Mehr als die „blaue Feuerwehr" Tag der offenen Tür beim THW in Sinzig

Sinzig · Das Technische Hilfswerk (THW) Sinzig hat bei seinem "Türöffner-Tag" großen Besucherandrang verzeichnet. Vor allem die Kinder hatten Spaß, als sie Bekanntschaft mit Hydraulikspreizer und Leonardobrücke machten.

 Feinarbeit: Mit der Hydraulikschere gilt es einen mit Wasser gefüllten Ballon zu versetzen.

Feinarbeit: Mit der Hydraulikschere gilt es einen mit Wasser gefüllten Ballon zu versetzen.

Foto: Martin Gausmann

. Aufklärungsbedarf war offensichtlich da. Genauso wie Spaß geboten war beim Tag der offenen Tür des Technischen Hilfswerkes (THW), Ortsverband Sinzig. Wohl auch, weil es seit der Einweihung des Standorts nach dem Umzug an den Sinziger Mosaikweg keinen allgemeinen Tag der offenen Tür mehr gegeben hatte, war der Andrang auch für die Ausrichter überraschend.

Dass viele Kinder kamen, überraschte wohl weniger. Schließlich beteiligte sich das THW damit am bundesweiten Türöffner-Tag der Sendung mit der Maus und hatte sich einiges einfallen lassen. Hier blinkte Blaulicht, dort hämmerte es und wenige Meter weiter wurde tonnenweise Material bewegt.

Mit einem „Laufzettel“ absolvierten die Kinder sechs Stationen, an denen sie mehr über die Arbeit des THW erfuhren und auch, dass das THW mehr ist als eine „blaue Feuerwehr“, wie manche sie nannten: Wo zwei Bobbycars sich verkeilt hatten, stülpten die Kinder die ihnen zum Teil bis zur Wade reichenden Rettungswesten über und sicherten die vermeintliche Unfallstelle mit Pylonen und Blinkleuchten ab. Mit einem Hydraulikspreizer versetzten sie voll Feingefühl mit Wasser gefüllte Ballons von A nach B. Sie übten sich im Sandsackzielwurf und an der Kübelspritze, sicherten eine Rettungspuppe auf einer Trage mit Seilen und kriegten nicht genug vom Bauen einer tragfähigen „Leonardobrücke“ – dies ausschließlich aus Hölzern und ohne jegliches weiteres Material wie Schrauben oder Nägel. Da fragte kein Kind nach Handy oder Tablet-PC. Selbst die Stempel, die sie an jeder Station bekamen, und die kleinen Preise am Schluss, wurden bei einigen fast zur Nebensache: Überall waren die Kinder mit Eifer bei der Sache.

Im Vorfeld hatten die THWler wochenlang Anlage und Ausrüstung auf Vordermann gebracht und wirklich so gut wie jede Tür geöffnet: Selbst in die Einsatzzentrale konnten die vielen Besucher hineinschauen, drinnen großformatige Fotos von Einsätzen und Filme aus der THW-Historie anschauen und bei Führungen fragen, was ihnen unter den Nägeln brannte. Vor allem aber hatte das THW auch Lager und Hallen für die Besucher frei gemacht und viel schweres Gerät nach draußen gefahren und aufgebaut. Schon auf der für den Verkehr gesperrten Straße stand ein rund neun Meter langer Lkw mit einem bis auf gut 14 Meter ausfahrbaren Kran, mit dem Lasten von bis zu 3,2 Tonnen gehoben werden könne, wie der Fahrer berichtete.

Dahinter diente ein Hochwassersteg, wie ihn manche Rhein-Anlieger kannten, als „Tribüne“, um ins Mehrzweckboot zu schauen. Dazwischen vier Pontons: Mit diesen schwimmenden Allzweck-Plattformen, die auch mit Motor versehen oder gekoppelt werden können, können Menschen, Tiere und Güter transportiert werden. Sie lassen sich zu Arbeitsflächen, Fähren oder auch Brücken verbinden. Bei Vorführungen wurde eine vermeintlich verletzte Person von einer fünf Meter hohen Plattform per Leiterhebel geborgen, ein „Verletzter“ wurde aus einem Tunnel gerettet, und unübersehbar schraubten und steckten die aktiven THWler aus insgesamt rund zwei Tonnen Material vor den Augen der Zuschauer eine 16 Meter lange und rund drei Meter breite Behelfsbrücke zusammen. „Das ist wie Fischertechnik für Große“, fand einer.

Ein nicht unpassender Vergleich, „denn das System ist bundesweit bei allen THW-lern einheitlich“, fand Daniel Gronwald, Leiter des technischen Zuges. Und das THW ist nicht nur was für Jungs. Dafür stand auch die stellvertretende Ortsbeauftragte Rebecca Siegsmund, die zu den mehr als 20 Prozent Frauen beim THW Sinzig gehört. Und Verstärkung stand in den Startlöchern: „Ich will auch THW werden“, erklärte eine Fünfjährige am Ende des Tages. Mit sechs Jahren darf sie das.

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