Ausbildung und Beruf Zwischen Handwerk und IT

Chemie war in der Schule Anna-Carina Kluckows Lieblingsfach. Sie stand schon immer gern im Labor und experimentierte. Nun hat sie ihr Chemie-Interesse zum Beruf gemacht: mit einer Ausbildung zur Chemikantin. Kluckow lernt beim Großkonzern Henkel in Düsseldorf. Sie beschäftigt sich dort mit der Herstellung von Waschmitteln. Als Chemikantin überwacht sie den gesamten Herstellungsprozess. Sie sorgt dafür, dass genügend Rohstoffe vorrätig sind und befüllt dann die Maschinen in der Fabrik damit. „In der Regel produziert man auf Anweisung“, erzählt sie. Am Ende muss sie eine genau vorgegebene Menge eines Waschmittels produziert haben.

 Anna-Carina Kluckow lernt Chemikantin beim Großkonzern Henkel in Düsseldorf. FOTO: MICHAELIS/DPA

Anna-Carina Kluckow lernt Chemikantin beim Großkonzern Henkel in Düsseldorf. FOTO: MICHAELIS/DPA

Foto: dpa-tmn

Chemikanten arbeiten meist bei Industrieunternehmen und stellen etwa Granulate, Lacke oder Waschmittel her und verarbeiten sie weiter. Sie steuern in der Produktion die Maschinen und überwachen den Herstellungsprozess und die Qualität der Produkte. „Für alle Parameter gibt es einen Toleranzbereich. Der Chemikant achtet darauf, dass der immer eingehalten wird“, erklärt Margret Reymers vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn.

„Im Prinzip verbindet der Beruf klassisches Handwerk mit Chemie“, erklärt Kluckow. Gibt es eine Störung an einer Maschine in der Fabrik, ist sie sofort zur Stelle. Dann ist es ihre Aufgabe, die Mechanik schnell wieder in Stand zu setzen, damit die Produktion weitergehen kann und es nicht zu Rückstaus kommt. Dabei muss sie durchaus einmal selbst Hand anlegen und die Maschine reparieren.

Eine immer wichtiger werdende Rolle für den Beruf spiele moderne Computertechnik, erläutert Christopher Knieling vom Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC). Deswegen sollten Auszubildende eben nicht nur naturwissenschaftlich, sondern auch technisch interessiert sein.

Wichtig sind außerdem Teamfähigkeit und Sorgfalt. „Chemikanten haben eine große Verantwortung“, erklärt Margret Reymers vom BIBB. Oft komme es auf sehr kleine Mengen eines Stoffes an, von dem die ganze Konsistenz eines Produktes abhängt. Mit rund 6500 Ausbildungsverhältnissen im Jahr 2014 – aktuellere Zahlen gibt es noch nicht – ist der Chemikant der stärkste Ausbildungsberuf in der chemisch-pharmazeutischen Industrie. „Die Arbeitsmarktchancen für Chemikanten sind derzeit sehr positiv“, sagt Knieling. Über 90 Prozent aller Azubis würden nach erfolgreichem Abschluss ihrer Ausbildung übernommen – häufig mit langfristigen Beschäftigungsperspektiven. Auch die Weiterbildungschancen seien attraktiv. Nach der Ausbildung können Jugendliche eine Weiterbildung zum Techniker oder Industriemeister machen.

Die Ausbildungsvergütung kann sich verglichen mit anderen Berufen durchaus sehen lassen. Im ersten Lehrjahr erhalten Jugendliche laut Bundesagentur für Arbeit rund 870 Euro brutto. Etwa zwei von drei Azubis (62 Prozent) beginnen die dreieinhalbjährige Ausbildung nach dem mittleren Schulabschluss, mehr als jeder Vierte (29 Prozent) hat die Hochschulreife.

In der Berufsschule steht bei Anna-Carina Kluckow die Chemie klar im Mittelpunkt. Im ersten Jahr sei es mit einfachen chemischen Prozessen und dem Wissen über verschiedene Stoffe losgegangen, sagt sie. Danach hat sie zum Beispiel unterschiedliche Mess- und Regelsysteme gelernt. Aber auch mit Anlagentechnik hat sie sich beschäftigt. „Auch Wirtschaft ist ein Teilgebiet“, sagt die 22-jährige Düsseldorferin. Auf eins müssen sich angehende Chemikanten allerdings einstellen: In der Regel arbeiten sie im Schichtsystem und das häufig ihr Leben lang. Denn die Maschinen in den Fabriken laufen oft rund um die Uhr. ⋌dpa

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