Robo-Berater Roboter geben Anlagetipps

Die Quirin Bank hat schon seit Jahren einen. Die Commerzbank auch. Und seit letztem Jahr ist auch die Deutsche Bank stolz auf ihren. Die Rede ist vom sogenannten Robo Advisor, dem Roboter-Berater, einem vollautomatischen Anlagemanager und Geldverwalter.

 Finanzberater? Roboter geben Empfehlungen aufgrund von Berechnungen, aber sie beraten nicht wirklich. FOTO: FOTOLIA

Finanzberater? Roboter geben Empfehlungen aufgrund von Berechnungen, aber sie beraten nicht wirklich. FOTO: FOTOLIA

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Alle Robo-Berater setzen darauf, subjektive Komponenten bei der Anlageentscheidung weitestmöglich auszuschließen und den menschlichen Störfaktor (human bias) zu eliminieren. Sie vertrauen ganz auf die vollkommen rationale Analyse und objektive Entscheidung eines mathematischen Algorithmus. Ihre Computerprogramme schlagen dem Anleger nach ein paar Fragen zu Risikoneigung, Zeithorizont und Anlageziel auf Basis standardisierter Bausteine ein individuelles Anlageportfolio vor. Meist setzen sie dabei auf Indexfonds und börsengehandelte Investmentfonds (ETFs). Ihr erklärtes Ziel ist die Demokratisierung der bisher nur den vermögenden Privatkunden vorbehaltenen Kapitalanlage.

Etwa 40 Start-ups tummeln sich laut Strategieberatung Oliver Wyman bereits in diesem Segment in Deutschland. Zusammen verwalten sie aktuell mehr als 100 Millionen Euro. Bis 2020 könnte das verwaltete Vermögen laut Schätzungen der Beratungsgesellschaft auf 30 Milliarden Euro ansteigen. Weltweit sollen es dann mehr als 440 Milliarden Euro sein. Fast im Monatsrhythmus gehen hierzulande neue Anbieter an den Start. Vaamo, Ginmon, Fintego und Easyfolio sind die bekannteren Namen außerhalb der Banken. Zu den echten Robo-basierten Vermögensverwaltern zählen sich hingegen Scalable Capital, Liqid und Whitebox ebenso wie Investify.

Trotz dieser geballten Ladung an Technologie, Algorithmen und Rechenpower kann der Anleger von den Robo-Beratern keine Wunder erwarten. Diese Illusion nimmt der von Brokervergleich.de erstmals veröffentlichte Vergleich deutscher Robo-Advisors. Für sieben Online-Vermögensverwaltungen wurde jeweils ein Portfolio mit der besten Anlagevariante beziehungsweise einem mittleren Risiko ausgewählt. Im Jahr Mai 2015 bis Ende April 2016 lag allerdings nur ein einziger Anbieter im Plus, nämlich Cashboard mit plus 0,1 Prozent (s. Grafik rechts). Mit einigem Abstand rangiert Quirion auf dem 2. Platz mit -3,6 Prozent. Die anderen Portfolios schnitten mit bis zu -7,2 Prozent klar unterhalb der „menschlichen“ Benchmark ab. „Wertpapieranlagen sind eher langfristig orientiert“, resümiert André Salzwedel von Brokervergleich. „Eine realistische Aussage zur Performance von Robo-Advisors lässt sich erst in ein paar Jahren treffen.“

So neu ist der Beratungsansatz mittels mathematischer Modelle indes nicht. Die meisten Finanzinstitute setzen bereits seit Jahren Computerprogramme ein, die ihren Beratern vorschlagen, welche Produkte diese dem Kunden anbieten sollen. Nur nannte das bislang niemand Robo-Beratung. „Banken könnten die Qualität ihrer Anlageberatung weiter verbessern, wenn sie verstärkt mit auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierenden Algorithmen statt freihändig beraten“, sagt Gösta Jamin, Professor für Finanzwirtschaft an der Hochschule Ludwigshafen.

„Computer erfassen mehr Infos und können diese schneller als Menschen verarbeiten – daher können sie per Robo-Advising sehr gute Empfehlungen geben“, ist Boris Janek überzeugt. „Die digitalen Veränderungen können das Private Banking auf eine völlig neue Stufe heben“, sagt der Spezialist für Geschäftsmodell Innovation bei der Akademie Deutscher Genossenschaften in Montabaur.

Allerdings bieten die derzeitigen Anbieter noch zu wenig für die Klientel von Privatbanken und Vermögensverwaltern. Das gab auch Oliver Vins zu, Gründer und Geschäftsführer der Anlageplattform Vaamo: „Jenseits der 100 000-Euro-Marke gibt es meist zusätzliche Bedürfnisse. Da herrschen höhere Produktansprüche, ein Immobilien-Exposure muss berücksichtigt werden, eine breitere Streuung wird erwartet.“

Nicht alle diese Angebote sind bei näherer Betrachtung aber die Bezeichnung „Berater“ wert. „Es handelt sich eben nicht um eine Beratung“, sagt Stephanie Heise, Bereichsleiterin Verbraucherfinanzen der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Eine Lanze bricht sie trotzdem für die Robo Advisor, wenn diese dazu beitragen, dass sich Menschen erstmals an Aktienanlagen heranwagen: „Mit deren Geschäftsmodellen und Herangehensweise bieten sie für viele Menschen mit geringeren Anlagesummen einen guten Zugang zu einer preisgünstigen Anlageform. Normalverdiener fahren damit sicherlich besser als ganz ohne Beratung und es ist ein sinnvoller Einstieg ins Wertpapiergeschäft.“

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