ist bescheiden und genügsam.

 Viele Senioren sind im Alter einsam und fühlen sich von der Gesellschaft vergessen und abgeschoben.

Viele Senioren sind im Alter einsam und fühlen sich von der Gesellschaft vergessen und abgeschoben.

Foto: dpa

Er hat nur einen alten Mantel und aufgetragene Schuhe. Die Wohnung ist klein, die Möbel abgeschabt, die Elektrogeräte alt und teilweise defekt. „Ich hätte mir als junger, kräftiger Mann nie vorstellen können, das ich im Alter einmal arm und einsam seien würde“, sagt Klaus G. Dabei hatte sich sein Leben so vielversprechend entwickelt.

Der Bonner hatte eine Ausbildung als Gerüstbauer absolviert und war von seinem Betrieb übernommen worden. Auch privat ging es ihm gut. Er lernte Marianne kennen, die er bald heiratete. Das Paar hatte einen Sohn. Alles schien perfekt. Doch dann musste Klaus G. harte Schicksalsschläge ertragen: Zuerst erlitt er einen schweren Arbeitsunfall, lag über Wochen im Krankenhaus und konnte dann seinen Beruf nicht mehr ausüben.

Tiefe Trauer und Depressionen

Die späteren Arbeitsstellen verlor er meist schnell, weil er sich immer wieder und häufiger krankmelden musste. Und dann schlug das Schicksal noch einmal zu: Seine Frau und der Sohn starben bei einem Verkehrsunfall. „Davon habe ich mich nie wieder erholt. Ich fiel in tiefe Trauer und Depression, alles war hoffnungslos“, sagt der Rentner.

Heute hat er sich einem Seniorenkreis angeschlossen und hat so Gesellschaft. Allerdings kann er sich von der Grundsicherung im Alter keine Extras leisten. „Zu Weihnachten wünsche ich mir nur eine neue Jacke und vielleicht ein paar Schuhe“, sagt Klaus G.

Sie hat sich ihr Leben lang um andere Menschen gekümmert. Helga S. hat früh geheiratet und einige Jahre glücklich mit Ehemann Walter zusammengelebt. Er war Elektromeister und sie arbeitete als Verkäuferin. So konnte sich das Paar gemeinsam einiges leisten. „Am schönsten waren unsere Reisen. Wir hatten zwar nicht das Geld für Fernreisen, aber uns hat es in Österreich oder Südtirol immer gut gefallen“, sagt die 78-Jährige.

Plötzlich änderte sich alles

Ihr Vater erlitt einen Herzinfarkt und war fortan auf Hilfe angewiesen. Kurze Zeit später wurde ihre Mutter ebenfalls zum Pflegefall. Helga S. musste ihren Beruf aufgeben, und das Ehepaar nahm die Eltern zu sich. Helga pflegte ihre Eltern fast fünf Jahre lang.

Nachdem sie verstorben waren, wollten die Gs. an ihr früheres Lebens anknüpfen. Doch dann folgte ein schwerer Rückschlag für die Beiden: Bei Walter wurde eine chronische Krankheit diagnostiziert. Helga S. pflegte ihn zu Hause bis er starb. Seit knapp zehn Jahren lebt sie nun allein. Sie musste aus ihrer alten Wohnung ausziehen; Miete und Nebenkosten waren zu teuer. Sie bekommt nur eine kleine Alters- sowie Witwenrente. „Aber im Alter brauche ich ja auch nicht mehr so viel“, sagt sie bescheiden. Sie habe sich lange geschämt, um Hilfe zu bitten.

Aber nun hat sie sich einen Ruck gegeben und das Weihnachtslicht um Unterstützung gebeten. „Mein Kühlschrank ist reichlich alt und hat Aussetzer. Wenn ich einen neuen bekommen könnte, wäre das mehr als Gold wert“, sagt die Meckenheimerin. (veh)

Lydia R. wuchs als Halbwaise auf. Ihre Mutter erhielt eine karge Witwenrente und zog ihre drei Töchter alleine auf. Das Geld war immer knapp. Doch dann begegnete sie ihrem Traummann. Hans P. war ein fröhlicher und lebenslustiger Mensch. Sie bekamen einen Sohn. Plötzlich erkrankte Hans schwer und starb. Lydia arbeitete in einer Bonbonfabrik und ging abends putzen. Und der Sohn geriet auf die schiefe Bahn.

Sie träumte vom schönen Leben

„Er kann ja nichts dafür.“ Sie sei ja nie für ihn da gewesen, hatte keine Zeit neben der vielen Arbeit. Sie hatte sich einmal ein schönes Leben im Alter erhofft – mit ihrem Mann im eigenen Häuschen. „Ich habe auch immer von Enkelkindern geträumt und was wir alles unternehmen können“, sagt sie. Tatsächlich muss sie heute von einer sehr schmalen Rente leben. „Ich muss aufstocken, obwohl ich all die Jahre ohne Hilfe ausgekommen bin“, murmelt sie leise. Ihr ganzer Traum: „Noch einmal mit dem Schiff nach Königswinter zum Kaffee trinken fahren.“ (rom)

Monika M. schaut auf die Tischplatte mit der bunten Decke: „Es ist einfach vieles nicht ideal gelaufen.“ Vor zwei Jahren ist sie nach Bonn gezogen, um näher bei ihrer Tochter und ihrem Enkel zu sein, und hat sich eine kleine Wohnung genommen. Die Rente ist knapp. Früher war ihr Mann selbstständig und sie hat in der Firma geholfen, bis diese irgendwann pleite ging. Dann änderte sich ihr Leben völlig.

„Wir hatten Schulden und mussten unsere Wohnung verkaufen. Mein Mann hat einfach keine Anstellung gefunden“, erinnert sie sich. Wenig später der nächste Schicksalsschlag: Ihr Mann erleidet einen Schlaganfall, wird zum Pflegefall.

Viele Jahre pflegt sie ihn selbst, kann während dieser Zeit nicht arbeiten. „Aber irgendwann ist er regelmäßig gestürzt und ich konnte ihm nicht mehr helfen“, sagt sie leise. Jetzt ist er im Pflegeheim, das einen Großteil seiner und ihrer Rente kostet. Den Rest zahlt das Sozialamt, doch für Monika M. bleibt nicht viel.

„Falls ich etwas Geld bekomme, hätte ich gern ein warmes Oberbett für den Winter“ sagt sie. Außerdem würde sie gern etwas Neues zum Anziehen kaufen: „Ich trage meine Sachen immer sehr lange, aber es wäre schön, einmal etwas Neues von guter Qualität kaufen zu können. Vielleicht etwas Warmes, denn ich bin sehr gerne draußen, auch an sehr kalten Tagen. “ (dla)

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