ANZEIGE Geldanlage Wie viel Risiko in ETFs steckt

In Zeiten der Niedrigzinsphase empfehlen viele Experten Indexfonds (ETF) als vergleichsweise sichere Geldanlage mit guten Renditechancen. Doch auch diese Anlage birgt Fallstricke.

Im Schriftzug „DAX“ spiegelt sich die große Anzeigetafel mit dem bis dahin erreichten Kursverlauf im Handelssaal der Frankfurter Börse.

Im Schriftzug „DAX“ spiegelt sich die große Anzeigetafel mit dem bis dahin erreichten Kursverlauf im Handelssaal der Frankfurter Börse.

Foto: dpa/Christoph Schmidt

Die passiv verwalteten Fonds bilden einen Aktienindex wie den Dax oder den MSCI World ab: So sind sie breiter gestreut als Titel einzelner Unternehmen. Doch weil es sich um Börsenprodukte handelt, bleiben auch bei diesen Anlagen Unsicherheiten. Wie schätzt man das Risiko von ETFs richtig ein?

Eine Eigenheit von ETF ist, dass sie Indizes passiv nachbilden. Vereinfacht gesagt: Steigt der MSCI World im Wert, legen dessen Indexfonds zu. Das sorgt auch für vergleichsweise niedrige laufende Kosten im Vergleich etwa zu aktiven Fonds. „Dafür gibt es jedoch im Umkehrschluss keinen Manager, der in gewissen Situationen mit guten Entscheidungen das Ruder in die richtige Richtung lenken könnte“, gibt Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zu bedenken.

Der wesentliche Risikofaktor ist deshalb der Index, den der Fonds abbildet. Ist er sehr breit über Branchen und Länder hinweg gefasst wie der MSCI World, der Titel von mehr als 1600 Unternehmen weltweit enthält? Oder ist er speziell auf bestimmte Themen fixiert?

Je spezieller, desto risikoreicher

Vermögensverwalter Markus Richert beobachtet, dass ETFs inzwischen „für mehr oder weniger alles Mögliche“ aufgelegt werden. „Wer darin investiert, muss schon genau wissen, was er macht“, sagt der Experte. Er rät Anlegern: Kaufe nur das, was du kennst und für das du ein Gefühl hast.

Generell gilt laut Vermögensverwalter Markus Richert: Je breiter der Index ist, desto höher ist die Liquidität des abgebildeten Marktes. Umgekehrt steigt mit der Spezialisierung das Anlagerisiko. Denn bei sehr breiten ETF fällt es nicht so stark ins Gewicht, wenn etwa die Aktie eines Unternehmens im Index in den Keller geht. Umfasst der Index aber nur zehn Titel, hat eine Niete stärkere Auswirkungen auf die Entwicklung des ETF.

Denn unter dem Strich gilt die Regel: „Das Risiko, das man mit einem ETF eingeht, ist das Risiko der Aktien, die im Index sind“, sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Datenblätter beschreiben
den Indexfonds

Bei der Wahl des ETF lohnt daher ein Blick in die Details. Datenblätter beschreiben Wertentwicklung, Anlageziele, Vermögensaufteilung sowie Chancen und Risiken des Fonds.

Oft wird ein Risiko-Ertrags-Indikator angegeben, der die Gefahr von Verlusten und die Optionen von Gewinnen auf einer Skala taxiert. „Das macht jeder Anbieter etwas individuell“, erklärt Verbraucherschützer Scherfling. Für sich allein bringt diese Information aber wenig.

Stattdessen sollte man im Faktenblatt genau nachlesen, was der Fonds mit dem Geld macht, rät Scherfling. Und fügt an: „Je höher das Risiko ist, desto eher muss man sagen können: „Das Geld brauche ich im Zweifel nicht.“

Wachstumskurven zeigen nicht die künftige Entwicklung

Was ist eigentlich mit den Wachstumskurven? Sie zeigen die Wertentwicklung des Fonds in den vergangenen Jahren – verlaufen sie stetig nach oben, sieht das natürlich verlockend aus. Die Entwicklung der Vergangenheit sei eine nette Information, sagt Scherfling. „Nur: Anleger sollten sie um Gottes Willen in ihren Köpfen nicht einfach weiter in die Zukunft schreiben.“

Wie sich ein ETF in den vergangenen Jahren entwickelt hat, kann dennoch wertvolle Hinweise liefern: nämlich beim Vergleich mehrerer Anbieter. Verschiedene ETF bilden den gleichen Index mitunter minimal unterschiedlich ab, erklärt Kurz. Das wirkt sich auf die Rendite aus.

„Es lohnt sich also, die Entwicklungskurven übereinanderzulegen“, so der Experte. Das sei etwa mit den Chartfunktionen vieler Online-Depots und -Portale ganz einfach möglich, sagt Kurz. Die Abweichungen seien oft nicht groß, könnten jedoch über längere Zeiträume neben den Kosten ein wichtiger Punkt für die Auswahl eines ETF sein.

Geringes Volumen als Warnsignal

Für Verbraucherschützer Scherfling liefert das Fondsvolumen einen wichtigen Eindruck. Wurden 20 Millionen Euro oder eine Milliarde Euro investiert? Bei einem schon länger am Markt agierenden Fonds sei ein vergleichsweise geringes Volumen tendenziell ein Warnsignal. „Da hat wohl etwas nicht funktioniert und diejenigen mit größerem Volumen haben im Vergleich wohl etwas besser gemacht.“

Um die Kosten zu vergleichen, lohnt ein Blick auf die Gesamtkostenquote (TER), sagt Scherfling. Sie gibt eine Aussage über die laufenden, jährlichen Kosten des ETF. Perfekt sei die TER nicht, biete aber eine gute Vergleichsmöglichkeit, so Scherfling.

Risiken sind je nach Abbildungsart gesichert

Ein interessanter Nebenaspekt ist, wie der ETF den Index eigentlich nachbildet. Repliziert er physisch? Dann kauft er entsprechend ihrer Gewichtung im Index die Aktien der Unternehmen und hält sie im Depot: Ein physisch replizierender Dax-ETF besitzt tatsächlich die Titel der 30 Dax-Konzerne im entsprechenden Verhältnis in seinem Portfolio. Synthetisch replizierende Fonds bauen den Index dagegen mit Finanzinstrumenten nach, wie Kurz erklärt. Das können zum Beispiel Optionsscheine sein.

So oder so: Die systemischen Risiken sind ähnlich. Während physisch replizierende Fonds grundsätzlich zum Sondervermögen gehören, und damit bei einer Pleite der Fondsgesellschaft nicht Teil der Insolvenzmasse sind, müssen synthetisch replizierende ETFs zu 100 Prozent abgesichert sein, in der Regel mit Staatsanleihen oder Bargeld, so Kurz.

Kurz hält physisch replizierende ETF mit Blick auf die Absicherung für etwas besser als synthetisch replizierende. „Obgleich ich auch bei diesen das Risiko für sehr gering halte.“

Bei Aktien müssen Anleger
warten können

Am Ende zeigen viele Statistiken: Auf lange Sicht bringen Börsenanlagen zwar meist Rendite, sie sind aber auf kürzere Sicht immer wieder starken Schwankungen ausgesetzt. Bei Aktienanlagen gibt Finanzplaner Richert darum immer noch einem alten Rat: „Anlegen, zehn Jahre warten – und dann schauen, was aus der Anlage geworden ist. Der Tipp hat weiterhin seine Berechtigung.“

Kaufen und halten, diese Devise sei über alle Marktphasen hinweg immer noch die beste. Markus Richerts klare Einschätzung dazu lautet: „Wer anfängt, den Markt timen zu wollen, wird eher verlieren – das kostet einen als Laien nur Geld und freut die Profis.“ Darum gilt für ETF: Bei der Auswahl eines Fonds genau abwägen. Und dann mit seiner Anlage Geduld bewahren.

(dpa)
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