Sparen für die Zukunft Sparen mit Rendite-Kick

Sparen ist eine Tugend, und Vorfreude bekanntlich die größte Freude: Die Deutschen jedenfalls legen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes jeden zehnten Euro auf die hohe Kante.

 Thomas Hentschel FOTO: VZ NRW

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Foto: Verbraucherzentrale

Eine neue Studie des Marktforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Rabobank hat herausgefunden, dass 87 Prozent der Bundesbürger damit nicht vorhergesehene Anschaffungen bezahlen. 47 Prozent der Befragten erfüllen sich ihre größeren Wünsche. Zwei Drittel der Deutschen sparen einfach, weil es sie beruhigt.

Angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase ist es allerdings nicht einfach, eine passende Anlageform mit einigermaßen attraktiven Erträgen zu finden. Mit der richtigen Strategie lassen sich aber dennoch bessere Zinsen und Renditen erzielen, „als würde das Geld unkoordiniert in den Sparstrumpf fließen“, sagt Thomas Hentschel, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf.

Die kurzfristige Perspektive

Erste Regel: „Mindestens zwei bis drei Netto-Monatsgehälter für Notfälle wie eine kaputte Waschmaschine, Autoreparatur oder andere unvorhergesehene Ausgaben sollten permanent verfügbar auf einem Tagesgeld- oder Festgeldkonto geparkt sein“, so der Experte. Neukunden erhalten bei Banken häufig bessere Konditionen als jene, die ihrem Geldinstitut seit Jahren treu geblieben sind. Mehr Schein als Sein: Nach wenigen Monaten sind sie auch hier Bestandskunde und bekommen wie alle anderen dann quasi keine Erträge mehr. „Die Zinsdifferenzen zwischen den Geldinstituten sind auch minimal“, sagt Max Herbst, Geschäftsführer der FMH-Finanzberatung (www.fmh.de). Sein Vergleichsportal wertet regelmäßig mit Kooperationspartnern die Angebote aus.

„Hopper vergleichen stets die Offerten und wechseln im Turnus von rund drei Monaten immer wieder zum günstigsten Anbieter. Das zieht aber jedes Mal Informations- und Transaktionskosten nach sich“, gibt Hentschel zu bedenken. Fraglich, ob sich das rechnet. Direktbanken und andere Online-Institute wie Versicherungen bieten in der Regel mehr als Geschäftsbanken mit Filialen.

Nur: Wenn Sparer beispielsweise 100 Euro jeden Monat zurücklegen, kommen sie nach drei Jahren bei einem Zinssatz von 0,1 Prozent im Jahr auf Erträge von rund 5,57 Euro, bei 0,41 Prozent p.a. auf knapp über 22 Euro. „Dafür braucht man keinen Kniefall zu machen. Wir empfehlen ganz einfach ein Institut zu wählen, dass stabile Zinsen bietet und möglichst in Vergleichsportalen mit einer gewissen Regelmäßigkeit auf den vorderen Plätzen steht“, so Herbst.

Die mittelfristige Anlage

Interessanter wird es bei Anlagen mit einem Horizont von mehreren Jahren. Hier kommen Fonds ins Spiel. Die so genannten ETF, das steht für Exchange-Traded-Fund, bilden Aktienindices wie den DAX, den US-amerikanischen S&P 500 oder den Weltaktienindex MSCI World nach. Anders als bei klassischen Investmentfonds greift hier kein Manager ein. Ihr Vorteil liegt daher in geringen Kosten und vor allem in der Transparenz. „Wenn in den Nachrichten abends berichtet wird, dass beispielsweise der DAX mehrere Prozentpunkte gewonnen oder verloren hat, weiß man automatisch, wie es um die eigene Anlage steht“, so Hentschel. Er rät dazu, in einen ETF mit einer breiten Aktienstreuung zu investieren – weltweit oder im Euroraum.

Die sieben vergoldeten Jahre

Je länger die Perspektive, desto mehr können Anleger auf Investmentfonds setzen. Oft bieten Banken diese inzwischen ohne teure Ausgabeaufschläge an, die Konkurrenz ist groß. Vor allem die Generation Y aber, die in den frühen 1980er bis späten 1990er Jahre geboren wurde, kann sich längerfristig für die Sparvariante der Vermögenswirksamen Leistungen in einen Aktienfonds interessieren. Arbeitnehmer oder Beamte erhalten vom Arbeitgeber oder vom Dienstherrn einen Zuschuss, falls sie sich für eine Anlageform nach dem 5. Vermögensbildungsgesetz wie etwa Fondssparen entscheiden. In der Regel fließen 40 Euro im Monat. Ob und wie viel genau, hängt unter anderem vom Tarifvertrag, von den geltenden Betriebsvereinbarungen oder vom Arbeitsvertrag ab. „Wer weniger erhält, kann aus eigener Tasche aufstocken“, so Hentschel. Vorgesehen ist ein Anlagehorizont von mindestens sieben Jahren. Vorher kommt man nicht ans Ersparte. Der Arbeitnehmer zahlt sechs Jahre lang ein, und dann bleibt der Betrag ein weiteres Jahr liegen.

Der Clou: Sparer, die über ein steuerpflichtiges Einkommen von bis zu 20 000 Euro als Single oder bis zu 40 000 Euro als Paar verfügen, erhalten vom Staat 20 Prozent des Sparbeitrags bei einer Anlage in einen Aktienfonds oben drauf. Der zulagenfähige Höchstsatz beträgt 40 Euro im Monat, bringt in sieben Jahren immerhin 2880 Euro plus Zulagen von 480 Euro (Single) beziehungsweise 960 Euro (Paare) und Zinsen. Das Handling: Der Arbeitnehmer wählt einen Vertrag aus und legt ihm dem Chef vor. Das Unternehmen zahlt automatisch in den Vertrag ein. Die Vermögenswirksamen Leistungen unterliegen der Steuer und den Sozialabgaben. Die Arbeitnehmerzulage beantragt man in seiner Einkommensteuererklärung. Wer das einmal vergisst, kann dies noch bis zu vier Jahre später rückwirkend nachholen. Das Finanzamt überweist die Zulagen insgesamt nach sieben Jahren.

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