Aktien Die deutschen Aktienmuffel werden mutiger

Deutschland gilt nicht als Volk von Aktionären. Am liebsten legen deutsche Anleger ihr Geld gar nicht an, weil sie es schlicht auf dem Girokonto bunkern, oder lassen es auf zinslosen Sparbüchern. Da lässt eine aktuelle Zahl des Deutschen Aktieninstituts aufhorchen.

Ein Kursmakler an der Frankfurter Börse. FOTO: DPA/FRANK RUMPENHORST

Ein Kursmakler an der Frankfurter Börse. FOTO: DPA/FRANK RUMPENHORST

Foto: dpa

2018 ist die Zahl der Aktionäre und Besitzer von Aktienfonds um rund 250 000 gestiegen. Insgesamt haben damit 10,3 Millionen Bürger in Aktien und Aktienfonds investiert, das sind 16,2 Prozent der Bevölkerung, die älter als 14 Jahre sind.

Das ist der höchste Wert seit 2017 und das vierte Mal in Folge, dass die Aktionärszahlen gestiegen sind. „Wir freuen uns, dass sich das Interesse an der Aktien- und Aktienfondsanlage in den letzten Jahren spürbar gefestigt hat“, bekräftigt Dr. Christine Bortenlänger, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Aktieninstituts.

Spürbaren Aufwind erfahren insbesondere die Aktienfonds. Die Zahl der Besitzer in diesem Segment ist im vergangenen Jahr um 617 000 gestiegen, hingegen nahm die Zahl der Direktanlage in Aktien um 373 000 Aktionäre ab. „Ob diese Anleger lediglich von der Direktanlage auf Fonds umgestiegen sind oder dies der Anfang vom Ende des positiven Trends der vergangenen Jahre ist, muss abgewartet werden“, sagt Bortenlänger.

Die Vorsicht ist angebracht, denn schließlich gab es in den vergangenen Jahren auch viele Tiefststände bei den Aktionärszahlen. 2014 etwa gab es in Deutschland insgesamt rund 1,9 Millionen weniger Aktionäre als in 2018. Auch an den Aktionärsstrukturen hat sich in den Jahren wenig geändert. Es sind vor allem ältere Bürger, die auf Aktien setzen: Ein Drittel aller Aktienbesitzer ist älter als 60 Jahre. Die größte Affinität zu Aktien besitzen aktuell die 40- bis 59-Jährigen. „Viele Aktionäre und Aktienfondsbesitzer haben ein relativ hohes Bildungsniveau, ein überdurchschnittliches Haushaltseinkommen, leben im Westen beziehungsweise vor allem im Südwesten der Bundesrepublik“, charakterisiert das Aktieninstitut den durchschnittlichen Aktienbesitzer.

Die Jüngeren sind weiterhin die Aktienmuffel der Republik. Gerade mal 11,1 Prozent der 14- bis 39-Jährigen besitzen Aktien. Aber: Seit 2014 ist das Interesse der jüngeren Generation größer geworden und der Anteil der Anleger um 605 000 gestiegen. „Dies ist positiv, sind doch der eigenverantwortliche Vermögensaufbau und die private Altersvorsorge mit der Aktie für diese Altersgruppe besonders wichtig, um den Lebensstandard im Alter zu sichern“, so das Aktieninstitut. So erwirtschafteten Anleger, die langfristig in den Deutschen Aktienindex Dax investiert haben, zuletzt jährlich durchschnittlich Erträge in Höhe von sechs bis neun Prozent.

„Um die Deutschen zu einem Volk von Aktionären zu machen, ist und bleibt der größte Hebel, die Aktie im System der Altersvorsorge stärker zu berücksichtigen“, argumentiert Bortenlänger. „Statt weiter am Umlagesystem herumzudoktern, muss die Politik auf Aktien in der Altersvorsorge setzen, um das wohl größte sozialpolitische Problem der kommenden Jahre zu entschärfen.“⋌jma

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