Nürburgring Unternehmer-Duo präsentiert seine Zukunftsvision für die Rennstrecke

NÜRBURGRING · Wenig Eindruck hat die vom Land Rheinland-Pfalz gegen die Betreiber des Nürburgrings erwirkte Zahlungs- und Räumungsklage gemacht. Am Donnerstag präsentierten die beiden Geschäftsführer der Nürburgring Automotive GmbH, Jörg Lindner und Kai Richter, ihre Vorstellungen von der Zukunft der Rennstrecke.

Ist zuversichtlich: Das Nürburgring-Duo Jörg Lindner (r.) und Kai Richter.

Ist zuversichtlich: Das Nürburgring-Duo Jörg Lindner (r.) und Kai Richter.

Foto: ap

Diese werde mit dem Unternehmer-Duo stattfinden. Zur anhängigen Klage sagte Lindner: "Wir sind sehr sicher, dass wir das Verfahren gewinnen." Falls ein Gerichtsverfahren überhaupt zustande kommt. Gestern wurden nämlich die Verhandlungen über ein Schiedsverfahren wieder aufgenommen. Lindner: "Die Parteien liegen nur noch Millimeter auseinander." Richter und Lindner nutzten eine eigens angesetzte Pressekonferenz auch dazu, Geschäftszahlen zu präsentieren. Danach gleicht die Arbeit der Nürburgring Automotive einer Erfolgsstory. Man habe den Umsatz verdoppeln können, für 2013 werde ein Gewinn von 6,4 Millionen Euro anvisiert.

Selten kommt es vor, dass die grundsätzlich in Mainz tagende Landespressekonferenz umzieht. Gestern war es soweit. Der Tross zog zum Nürburgring und nahm zur Kenntnis, dass die Ring-Betreiber seit der Privatisierung der legendären Rennstrecke nahezu eine Verdoppelung des Umsatzes (von 32,6 Millionen Euro in 2009 auf 58,2 Millionen von Mai 2011 bis April 2012) erwirtschaftet hätten. Unter dem Strich sei ein Gewinn von einer Million Euro herausgekommen.

Richter und Lindner gehen davon aus, im kommenden Jahr einen Umsatz von mehr als 63 Millionen Euro in den Büchern vermerken zu können. Anvisierter Reinertrag: 6,4 Millionen Euro. "Unser erzieltes Ergebnis bestätigt umso mehr die erfolgreiche Projektierung, weil wir zu Beginn der Entwicklung mit unrealistischen und absolut geschönten Besucher- und Geschäftszahlen getäuscht wurden", sagte Richter wörtlich.

Die Automotive habe von Beginn an mehr als 2300 Mängel zu beheben gehabt und nicht funktionierende Teile des Pachtobjektes betriebsfertig gemacht. Für den schachmatt gesetzten "Ringracer" habe es vom Hersteller eine Schadenersatzzahlung an das Land gegeben, die leider nicht an die Betreiber weitergereicht worden sei.

Optimistisch in die Zukunft

1440 Veranstaltungen habe es im abgelaufenen Geschäftsjahr am Nürburgring gegeben, 305.300 Tickets habe man verkauft, 890 Busgruppen seien in die Region geholt worden, ergänzte Richter seine Erfolgsbilanz.

Um das Unternehmen "schlank, effektiv und flexibel" zu machen, habe es eines Stellenabbaus bedurft. "Die Zukunft des Nürburgrings sehen wir sehr positiv, aber nur, wenn die Regierung in Mainz den Mut hat, Fehler der Vergangenheit einzugestehen, Fehlinvestitionen abzuschreiben und die gesamte Anlage zu privatisieren", so Richter. Eine Teilprivatisierung werde nicht funktionieren.

"Wir schulden dem Land nichts, es gibt keine offenen Forderungen", erklärte Lindner. Das Land fordere jedoch eine volle Pachtzahlung für ein Modell, das so nicht funktioniere. "Wir haben unsere Pacht bezahlt, aber mit bestimmten Aufwendungen verrechnet", so Lindner.

Ebenfalls gestern wurden auch die Gespräche zwischen der Automotive GmbH und dem Land "auf juristischer Arbeitsebene" wieder aufgenommen. Ein im Streitverfahren von Lindner und Richter vorgelegter Vergleichsvorschlag sei von der Landesregierung als "verhandlungswürdig" akzeptiert worden. Über den Inhalt des Vorschlages wollten die Ringbetreiber keine Auskunft geben. "Es gibt aber Übereinstimmung, die unterschiedlichen Rechtsauffassungen nicht in langwierigen Prozessen, sondern in einem Schiedsverfahren zu klären", so Richter. Trotz politischer Drohgebärden habe man am Nürburgring einen kühlen Kopf bewahrt.

Formel 1

Die Wahrscheinlichkeit, dass es auch in Zukunft Formel-1-Rennen auf dem Nürburgring geben wird, ist offenbar gering. "Wir sind wenig optimistisch", sagten die Rennstreckenbetreiber Kai Richter und Jörg Lindner gestern. Nicht zuletzt wegen der derzeitigen juristischen Auseinandersetzung zwischen der Automotive GmbH und dem Land Rheinland-Pfalz sei der Verhandlungsausgang "sehr ungewiss". Richter: "Es wird für die Formel 1 hier am Nürburgring sehr sehr schwer."

Beim bisher letzten Formel-1-Rennen auf dem Ring im Juli 2011 habe Ministerpräsident Kurt Beck in Anwesenheit von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone Richter und Lindner beauftragt, einen neuen Vertrag über künftige F1-Rennen in der Eifel auszuhandeln. In vier Treffen sei "ein äußerst attraktives Ergebnis" erzielt worden, berichtete Richter. Der Landeszuschuss sei dabei von bislang 13 Millionen Euro auf weniger als zehn Millionen Euro herunter gefahren worden.

Leider sei nun feststellbar, dass der Koalitionsvertrag der rot-grünen Landesregierung wohl kein Formel-1-Rennen mehr am Nürburgring vorsehe. Das sei sehr unverständlich, zumal das Rennen einen Umsatz von 60 Millionen Euro in die Region Eifel bringe.

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