Wissenschaftsnacht Leuchtende Forschung auf dem Münsterplatz

In der Wissenschaftsnacht zeigen die Hochschulen alle zwei Jahre, was sie zu bieten haben. Bei "Next stop: job" lernen Studenten Firmen kennen.

Wer Abschlussarbeiten schreibt oder für eine Klausur lernt, kennt Nachtschichten zur Genüge. Viele Universitätsbibliotheken öffnen für ihre Studenten passend dazu mittlerweile sogar rund um die Uhr, und eine "Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten" gehört längst zum guten Ton in der deutschen Hochschullandschaft. Dass es dabei in den seltensten Fällen um reines Vergnügen geht, liegt auf der Hand.

Doch die Unis hierzulande bieten immer häufiger auch eine sogenannte Wissenschaftsnacht, in der studentischer Alltag eher in den Hintergrund rückt, sich dafür aber die bunte Welt der Wissenschaft und Forschung präsentiert.

In Bonn setzt die seit 2000 stattfindende Wissenschaftsnacht dabei auf die Vielfalt der Institute und Forschungseinrichtungen in der Region sowie auf Unterhaltung und Experimente zum Mitmachen.

"Für die Leute hat es eine Faszination, vor Ort etwas auszuprobieren", sagt Gisela Nouvertné. Sie koordiniert für das Amt für Wirtschaftsförderung, Liegenschaften und Tourismus der Stadt Bonn die kaum mehr wegzudenkende Veranstaltung.

Gemeinsam mit den fünf Hochschulen und weiteren Wissenschaftseinrichtungen wird in einem gemeinsamen Team das Programm zusammengestellt. Das Miteinander von Unis und Fachhochschulen sei im Laufe der Jahre immer besser geworden und mittlerweile eine Selbstverständlichkeit, freut sich Nouvertné.

In den ersten drei Jahren fand die Wissenschaftsnacht jährlich statt, inzwischen alle zwei Jahre. So könne man noch längerfristig und besser planen und so mehrere Partner und Aktionen gewinnen, erklärt Nouvertné. "Das Interesse nimmt nicht ab. Das Publikum strömt weiterhin zur Wissenschaftsnacht und viele Forschungseinrichtungen wollen sich beteiligen", betont sie.

Gerade mit dem Ausstellungszelt, das seit 2010 immer für zwei Tage auf dem Münsterplatz aufgebaut wird und die Nacht ergänzt, habe man noch mehr Leute ansprechen und für die Wissenschaftsnacht begeistern können.

Auch seien unter den Besuchern immer mehr Schüler und Familien. Gerade die auf verschiedene Zielgruppen orientierten Angebote sind wohl das Geheimnis der leuchtenden Veranstaltung. Es ist eben für alle etwas dabei.

"Die Rückmeldung ist meistens, dass das Publikum sehr wissbegierig ist und häufig fachspezifische Gespräche stattfinden", sagt Nouvertné. Zudem werde das Publikum internationaler. Deshalb soll es künftig auch mehr englischsprachige Angebote geben, so die Projektleiterin. Man versuche nun bewusst noch mehr von den in Bonn und der Region tätigen Gast-

wissenschaftlern in das Programm einzubinden. Bei der nächsten Wissenschaftsnacht 2018 steht neben dem 200-jährigen Jubiläum der Uni Bonn laut den Organisatoren vor allem das Thema Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. Für 2020 widmen sich die Hochschulen, Institute und Forschungseinrichtungen dann - wie sollte es anders sein - unter anderem dem 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven.

Während die Wissenschaftsnacht eher für das breite Publikum gedacht ist, stehen bei "Next stop: job" die Hochschulstudenten im Fokus. Bei der 2015 erstmals organisierten Aktion des Rhein-Sieg-Kreises, der Stadt Bonn und des Kreises Ahrweiler mit fünf Hochschulen und verschiedenen Unternehmen hatten Absolventen die Möglichkeit, bei einem ausführlichen Besuch einige potenzielle Arbeitgeber in der Region kennenzulernen.

"Uns geht es auch darum, die Studenten nach ihrem Studium möglichst in der Region zu halten", erklärt Brigitte Kohlhaas vom Referat Wirtschaftsförderung und Strategische Kreisentwicklung des Rhein-Sieg-Kreises die Idee der Veranstaltung.

Oftmals gebe es bei Studierenden eine Wissenslücke, welche Arbeitsmöglichkeiten in der Region geboten werden. Bei dem Aktionstag lernen sie ein Unternehmen genauer kennen und sehen so, ob der Betrieb zu ihnen passt. Einige hätten beim ersten und bisher einzigen Aktionstag

sogar Bewerbungsmappen oder ihr Portfolio mitgebracht. Solche Initiativbewerbungen seien jedoch keinesfalls Pflicht oder von den Betrieben erwartet, aber immer gerne gesehen.

Für die Firmen gehe es aber durchaus auch um einen Austausch. So könnten sie sehen, welche Hochschulabsolventen als künftige Arbeitnehmer bereit stünden. "Das ist ein Gewinn für beide Seiten", findet Kohlhaas. Man wolle den Aktionstag deshalb zur dauerhaften Einrichtung machen.

Wie 2015 sollen auch bei "Next stop: job" 2017 Studierende der fünf Hochschulen und zwischen zehn und 15 Unternehmen teilnehmen. Welche Firmen im kommenden Frühjahr dabei sind, steht noch nicht endgültig fest. Im vergangenen Jahr waren neben Deutsche Post und DHL auch der Flughafen Köln/Bonn, das Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik, das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, das Kameha Grand Hotel und die Bundeskunsthalle dabei.

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