Rock am Ring 2015 Das war Rock am Ring 2015

MENDIG · So geht Rock am Ring: Nach dem sehr guten Premierentag am Freitag lässt sich auch nach den zwei darauffolgenden Festivaltagen konstatieren, dass die Traditionsveranstaltung und das kleine Örtchen Mendig hervorragend zusammenpassen.

Folgerichtig hat Marek Lieberberg am Sonntagnachmittag verkündet, dass auch Rock am Ring 2016 in Mendig stattfinden wird. Neben den Rahmenbedingungen überzeugte dieses Jahr auch das Musikprogramm, das sehr breit gefächert über viele Genres hinweg zusammengestellt war, fast durchweg.

Was der Film Noir für das Kino ist, sind Interpol für die Musik

Abseits des American-Pie-Punk von Zebrahead und so mancher kleineren und größeren Rap-Verirrung gab es am Samstag eine ganze Menge Glanz: Allen voran die New Yorker Interpol lieferten mit ihrem fein austarierten Postpunk ein hochkarätiges Set, das allerdings eher den Fan begeisterte als den Betrunkenen im Hasenkostüm. Was der Film Noir für das Kino, sind Interpol für die Musik - das hätte am späten Abend sicher noch besser funktioniert als in der Nachmittagssonne.

Kraftklub lieferten mit ihrer oft an die Hives erinnernden Turbo-Melange aus Pop, Punk und Rap einen Vorgeschmack auf das, was sich später bei Deichkind im Publikum abspielen sollte. Doch erst einmal waren noch The Prodigy an der Reihe: Ihr Electropunk funktioniert auch heute noch bei der Masse - insbesondere die alten Hits wie "Firestarter", "Smack My Bitch Up" und "Breathe" starteten vor der von permanentem Blitzlichtgewitter erhellten Hauptbühne voll durch.

Deichkind bieten eine Bombast-Show

Und dann: Eskalationsstufe 1 - Deichkind! Was die Hamburger auf die Bühne bringen, ist mit normalen Worten fast nicht zu beschreiben. Jeder Song ist komplett durchchoreographiert, das Bühnenbild dank mobiler und individuell beleuchtbarer Quader in stetigem Wechsel begriffen, die Bandmitglieder immer in unterschiedlichen Gaga-Kostümen unterwegs, sodass man nur aus nächster Nähe erkennen kann, wer da jetzt gerade lässig ins Mikro rappt. Eine Bombast-Show.

Doch wer die Musik, die man wohl mit Rap-Technolore bezeichnen kann, für ein reines Partyding hält, muss auf die Zwischentöne achten: Da steckt viel Kulturkritik und Politik drin. Gegen Ende dieser ultimativen Performance fahren Deichkind in einem überdimensionalen Fass durch das Publikum und schwenken eine Fahne, auf der steht: "Refugees welcome" - Flüchtlinge willkommen. Den dazu passenden Song hatten sie schon vorher gespielt: "Leider geil".

AnnenMayKantereit sorgen für Gansehaut pur

Zu den weiteren Höhepunkten zählte gestern vor allem ein Außenseiter: Die Kölner Band AnnenMayKantereit sorgte am Nachmittag auf der Zeltbühne für Gänsehaut pur. Sänger Henning May - ein Bubi mit Reibeisenstimme - hat die Gabe, den passenden Soundtrack für schwierige Beziehungskisten zu schreiben und trifft damit sehr authentisch und ohne Pathos den Nerv von vielen Menschen.

Gleiches gilt für Frank Turner. Der Songwriter aus England tourt seit Jahren um den Globus und hat sich eine veritable Fanbase erspielt. Seinen Song "Eulogy" trägt er mit putzigem Akzent auf Deutsch vor. Die Beatsteaks kommen hingegen aus Berlin, singen aber vorwiegend englische Texte.

Immer wieder beeindruckend, mit welcher Bühnenpräsenz Sänger Arnim Teutoburg-Weiß die Masse im Griff hat. Der typische Mix aus Punkrock, Pop und gelungenen Covern von Alltime-Classics ist das ideale Festivalprogramm und holt wirklich jeden ab, der ein Faible für Gitarrenmusik hat.

Am Abend begeisterten noch die Foo Fighters die Rockfans vor der Hauptbühne. Motörhead, die sich als "lauteste Band der Welt" bezeichnen, trieben den Einsatz von Ohrenstöpseln in die Höhe, und Slipknot gaben weit nach Mitternacht den Rausschmeißer.

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