Erfolgreich aber emotionslos Toyota C-HR: Streber auf Abwegen

Berlin · Weil es Toyota zuletzt allen recht machen wollte, haben die Japaner nur noch langweilige Kompromiss-Autos gebaut. Jetzt wagen sie sich mit dem kompakten SUV-Coupé C-HR aus der Komfortzone und werden zum Provokateur.

 Der neue Toyota C-HR ist anders. Er besticht durch sein Design.

Der neue Toyota C-HR ist anders. Er besticht durch sein Design.

Foto: Toyota

Das hässlichste Auto der Welt oder mal wieder ein Hingucker? Wenn Toyota am 21. Januar zu Preisen ab 21 990 Euro den C-HR bringt, werden um den kompakten Geländewagen heiße Diskussionen entbrennen. Denn kein anderes Auto in diesem umkämpften Segment polarisiert derart.

Das SUV-Coupé ist 4,36 lang, mit spitzer Schnauze, groben Vertiefungen an der Flanke und zerklüftetem Heck. Aber auf Diskussionen hat es der Hersteller angelegt und Ablehnung ist einkalkuliert. Denn vor allem geht es Toyota darum, sein Streberimage abzustreifen und wieder Modelle zu bauen, die auch im übertragenen Sinne bewegen.

Farbenfreude statt Langeweile im Cockpit

Dabei setzen die Entwickler auch auf ein ungewohntes Ambiente. Denn wo Toyota sonst gerne langweilige Plastiklandschaften im immer gleichen Grau ins Cockpit montiert, gibt sich der C-HR innen farbenfroh und formenreich.

So zieht sich ein blaues Band von den Türen durch das Armaturenbrett einmal quer durchs Blickfeld, die Konsolen sind zackig gezeichnet, der Touchscreen des Infotainments steht frei über der Mittelkonsole und die Oberflächen sind alle sehr aufwendig gestaltet.

Peppig und praktisch zugleich

Bei all der Spielerei hat Toyota aus dem C-HR ein überraschend praktisches Auto gemacht. Bei 2,64 Metern Radstand sind die Platzverhältnisse ganz ordentlich. Trotz des flachen Dachs haben Hinterbänkler noch genügend Kopffreiheit. Der Kofferraum ist mit einem Fassungsvermögen von 377 Litern auf dem Niveau braver Konkurrenten wie dem Renault Captur, dem Opel Mokka X, dem Peugeot 2008 oder dem Nissan Juke.

Hinterbänkler als Kellerkinder

Doch anders als bei gewöhnlichen Toyota-Modellen haben die Japaner diesmal die Funktion nicht über die Form gestellt und ein paar Abstriche in Kauf genommen. Auf viele Ablagen wurde verzichtet, einen Platz für sein Smartphone findet man nicht so schnell.

Zudem sind die Fenster im Fond winzig. Passagiere fühlen sich da schnell wie Kellerkinder und der Fahrer muss im Blindflug rangieren - oder die Rückfahrkamera mitbestellen.

Auch Extras erhältlich

Zu den Extras zählen neben der Online-Navigation und dem JBL-Soundsystem unter anderem auch LED-Scheinwerfer und das so genannte Safety-Sense-System mit Notbremsassistent, Tempomat und Spurführungshilfe. Außerdem ist der C-HR einer der wenigen kleinen Geländewagen, die sich mit Allradantrieb bestellen lassen.

Unter der Haube handzahm

Unter dem Blech sieht es eher bieder aus. Da gibt das SUV-Coupé den sanften Streber. Schon die Basismotorisierung ist ein vernünftiger 1,2-Liter-Motor mit mageren 85 kW/116 PS, die so gar nicht zum forschen Auftritt passen wollen.

Auch einen Hybrid gibt es, den die Japaner vom Prius übernommen haben. Aus der Kombination eines 1,8 Liter großen Benziners, eines E-Motors und eines Puffer-Akkus schöpft der C-HR 90 kW/122 PS. Zumindest kann er ein paar hundert Meter rein elektrisch fahren und gerade im Stadtverkehr viel Energie durch Rekuperation zurückgewinnen.

Vernünftig, nicht vergnüglich

Sonderlich sportlich lässt sich das SUV damit zwar nicht bewegen. Schließlich zieht sich der Spurt von 0 auf 100 km/h stolze 11,0 Sekunden. Bei 170 km/h geht dem C-HR schon wieder die Puste aus. Und auch wenn Toyota mit dem Generationswechsel das Planetengetriebe deutlich verbessert hat, zehrt die stufenlose Automatik mit hohen Drehzahlen und zäher Kraftübertragung noch immer an den Nerven.

Doch dafür reichen dem kleinen Kraxler auf dem Prüfstand 3,8 Liter (CO2-Ausstoß 43 g/km) und er muss sich anders als die meisten SUV nicht als unvernünftiger Säufer schelten lassen. Außerdem hat Toyota schon angedeutet, dass es nicht bei den beiden Motoren bleiben muss.

Fazit: Zwischen Karikatur und Charakter

Wenn Toyota etwas macht, dann richtig - selbst wenn es ein Kurswechsel ist. Deshalb sieht der C-HR so radikal aus, dass man nur schwer zwischen Karikatur und Charakterkopf unterscheiden kann. Doch am Ende ist das Design nur Show und es zählt die Substanz. Und die ist mit ordentlichen Platzverhältnissen, zeitgemäßer Technik und einem konkurrenzlosen Antrieb allemal solide.

Datenblatt: Toyota C-HR 1.8 VVT-iHybrid

Motor und Antrieb

 Vierzylinder-Benziner   Hubraum:  1797 ccm Max. Leistung:  72 kW/98 PS bei 5200 U/min Max. Drehmoment:  142 Nm bei 3600 U/min E-Motor  Max.  Leistung: 52 kW/72 PS Max. Drehmoment:  163 Nm Systemleistung:  90 kW/122 PS bei 5000 U/min Antrieb:  Frontantrieb Getriebe:  stufenlose Automatik

Maße und Gewichte

 Länge:  4,36 m Breite:  1,79 m Höhe:  1,56 m Radstand:  2,64 m Leergewicht:  1380 kg Zuladung:  480 kg Kofferraumvolumen:  377 Liter

Fahrdaten

 Höchstgeschwindigkeit:  170 km/h Beschleunigung 0-100 km/h:  11,0 s Durchschnittsverbrauch:  3,8 Liter/100 km Reichweite:  1130 km CO2-Emission:  43 g/km Kraftstoff:  Super Schadstoffklasse:  EU6 Energieeffizienzklasse:  A+

Kosten

 Basispreis des Toyota C-HR:  21 990 Euro Grundpreis des Toyota C-HR 1.8 VVT-i Hybrid:  27 390 Euro Typklassen:  k.A. Kfz-Steuer:  36 Euro/Jahr

Wichtige Serienausstattung

 Sicherheit:  Sieben Airbags, Safety-Sens-System, Verkehrszeichenerkennung Komfort:  Klimaautomatik, Rückfahrkamera, Digitalradio Spritspartechnik:  Hybrid-Antrieb, Start-Stopp-Automatik

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