Doppelter Abiturjahrgang Stadtschulpflegschaft informiert zu Auswirkungen der Abiturientenflut

Bonn · "Verdammter Doppeljahrgang", entfuhr es einem Abiturienten, der ebenso wie zahlreiche Eltern der Einladung Hartmut Dutz ins Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium gefolgt war. Der Stadtschulpflegschaftsvorsitzende wünschte sich bei der Begrüßung, dass die Teilnehmer nach diesem Abend "entspannter ins weitere Leben starten" mögen.

Was sein Stadtschulpflegschaftskollege Ulrich Meier mit der Präsentation des Zahlenmaterials dann jedoch erst einmal schwer machte.

Für das Gros der diesjährigen NRW-Abiturienten werde der Sprung an die Hochschulen schwer. Eigentlich strebten in jedem Jahrgang 75 Prozent ins Studium, 56 Prozent sogar sofort ohne Warteschleife in Freiwilligen sozialen Jahren oder ähnlichem. Andererseits seien die Zahlen der Studienanfänger schon in den letzten Jahren auch ohne NRW-Doppeljahrgänge rasant gestiegen. "Die offiziellen Prognosen für dieses Jahr sehe ich als politisch gefärbte Zahlen an", so Meier.

Auf die Hochschulen komme eine Schwemme von Aspiranten zu. Die im Hochschulpakt II auf Basis von Zahlen von 2009 geplanten zusätzlichen Geldmittel reichten bestimmt nicht aus, das Problem zu beheben. "Von Ihnen ist also Flexibilität gefragt", sprach Meier die jungen Zuhörer direkt an.

Als Optionen müssten NRW-Abiturienten etwa auch Studienorte in den neuen Bundesländern in Betracht ziehen oder Freiwilligenarbeit einschieben, riet Meier.

Für die Universität Bonn versprach Professor Volkmar Gieselmann, mit den Mitteln des Hochschulpakts die Studienplatzkapazitäten um einige Hundert auszubauen. Konkrete Zahlen würden aber erst ab nächster Woche erarbeitet.

Zusätzliches Personal sowohl in Lehre, Beratung und Verwaltung werde eingestellt. Räumliche Erweiterungen seien jedoch problematisch. Die Frage, ob der Numerus Clausus als Auswahlkriterium jetzt in vielen Fächern steige, musste Gieselmann bejahen. "Der örtliche NC wird von uns aber nicht vorgegeben, sondern ergibt sich nur aus Angebot und Nachfrage."

Eine personelle wie räumliche Kapazitätserweiterung für die Doppeljahrgänge versprach auch Professor Manfred Kaul für die Hochschule Rhein/Sieg. "Wir wissen durch unsere enormen Zuwächse an Studenten schon in den vergangenen Jahren aber, wie man das verkraftet", strahlte er Zuversicht aus.

Gelassenheit sei auch für ihn das Gebot der Stunde, ergänzte Dario Thomas von der Geschäftsführung der Industrie und Handelskammer Rhein/Sieg Bonn. Und machte den jungen Leuten im Publikum Appetit auf die Alternative, eine "Karriere mit Lehre". Das duale Studium mit Bindung an einen Betrieb sei ebenfalls eine gute, wenn auch sehr anstrengende Option.

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